Website Petrus Canisius
Es gab eine Website - © 1998 Institut für Kommunikation und Medien · Kaulbachstr. 22a · D-80539 München - die den ausführlichen Lebenslauf von Canisius darstellte. Sie ist jetzt nicht mehr auffindbar. Wir geben die Texte - ohne die Fotos - deshalb hier wieder.
Nimwegen, 1579
Die niederländische Stadt Nimwegen gehört zur Provinz Gelderland und entwickelte sich aus einer keltischen Siedlung am südlichen Waalufer, die unter Kaiser Trajan römische Kolonie wurde. Karl der Große ließ in der Nachbarschaft eine Pfalz anlegen, an deren Stelle 1150 eine Burg errichtet wurde, die bis 1796 das Stadtbild beherrschte. Von der ehemaligen Pfalz (Valkhof) sind nur die Kapelle und ein Zentralbau erhalten. Im 13. Jahrhundert weihte Albertus Magnus die St. Stephans-Kirche, die St. Gertrud als Pfarrkirche ablöste. Zur Zeit des Canisius war Nimwegen eine der bedeutendsten Städte des Herzogtums Geldern, das Sitz und Stimme im deutschen Fürstenrat hatte. Kirchlich gehörte die Stadt zum Archidiakonat Xanten, das dem Erzbischof von Köln unterstand.
Das Geburtshaus von Canisius lag in der Broerstraat, an der Ecke der Beynumsgasse. Dort konnte bis 1904 das Geburtszimmer besichtigt werden. Heute erinnert nur noch eine Gedenktafel an die Geburtsstätte des bedeutenden Jesuiten.
Der junge Peter Kanis
Peter Kanis wurde am 8. Mai 1521 als ältester Sohn einer wohlhabenden,
katholischen Familie in Nimwegen geboren. Er besuchte die Lateinschule
seiner Heimatstadt und das Internat der Brüder vom gemeinsamen
Leben
, die ihren Schülern eine persönliche, innerliche
Frömmigkeit vermittelten. In seinen Bekenntnissen
klagte
sich Peter zahlreicher Vergehen in der Kindheit an und verglich sich mit
einem ungebändigten jungen Maultier. Er berichtete jedoch Dreizehnjährigen
auch von tiefen religiösen Erfahrungen, die ihm damals geschenkt wurden.
Dem Großtante Reinalda van Eymeren die Gründung eines neuen
Ordens, in den er selbst prophezeite seine eintreten werde.
Ende 1535 ging Peter Kanis, der sich später Petrus Canisius nannte, zum Studium nach Köln. Er wohnte in der Pension des Andreas Herll van Bardwick bei St. Gereon. Dort lernte er Nikolaus van Essche kennen, unter dessen geistlicher Begleitung Kanis eine biblisch geprägte Frömmigkeit entwickelte, die vom Dienst Gottes und der Erkenntnis Christi bestimmt war. Anfang 1540 beschloß er, Priester zu werden, und verpflichtete sich durch ein Gelübde zur Ehelosigkeit. Er zögerte jedoch, mit seinem Freund, Laurentius Surius, in die Kölner Kartause einzutreten.
Da Kanis inzwischen an der Universität in Köln den Magister Artium erworben hatte, konnte er sofort mit dem Theologiestudium beginnen. Anfang April 1543 reiste er nach Mainz, um den Jesuiten Peter Faber zu besuchen. Kanis machte bei ihm Exerzitien und trat an seinem zweiundzwanzigsten Geburtstag in die Gesellschaft Jesu ein. Drei Jahre später empfing er von Weihbischof Johannes Nöpel in Köln die Priesterweihe.
Christus am Kreuz
Während seines Studiums in Köln wurde Peter Kanis von Nikolaus
van Essche in die Frömmigkeit der Devotio moderna
eingeführt,
die aus der rheinischflämischen Mystik und der Spiritualität
der Kartäuser hervorgegangen ist. Diese religiöse Bewegung betonte
das Gemeinschaftsleben, wie es in der Urkirche gepflegt wurde, und hielt
die Gläubigen dazu an, sich aus Liebe zum leidenden und gekreuzigten
Sohn Gottes selbst zu verleugnen, ihr eigenes Kreuz auf sich zu nehmen
und Jesus nachzufolgen. Ein Ausdruck dieser Frömmigkeit ist das weitverbreitete
Buch über die Nachfolge Christi
des Thomas a Kempis.
