Ökumenisches Heiligenlexikon

Notburg von Rattenberg

auch: Notburga
auch: von Eben

1 Gedenktag katholisch: 14. September
gebotener Gedenktag im Bistum Innsbruck, Salzburg und Passau: 13. September
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Feldkirch, Graz-Seckau, Bozen-Brixen und München-Freising: 13. September
Diözesankalender Linz

Name bedeutet: Schützerin vor / in Not (althochdt.)

Magd
* 1265 (?) in Rattenberg Tirol in Österreich
14. September 1313 (?) auf Schloss Rottenburg in Rotholz bei Buch in Tirol in Österreich


Christoph März: Sichelwunder der Notburg, 1931, in der Kapelle in Wawern in der Eifel
Christoph März: Sichelwunder der Notburg, 1931, in der Kapelle in Wawern in der Eifel

Über die Bauernmagd Notburg sammelte der Arzt und Volksschriftsteller Hippolyt Guarinoni die Legenden. Die Tochter eines Hutmachers, geboren am Stadtplatz - dem heutigen Sparkassenplatz in Rattenberg - kam demnach im Alter von 18 Jahren als Magd zu Heinrich dem I. aus dem bayerischen Geschlecht der Rapotonen auf das Schloss Rottenburg bei Rotholz in Buch in Tirol. Sie war ein Vorbild an Treue und Pflichterfüllung und wurde deshalb zur Schafferin - der Vorgesetzten aller Mägde - ernannt; deshalb wird sie auch mit Schlüsselgewalt dargestellt. Vorbildhaft waren auch ihre tätige und unablässige Nächstenliebe aus tiefer Frömmigkeit.

Wegen ihrer Mildtätigkeit wurde Notburg nach dem Tod von Heinrich I. und seiner Frau vom Nachfolger, Heinrich II., und dessen Frau Ottilia, gescholten; Ottilia untersagte die Versorgung von Hungernden mit Speiseresten. Deshalb habe Notburg sich selbst vom Mund abgesparte Lebensmittel den Armen gebracht; auf die Frage ihres Dienstherrn, was sie da trage, hätten sich die Lebensmittel in Essig und Holzspäne verwandelt. Nach zwei Jahren wurde sie schließlich entlassen. Als sie in ihrer Verzweiflung in der Rupertikirche in Eben am Achensee betete, wurde sie dort vom Spießenbauer als Magd eingestellt. Mit diesem hatte sie vereinbart, am Vorabend von Sonn- und Festtagen beim Vesperläuten mit dem Mähen aufzuhören, um sich in dem nahegelegenen Kirchlein auf den Feiertag vorzubereiten; als aber der Bauer darauf drang, die Arbeit auch beim Läuten fortzusetzen, rief sie Feierabend, hing ihre Sichel in die Luft, wo sie wundersam hängen blieb, bis sie sie nach ihrer Andacht wieder in die Hand nahm.

Nachdem Notburg fünf Jahre in Eben gearbeitet hatte, starb die junge Gräfin auf der Rottenburg und Heinrich II. heiratete Margarete von Hoheneck, die Schwester des Salzburger Erzbischofs. Notburg kehrte als Köchin in das Schloss zurück, nachdem sie die Erlaubnis zur Versorgung Armer erhalten hatte 1. Auch gelang es ihr, den Grafen mit seinem verfeindeten Bruder zu versöhnen.

Nach ihrem Tod sollte Notburg auf ihren Wunsch hin dort begraben werden, wo ein Ochsengespann anhalten werde; nachdem die Ochsen losgezogen waren, teilte sich der Inn - wie einst beim Auszug aus Ägypten unter Mose das Schilfmeer - und die Ochsen zogen hindurch und brachten Notburg zum Rupertikirchlein in Eben.

Notburgs Verehrung ist seit dem 15. Jahrhundert belegt. Notburg ist - neben der eigentlich nur als Ehefrau ihres heiligen Mannes kanonisierten Maria „Torribia” und der kirchlich erst seit dem 20. Jahrhundert verehrten Johanna von Orléans - die einzige Heilige des Mittelalters, die nicht einem Orden oder einem angesehenen Geschlecht angehörte; für gewöhnliche Menschen war es unmöglich, Beziehungen nach Rom herzustellen und dort die Kanonisation und auch einen Ablass zu erwirken, um die wirtschaftliche Grundlage einer Wallfahrt zu ermöglichen. 2 Sie ist zudem die einzige Heilige Tirols.

