Ökumenisches Heiligenlexikon

Karl I. der Große

1 Gedenktag katholisch: 28. Januar
Hochfest in der Stadt Aachen
in Aachen: Übertragung der Gebeine: 27. Juni, 27. Juli

1 Gedenktag evangelisch: 28. Januar

Name bedeutet: der Tüchtige (althochdt.)

Kaiser des Frankenreiches
* 2. April747/748 (?)
28. Januar 814 in Aachen in Nordrhein-Westfalen


Statue, wohl um 1165, in der Klosterkirche in Müstair
Statue, wohl um 1165, in der Klosterkirche in Müstair

Karl übernahm nach dem Tod seines Vaters Pippin des Kleinen, im Jahr 768 Titel und Regierung als König der Franken gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann und nach dessen Tod 771 die Alleinherrschaft. Sein Reich vergrößerte er durch die Besetzung von Pavia und die Machtübernahme in der Lombardei 774, im selben Jahr zog er mit Einverständnis des Papstes in Rom ein, wo Hadrian I. ihn im Petersdom empfing. Dann wandte er sich nach Bayern, wo er 781 Herzog Tassilo III. zwingen konnte, sich ihm zu unterwerfen, und nach Sachsen, wo er 782 beim Blutgericht von Verden im Sachsenhain bei Verden< an der Aller angeblich 4500 Sachsen niedermetzeln ließ, nachdem diese sich geweigert hatten, das Christentum anzunehmen. Ab 786 ließ er in Aachen eine neue Pfalz - an der Stelle des heutigen Rathauses - und eine Kapelle - an der Stelle des heutigen Domes - errichten. 795/796 gelang ihm die Unterwerfung des Gebietes der Awaren, deren Führer Karl selbst in Aachen taufte. Den aus seiner Residenz im damaligen Lateranspalast - dessen Reste heute im Sanktuarium Scala Santa in Rom erhalten sind - geflohenen Papst Leo III., der nach seiner Wahl die Schlüssel vom Grab des Petrus und das Banner der Stadt Rom an Karl gesandt und damit dessen Schutzherrschaft über Rom anerkannt hatte, nahm Karl 799 in seiner Pfalz in Paderborn auf, bestätigte dem Papst die Herrschaft über den Kirchenstaat und wurde am 25. Dezember 800 im Petersdom in Rom durch Papst Leo zum Kaiser gekrönt.

Figurengruppe: Christus mit Papst Leo III. und Kaiser Karl, um 1890, am Rathaus in Aachen
Figurengruppe: Christus mit Papst Leo III. und Kaiser Karl, um 1890, am Rathaus in Aachen

Karls Bedeutung liegt weniger in seinem frommen Leben, als in seiner politischen und geschichtlichen Wirksamkeit. Sein Eheleben entsprach den lockeren Gepflogenheiten des fränkischen Adels mehr als den Normen christlicher Lehre; er war funf Mal verheiratet; von seiner ersten Frau Hiltruf ließ er sich scheiden, um aus politischen Gründen die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius zu heiraten, dann ehelichte er 771 die dreizehnjährige Hildegard aus Schwaben die ihm neun Kinder gebar und 783 starb; Fastrada, Tochter eines ostfränkischen Grafen, wurde ihre Nachfolgerin, schenkte ihm zwei Töchter und starb 794; ihr folgte nach einigen Jahren die schöne Liutgard, die 800 starb und nach der Karl sich nur noch mit Kebsfrauen verband.

Lorenzo Bernini: Statue, 1670, in der rechten Loggia des Petersdoms in Rom
Lorenzo Bernini: Statue, 1670, in der rechten Loggia des Petersdoms in Rom

Karls brutaler, 30 Jahre lang währender Feldzug gegen die Sachsen verdient nur mit Mühe den Titel Missionierung oder Christianisierung. Aber seine Bemühungen um Ordnung und Frieden im Reich begründeten das Staatskirchentum. Die Bildung förderte er mit Hilfe der von ihm gegründeten kirchlichen Schulen, das Verhalten der Menschen wollte er durch Intensivierung der Seelsorge bessern; damit der KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. in den Pfarreien seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte, wurde der Pfarrzehnte eingeführt. Mit seiner Politik legte Karl die Fundamente des christlichen Abendlandes, auf denen noch heute aufgebaut werden kann. Seine Politik hat der Kirche und damit auch dem Glauben in Europa bleibenden Raum verschafft.

„Triclinium-Mosaik”, mit dem Leo III. im Lateranspalast kurz nach seiner Rückkehr aus Paderborn seine Sicht der Machtaufteilung deutlich machen ließ. Vatikanische Museen in Rom
Triclinium-Mosaik, mit dem Leo III. im Lateranspalast kurz nach seiner Rückkehr aus Paderborn seine Sicht der Machtaufteilung deutlich machen ließ: Papst und Kaiser erhalten aus der Hand von Petrus die Symbole ihrer je eigenen Herrschaft: Fahne und Pallium. Beide knien auf gleicher Ebene zu Füßen Petri, der Papst allerdings rechts. Vatikanische Museen in Rom

Karl und die an seinem Hof versammelten Gelehrten - darunter Alkuin - betrieben die Kultivierung der rückständigen Landesteile im Norden und Osten des Reiches, ließen Kirchen und Klöster bauen und holten Reliquien ins Land. Karl wandelte den eher lockernen Lebensstil seiner jungen Jahre und kümmerte sich persönlich um die Ausbreitung des Glaubens, um Fragen der Liturgie, verfügte die Einführung von Glocken. Karls Strenge und Sanftmütigkeit standen in eigenartigem Zusammenhang, seine Sinnenfreudigkeit wird oft beschrieben. Auf Karls Initiative geht die Einführung der nach ihm benannten karolingischen Minuskel zurück, einer vereinfachten Schreibweise der lateinischen Buchstaben, die Grundlage unserer heutigen Schrift ist.

