Johannes Kepler
Gedenktag evangelisch: 15. November
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
Johannes, Sohn von Heinrich Kepler und Katharina, als Frühgeburt von sieben Monaten zur Welt gekommen, war ein kränkliches und schwächliches Kind; nach einer Erkrankung an Pocken blieb ihm ein Augenschaden. Seine Eltern beschrieb er als jähzornig und streitsüchtig, sein Vater wurde mehrfach wegen Raufereien bestraft. Als er drei Jahre alt war, zog die Familie aus dem katholischen Weil der Stadt ins protestantische Leonberg, wo am Wohnhaus nun eine Gedenktafel angebracht ist; dort war inzwischen Martin Luthers Forderung nach einer allgemeinen Schulpflicht umgesetzt worden, ab 1577 konnte Kepler die Elementarschule besuchen, dann die Lateinschule. 1584 bekam er das herzogliche Stipendium an der Klosterschule in Adelberg bei Göppingen, 1586 kam er an die höhere Klosterschule nach Maulbronn, 1589 ins Stift nach Tübingen, wo er das Grundstudium der sieben freien Künste mit der Magisterprüfung abschloss und anschließend Evangelische Theologie, Mathematik und Astronomie studierte.
Wegen seines Augenschadens konnte Johannes Kepler selbst keine Beobachtungen am Himmel machen - er sah wohl nie selbst einen Stern. Aber er hörte bei Professor Michael Mästlin zum ersten Mal von Kopernikus und seiner umwälzenden These, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt des Planetensystems stehe. Weil sein kritischer Geist nicht mit den Dogmen der lutherischen Orthodoxie übereinstimmte - so hatte er neben der Frage des geozentrischen Weltbildes auch Differenzen in der Lehre über das Abendmahl - bekam er nicht die gewünschte Anstellung als Pfarrer in Württemberg. In Graz fand er 1594 eine berufliche Aufgabe als Landschaftsmathematiker und Lehrer am protestantischen Gymnasium und wohnte in der Stempfergasse 6. 1597 heiratete er die Witwe Barbara von Mühleck
1596 erschien Keplers Schrift Mysterium cosmographicum
, Geheimnis des Weltbaus
, die ihn als fähigen
Nachwuchswissenschaftler der Astronomie bekannt machte. 1600 wurde er aus
Graz ausgeweisen, weil er Protestant war; er
fand eine Anstellung als Gehilfe von Tycho Brahe in
Prag, nach dessen Tod 1601 wirkte er als
dessen Nachfolger im Amt als kaiserlicher Mathematiker und Hofastronom, wobei er nur unregelmäßig besoldet wurde. Eine
Rückkehr nach Graz, wo inzwischen die Gegenreformation gesiegt hatte, oder nach
Württemberg, wo ihm der Zugang zum Pfarramt weiterhin wegen
Zweifeln an seiner Rechtgläubigkeit verschlossen blieb, war nicht möglich, deshalb musste Kepler in Prag bleiben.
Tycho Brahe hatte durch präzise Beobachtung Zweifel an der kreisförmigen Bahn der Planeten gewonnen; Kepler versuchte
zunächst, an der Kreistheorie festzuhalten, weil sie der göttlichen Harmonie entspreche. Aber 1605 erkannte er, dass die
Bahn des Planeten Mars eine Ellipse ist - Grundlage für sein 1609 veröffentlichtes Hauptwerk Astronomia nova
mit den ersten beiden von ihm entdeckten Gesetzen der Planetenbewegung: Alle Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen,
in deren einem Brennpunkt die Sonne steht, und die Linie zwischen Planet und Sonne überstreicht in gleichen Zeiträumen
gleiche Flächenstücke, was dazu führt, dass ein Planet in der Zeit, da er der Sonne näher ist, sich schneller bewegt.
Kepler hat damit als erster eine Erklärung der Bewegung der Planeten gegeben, die deren Ursache in der Kraft der Sonne
erkennt und ist damit neben Galieo Galilei der Begründer der modernen wissenschaftlichen Astronomie. Dies brachte ihn
aber in Konflikt mit den Kirchen; seine Epitome Astronomiae Copernicanae
, Zusammenfassung der Astronomie des
Kopernikus
, wurde vom Vatikan verboten; Kepler fürchtete, keinen Drucker für
seine Bücher mehr zu finden. Für ihn waren Religion und Forschung kein Widerspruch, Astronomie war für ihn eine Form der
Theologie, denn Gott schuf den Kosmos so, dass der Mensch den Schöpfungsplan begreifen kann.
1611 starb Keplers Frau. Im selben Jahr erschien das Buch Strena seu de Nive Sexangula
Über die sechseckige
Schneeflocke
mit der Vermutung des atomaren Aufbaus der Materie, gewonnen durch die Beschäftigung mit Schneekristallen.
Nach dem Tod seines Gönners, Kaiser Rudolf II., und nachdem die Übernahme einer Pfarrstelle in
Württemberg wieder abgelehnt worden war, ging Kepler aus
finanziellen Gründen 1612 als Professor nach Linz, wo er an der protestantische Landschaftsschule wirkte, die im
Landhaus
untergebracht war.