Notburga-Statue in der Pfarrkirche in Ebertshausen bei Dachau
Notburga-Statue in der Pfarrkirche in Ebertshausen bei Dachau

Notburg ist die meistverehrteste Heilige Tirols, ihr geweihte Kirchen und Altäre gibt es vor allem in Tirol, Bayern, der Steiermark und in Slowenien. Ihre Reliquien in der zunächst Rupert von Salzburg geweihten Kirche machten Eben zu einem viel besuchten Wallfahrtsort. Schon 1434 musste das Kirchlein deshalb vergrößert werden und wurde nun Notburg geweiht. Kaiser Maximilian I. ließ 1515 die Kirche vergrößern. 1718 wurde das Grab geöffnet, ihre Gebeine erhoben und nun in von den Gräfinnen im Palais Tannenberg in Schwaz gestifteten Kleidern und mit Edelsteinschmuck ausgestellt; 1738 wurde die Kirche neu gebaut, Notburgas bekleidete Gebeine fanden ihren Platz am Hochalter. Geschichten, Lieder und Schauspiele erzählen von ihr. Wegen des Tages der Kreuzerhöhung wird in der Umgebung ihrer Heimat Notburgs Gedenktag am Vortag begangen. Allein in Tirol und den umliegenden Gebieten gibt es mehr als 3550 künstlerische Darstellungen von Notburg. An einem Bauernhaus in Eben bezeugteine Inschrift das unweit geschehene Sichel-Wunder. Das Notburga-Museum im Pfarrhaus neben der Kirche in Eben wurde 2004 eröffnet. Jeden Mittwoch wird in der Notburgakirche ein Pilgergottesdienst abgehalten.

Die Rottenburg wurde 1860 vom Brixener Bischof Vinzenz Grasser gekauft, bis 1904 war sie bewohnt, seitdem zerfällt sie. 1891 wurde auf der Wiese unterhalb der Burg eine Notburg geweihte Kapelle errichtet, die 1956/57 mit Steinen der zerfallenen Burg neu gebaut wurde. 2005 wurde in Rotholz die Notburgabrücke erbaut an der Stelle, an der der Legende nach der Ochsenkarren mit Notburgs Leichnam den Inn überquerte. Neu angelegt wurde ein Bibelweg vom Dorf Rotholz zur Rottenburg. Die österreichische Bischofskonferenz ernannte Notburg 2008 zur Schutzpatronin der Trachten- und Heimatverbände.

Kanonisation: Zunächst gab es keine offizielle Kanonisation; 1625 wurde die Verehrung der nicht offiziell von Rom Heiliggesprochenen untersagt. Nun bemühte man sich um ein Verfahren; Kult und Verehrung für die einzige Heilige aus Tirol wurden 1862 durch Papst Pius IX. bestätigt.
Attribute: Sichel, Schlüsselbund, Getreidegarben, Schürze mit Brot, Wasserkanne (Notburga-Kandele)
Patron der Bauern, Dienstmägde und der Armen; der Trachten- und Heimatverbände; der Arbeitsruhe und des Feierabends; für eine glückliche Geburt; bei Viehkrankheiten und allen Nöten der Landwirtschaft

1 Tatsächlich bezeugt eine im Kloster in Fiecht erhaltene Urkunde aus dem Jahr 1337, dass die Grafen der Rottenburg sich verpflichteten, zumindest 300 - später 500 - Arme zu versorgen. In jenem Jahr erhielten 60 Kirchen, acht Klöster und sechs Spitäler größere Spenden, auf dem Georgenberg stifteten sie viele Messen.

2 Im mittelalterlichen Himmel, der so reich bestückt sei mit Bischöfen und Päpsten, mit Königen und Äbtissinen, stehe sie faktisch alleine da. Sie wäre eine Fremde, ja man wäre fast geneigt zu sagen, sie sei eine himmlische Asylwerberin, sagte der Prediger beim Notburgafest 2015 in Eben, Universitätsprofessor Jozef Niewiadomski.

Bilder über Notburg


Catholic Encyclopedia

Anlässlich einer Ausstellung über Notburg wurde im Jahr 2001 eine eigene Webseite eingerichtet, die es nun leider nicht mehr gibt. In Buchform erhältlich ist aber der Ausstellungskatalog (Link mit Vergütung) Notburga: Mythos einer modernen Frau.

Beispiel für die Verehrung: Die Notburgawallfahrt in Weißling

Über Notburga und die ihr geweihte Kirche in Eben informiert die Webseite der Freunde der St. Notburgakirche

Das kleine Notburga-Museum neben der Kirche in Eben ist von Mai bis Oktober am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag jeweils von 15 bis 17 Uhr geöffnet. (2012)
Es informiert ausführlich auf der schön gestalteten Webseite www.notburga-museum.at





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 04.03.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.n/n901360.htm
• http://www.kirchenundkapellen.de/kirchenko/Notburg_von_Rattenberg.htm
• http://tt.com/tt/tirol/story.csp?cid=13374810&sid=56&fid=21
• Stiftskirche St. Josef - Benediktinerabtei St. Georgenberg-Fiecht. Kunstverlag Peda, Passau 2001
• Ludwig Penz: St. Notburga. Mutige Magd auf der Rottenburg. Berenkamp-Verlag, 4. Aufl., Innsbruck 2010
• Pater Thoma Naupp und Pfarramt Eben: St.-Notburga-Kirche in Eben am Achensee, Verlag St. Peter, Salzburg 2002
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
• Josef Schwaninger, Leiter des Notburga Museums in Eben

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.