Titus Brandsma
Taufname: Anno Sjoerd
Gedenktag katholisch: 26. Juli
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum München und Freising: 12. Juni
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Münster: 27. Juli
in den Niederlanden: 27. Juli
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Karmeliten und dem der Unbeschuhten Karmeliten: 27. Juli
Name bedeutet: die Wildtaube (latein.)
Titus Brandsma trat 1898 dem Karmeliterorden bei. Ab 1923 wirkte er als Professor
für Philosophie und Geschichte der Mystik an der katholischen Universität in Nimwegen /
Nijmegen, deren Gründungsrektor er war. 1932/33
wurde er Rector Magnificus
dieser Universität. Sein Wirken galt besonders der katholischen Presse und der Öffnung hin
zu ökumenischer Zusammenarbeit unter den Kofessionen. Nach der Besetzung der Niederlande war er Verbindungsmann der
katholischen Bischöfe zur katholischen Presse. Von Anfang an wandte er sich gegen den Nationalsozialismus, nannte ihn eine
schwarze Pest
und geißelte sie als heidnisch
und war einer der kompromisslosesten NS-Kritiker in Holland.
Insbesondere geißelte er die Judenverfolgung und dann den in Holland schon früh bekannt gewordenen Holocaust. Im Januar 1942
wurde er in seinem Kloster in Nijmegen verhaftet und zunächst im
Gefängnis in Scheveningen eingesperrt; dieser
Mann ist sehr gefährlich
, berichtete die Gestapo. Im Juni 1942 wurde er trotz schwerer Krankheit ins
Konzentrationslager Dachau gebracht, sechs Wochen
später als lebensunwertes Leben
vom Lagerarzt mit einer Giftspritze ermordet.
Im Februar 2009 wurden Titus Brandmas Reliquien aus der Kirche St. Mariä Geburt in Essen in das Mainzer Karmeliterkloster überführt.
Kanonisation: Schon seit Mitte der 1950er-Jahre betrieben die niederländischen Karmeliten die Seligsprechung von Titus Brandsma. Er wurde aber erst am 3. November 1985 als erster Häftling des Konzentrationslagers Dachau durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Nachdem Papst Franziskus 2021 ein auf Titus' Fürsprache gewirktes Wunder anerkannte, fand am 15. Mai 2022 durch ihn in Rom die Heiligsprechung statt.
Worte des Heiligen
Nach seiner Verhaftung am 19. Januar 1942 hielt Brandsma im
Gefängnis von Scheveningen seine Beobachtungen
und Gedanken fest. Folgendes schrieb er in der Gefängnishaft nieder:
Ich verstehe allerdings, dass man die Haltung der Bischöfe und der katholischen Presse nicht angenehm findet,
und dass man den Auftrag, der mir vom Bischof gegeben worden ist, und der sich, ausgehend von unseren katholischen
Prinzipien, gegen eine Lehre wendet, die nach unserer Meinung damit im Widerspruch steht, doch gewissermaßen als
Widerstandsaktion ansieht. Die Gegensätze sind da. Für die Lehre unseres Bekenntnisses leide ich mit Freuden, was gelitten
werden muss. …
(27. Januar 1942)
Meine Berufung zur Kirche und zum Priesteramt hat mir soviel Herrliches und Schönes gebracht, dass ich dafür auch gerne
etwas Unangenehmes auf mich nehme. Mit Hiob [2,10] wiederhole ich in voller Übereinstimmung: Wir haben das Gute vom
Herrn empfangen, warum sollten wir nicht auch Übles annehmen, das er uns in seiner Vorsehung schickt. Der Herr hat gegeben,
der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gebenedeit.
Und obgleich ich nicht weiß, was werden wird, weiß ich mich
doch ganz in Gottes Hand. Wer wird mich von der Liebe Gottes trennen?
[vgl. Römerbrief 8, 35] Ich denke an den
alten Spruch: Nimm die Tage, wie sie kommen: die schönen mit dankbarem Herzen, und die schlechten für jene, die folgen, denn
das Unglück ist nur vorübergehend. (23. Januar 1942)
Glückliche Einsamkeit! Ich fühle mich schon ganz zu Hause in dieser kleinen Zelle. Ich habe mich noch nicht gelangweilt,
im Gegenteil. Ich bin allein, ja, aber nie war der liebe Herrgott mir so nah. Ich kann jubeln vor Freude, dass er sich
wieder ganz von mir hat finden lassen, ohne dass ich zu den Menschen kommen kann oder die Menschen zu mir kommen können. Er
ist meine einzige Zuflucht, und ich fühle mich sicher und froh. Ich will immer hier bleiben, wenn Er es so will, bin noch
selten so glücklich und zufrieden gewesen.
Quelle: Titus Brandsma O.Carm.: Meine Zelle, München 1967, S. 6f, 17
Zitate von Titus Brandsma:
Ich bin in den Schatten gestellt worden, obwohl ich vorwärts strebte. Die Lehre hatte ich nötig; sie war
zu meinem Besten.
Gott hat alles für mich getan, was er konnte; nun ist es an mir, mein Möglichstes, ja alles für ihn zu tun.
Mystik ist die totale Begegnung des Menschen mit Gott und Gottes mit dem Menschen. Sie ist nichts vollkommen Neues,
sondern eine Intensität der Gegenwart Gottes in jedem einzelnen von uns. … Gott, der Gegenstand unserer Liebe, kann
unsere Geisteskräfte ganz in Beschlag nehmen und uns zur Hinwendung zu sich zwingen.
Allen unseren Arbeiten muss der Stempel der Liebe, der leidenschaftlichen Liebe zu Christus aufgeprägt sein.
Unsere Liebe muss sprichwörtlich sein. Wir sollen uns von niemandem an Liebe übertreffen lassen. – Unsere Gegenwart
irgendwo muss für die anderen eine Lust, ein Fest, einen Trost bedeuten.
Wir sind nicht dazu berufen, im öffentlichen Leben großartige, auffallende und lebhaft besprochene Dinge zu tun.
Das wäre gegen die Einfachheit, wie wir sie praktizieren wollen. Aber es ist doch unsere Pflicht, die gewohnten Dinge auf
großartige Weise zu tun. Das heißt: mit einer lauteren Intention und dem Einsatz unserer ganzen Persönlichkeit.
Wir haben den Schatz des Glaubens. Dieses göttliche Wort übersteigt alle Erscheinungen und Visionen.
Quelle: www.selige-kzdachau.de/portfolio/titus-brandsma, abgerufen am 23. September 2019
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Martyrologium Romanum Flori-Legium
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Die 1965 eröffnete Gedenkstätte Konzentrationslager Dachau ist täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist frei. (2020)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 18.05.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 2. Christiana, Stein am Rhein 1992
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• Fabian Hucht, E-Mail vom 8. Februar 2009, und http://bistum-essen.de/1739+M52d68419a95.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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