Auf Intervention aus Württemberg wurde er auch in
Linz wegen mangelnder Rechtgläubigkeit von der
Teilnahme am Abendmahl ausgeschlossen, denn er vertrat in der Frage der Elemente beim Herrenmahl eine an
Calvin angelehnte Auffassung. Bahnbrechendes leistete Kepler auch für die Optik mit den
Grundlagen der geometrischen Optik
und dem 1611 erschienen Dioptrice
, Werkzeug zum Durchblick
, worin
er die Theorie der Linsen und des Fernrohrs entwickelte. 1613 unterstützte er auf dem Reichstag im
Reichssaal in Regensburg die Vorschläge von
Papst Gregor XIII. zur Kalenderreform.
1613 heiratete Kepler die 18 Jahre jüngere Susanna Reutinger nach einem Auswahlverfahren, bei dem er nicht weniger
als elf Kandidatinnen über viele Monate begutachtet hatte. Weil er eine falsche Abrechnung der Weinmenge für seine
Hochzeitsfeier vermutete, beschäftige er sich nun mit Formeln zur Flächen- und Volumenbestimmung, was 1615 zu seinem
Buch Nova Stereometria Doliorum Vinariorum
, neue Raumgeometrie für Weinfässer
, führte. 1619 veröffentlichte
er mit Harmonia mundi
das dritte Gesetz der Planetenbewegung: die zweite Potenz der Umlaufzeit von Planeten verhält
sich wie die dritte Potenz ihrer mittleren Entfernung von der Sonne. Damit waren die Gesetzmäßigkeiten der Planetenbewegung
als Grundlage der modernen Astronomie vervollständigt; die Ursache der Bewegung vermutete Kepler aber noch in einer
magnetischen Kraft, erst Isaac Newton entdeckte sie 1687 in der Gravitation. Hinter Keplers mathematischer Erkenntnis
scheint auch sein mystisch-religiöses Denken auf: für ihn war der Himmel ein Abbild der Trinität Gottes als Dreiheit aus
Sonne, Fixsternen und Weltraum.
Schon seit 1615 stand seine Mutter in Leonberg im Verdacht der Hexerei, 1620 wurde sie verhaftet; mit Hilfe von Freunden aus Tübingen und Stuttgart kümmerte Kepler sich um die Verteidigung, erreichte zunächst einen Freispruch und holte sie 1616 zu sich nach Linz; sie kehrte aber bald in ihre Heimat zurück, wurde wieder verhaftet, angeklagt, gefoltert; zum Prozess 1621 erschien Kepler selbst als ihr Verteidiger und erreichte schließlich ihre Freilassung, aber sie starb schon bald an den Folgen der 14 Monate andauernden Haft.
1626 musste Kepler den Wirren des Dreißigjährigen Krieges weichen und kam erst nach Ulm, dann nach Regensburg und 1628 nach Sagan - dem heutigen Żagań in Polen - an den Hof von Herzog Albrecht von Wallenstein, dem Generalfeldmarschalls der Katholischen Liga. Wallenstein schätzte Kepler trotz seines anderen Glaubens, stellte ihm auch die Begleichung der Schulden der Kaiser und damit die Lösung seiner finanziellen Probleme in Aussicht. Er verlangte von ihm vor allem genaue Horoskope - Astronomie war damals stark mit der Astrologie verbunden; Kepler soll auch Wallensteins Sterbedatum vorausgesagt haben. Nachdem Wallenstein von der Katholischen Liga abgesetzt wurde, konnte er Kepler nicht mehr unterstützen, der reiste deshalb ins Schloss nach Linz, um vom Kaiser den ausstehenden Lohn in beträchtlicher Höhe einzufordern. Unterwegs starb Kepler in Regensburg an den Strapazen der Reise.
Keplers Grab in Regensburg ging in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verloren. Aus Geldnot verkauften seine Nachfahren den Nachlass; den größten Teil kaufte die russische Zarin Katharina die Große und gab ihn an die Sternwarte Pulkowo bei St. Petersburg weiter, wo er bis heute liegt.
Gut aufbereitet sind die Seiten des Johannes-Kepler-Gymnasium in Leipzig mit Informationen über den Namenspatron der Schule.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das Kepler-Museum in seinem Geburtshaus in Weil der Stadt ist von Donnerstag bis Sonntag von 11 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 16 Uhr (sonntags bis 17 Uhr) geöffnet, der Eintritt beträgt 2 €, für Jugendliche und Studenten 0,50 €. (2014)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 07.11.2023
Quellen:
•
• Chronik-Kalender 2005, Harenberg, Dortmund 2004
• Rainer Klüting: Johannes Keplers Kampf gegen sein eigenes Weltbild. Stuttgarter Zeitung, 16. Januar 2009
• Hans-Joachim Albinus: Johannes Kepler - Erforscher des Schöpfungsplans. Stuttgarter Zeitung, 23. Dezember 2015
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.