Die geschichtliche Bedeutung seiner überragenden Persönlichkeit spiegelt sich in Legenden und späteren Darstellungen, die Karl als Mann von riesigem Wuchs und mit übernatürlichen Kräften darstellen. Legenden berichten vom entspringen Lassen einer Quelle aus einem Felsen - wie einst durch Mose . für sein durstiges Heer; von Beichte und Sündenvergebung durch das von einem Engel gereichte Spruchband; von Karls Weihe und der Übergabe von Reliquien wie der Dornenkrone Christi durch den Kaiser von Byzanz - dem heutigen Ístanbul; der verloren geglaubte Handschuh mit den Blumen vom Kreuzholz erreichte den Wegreitenden mit einem Sonnenstrahl; Karl beweinte in einer Kapelle Eingeschlossene und sein Gebet befreite sie; er sah ausreitenden Rittern nach, schaute ihren Tod voraus und musste festgehalten werden, damit er sie nicht zurückrief; er wurde von Jakobus dem Älteren im Traum zur Hilfe gegen die Mauren aufgefordert, rief dann Jakobus um Hilfe an und die Mauern von Pamplona stürzten in sich zusammen.

Sarkophag, den Karl für seine Bestattung aus Rom nach Aachen bringen ließ. Die römische Arbeit aus dem 3. Jahrhundert stellt den Proserpina-Mythos dar, der von den Franken im Sinne der Auferstehung Jesu gedeutet wurde
Sarkophag, den Karl für seine Bestattung aus Rom nach Aachen bringen ließ. Die römische Arbeit aus dem 3. Jahrhundert stellt den Proserpina-Mythos dar, der von den Franken im Sinne der Auferstehung Jesu gedeutet wurde

Karl beendete sein tatenreiches Leben in Aachen, wo er 814 in seiner Pfalzkapelle - dem heutigen Dom -, in einem römischen Marmorsarkophag beigesetzt wurde. Verehrung zollte ihm schon Kaiser Otto III. mit der legendären Gruftöffnung. 1215 wurden seine Gebeine durch Kaiser Friedrich II. in den von Aachener Goldschmieden gefertigten prachtvollen Karlsschrein umgebettet. Reliquien kamen auch in den Dom nach Osnabrück.

Reliquiar, das die Schädeldecke von Karl dem Großen enthält, in der Schatzkammer des Domes in Aachen
Reliquiar, das die Schädeldecke von Karl dem Großen enthält, in der Schatzkammer des Domes in Aachen

Kanonisation: Auf Kaiser Friedrich Barbarossas Veranlassung erfolgte 1165 in Aachen die Heiligsprechung Karls durch Rainald von Dassel, den Erzbischof von Köln, im Auftrag von Gegenpapst Paschalis III., aber gegen den Willen von Papst Alexander III. Seit 1176 wird die Verehrung als Seliger geduldet: sie ist offiziell gestattet, nicht anerkannt, er ist deshalb nicht im Martyrologium Romanum verzeichnet.
Patron von Aachen; der Lehrer, Handelsmakler und Zinngießer

Catholic Encyclopedia
Catholic Encyclopedia: Karl und die Kirchenmusik

Eine gut gemachte Homepage über Karl den Großen mit ausführlichen Informationen zur Zeit- und Vorgeschichte des Reiches von Karl, zur Person und seiner Bedeutung und mit einer Reihe schöner Abbildungen betreibt Christian Ilaender bei der Universität in Paderborn.

Schriften von Karl und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Der Dom in Aachen ist täglich von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2021)
Der Petersdom - die Basilika Sancti Petri in Vaticano - in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 19 Uhr, mittwochs erst ab 13 Uhr geöffnet, der Eintritt ist wie in alle Kirchen Roms frei. Die Vatikanischen Grotten unter der Peterskirche mit dem Petrusgrab sind vom linken vorderen Vierungspfeiler des Petersdoms aus zugänglich und können von 8 Uhr bis 18 Uhr kostenfrei besucht werden. Der Besuch der darunter liegenden Nekropole ist nur nach Anmeldung unter scavi@fsp.va und mit Führung möglich, diese kostet 13 €. Der Besuch des Museums in der Sakristei ist von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr möglich, der Eintritt beträgt 5 €; der Besuch des Daches des Petersdoms, von dem man auch die Kuppel besteigen kann, kostet 6 €, bei der Fahrt mit dem Aufzug 8 €. (2017)
Der Dom in Osnabrück ist täglich von 7 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 28.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Evang. Gemeindeblatt für Württemberg, 52-53/2000
• http://www.vl-museen.de/aus-rez/pahlke99-1.htm nicht mehr erreichbar
• http://kaiser-karl-der-grosse-1672.gemaelde-webkatalog.de nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Christian Lohmer. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. III, Herzberg 1992
• Richard Mayer (Hg.): Die Heiligen in Deutschland. Verlag Neue Stadt, München 1987
• http://www.graubuendenkultur.ch/de_DE/address/klosterkirche.24605 nicht mehr erreichbar
• Hermann Brosien: Karl der Große. G. Freytag Leipzig und F. Tempsky Prag 1885

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.