Wie behutsam Essche den jungen Kanis in diese Spiritualität einführte,
zeigen dessen Bekenntnisse
, in denen er schreibt: Unter seiner
Leitung begann ich allmählich mir selbst zu mißfallen, um dir,
o Gott, den ich in der Blüte der Jugend noch zu wenig kannte und fürchtete,
mehr wohlzugefallen. Seine Ratschläge, seine Lebensart, sein Beispiel
waren etwas ganz Neues für mein Auge und Ohr. Auf sein Zureden hin
brach ich mein Ungestüm und dämpfte die Glut meiner jugendlichen
Leidenschaften.
Kanis bemühte sich, tugendhaft zu leben, erforschte regelmäßig sein Gewissen und ging häufig zur Beichte. Betroffen dachte er über Essches Denksprüche nach: Gott dienen ist herrschen. Eines nur bringt Heil: Gott dienen; alles andere ist Trug. Wenn du Christus recht verstehst, ist alles gut, magst du auch das übrige nicht verstehen. Eifrig befolgte er Essches Rat, täglich einen Abschnitt aus den Evangelien zu meditieren. Er las die Schriften großer Mystiker und Heiligenbiographien, um sich an ihnen ein Beispiel zu nehmen. Dadurch, bekennt Kanis, wurden mein Glaube und meine Hoffnung zu Höherem angeregt. Die Liebe zur Welt und die Furcht vor ihr nahmen zusehends in meinem Herzen ab. Die Gebote und die Räte des Evangeliums entflammten immer mehr meinen Eifer.
In ihm reifte allmählich der Entschluß, ins Kloster einzutreten. Angeregt haben ihn dazu wohl auch die Kölner Kartäuser, die er durch Essche kennengelernt hatte. In ihrer Kirche könnte Kanis vor diesem Bild des Gekreuzigten gebetet haben, das der Prior Peter Blomevenna 1535 dem Kloster gestiftet hatte. Dennoch konnte sich Kanis 1540 nicht dazu entschließen, mit seinem Freund Laurentius Surius in die Kartause einzutreten, sondern schloß sich 1543 dem Jesuitenorden an, nachdem er bei Peter Faber die Exerzitien gemacht hatte.
Canisius mit dem Kartäuser Laurentius Surius u.a
Laurentius Surius (um 1523-1578), mit Canisius rechts im Bild, entstammte einer wohlhabenden, katholischen Familie in Lübeck. Er studierte zunächst in Frankfurt an der Oder und wechselte 1537 an die Universität Köln. Im Hause des Andreas Herll van Bardwick lernte er Petrus Canisius kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Unter der Leitung Nikolaus van Essches führten beide ein intensives religiöses Leben.
Im Februar 1540 trat Surius in die Kölner Kartause ein und entfaltete eine fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit. Um die religiöse Erneuerung zu fördern, edierte er Werke von Johannes Tauler, Heinrich Seuse und Johannes Ruysbroek. Um 1557 begann er kontroverstheologische Schriften von Johannes Gropper, Friedrich Staphylus und Martin Eisengrein ins Lateinische zu übersetzen, um sie außerhalb Deutschlands bekanntzumachen. Ab 1561 bis zu seinem Tod 1578 befaßte sich Surius mit Geschichtsschreibung und Kirchengeschichte. Neben Werken Papst Leos I. und Konzilsakten veröffentlichte er eine umfangreiche Sammlung von Heiligenviten und versuchte, die von Flacius Illyricus herausgegebene protestantische Kirchengeschichte zu widerlegen.
Johannes Gropper (1503-1559), in der Bildmitte, wurde als promovierter Jurist 1526 Berater und Siegelbewahrer des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied. Dieser beauftragte ihn, Reformvorschläge für das Erzbistum zu erarbeiten, die 1536 auf dem Provinzialkonzil zwar beraten, aber nicht durchgeführt wurden. Da der Erzbischof zum Protestantismus neigte, berief er 1542 Martin Bucer als Prediger nach Bonn. Obwohl das Domkapitel, die Universität und die KlerikerEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien. von Köln, deren Sprecher Johannes Gropper war, dagegen protestierten, hielt Hermann von Wied an Bucer fest. Peter Faber machte 1543 Kaiser Karl V. auf die Absichten des Kölner Erzbischofs aufmerksam. Im Auftrag Groppers besuchte Canisius 1545 den Bischof von Lüttich (Liège) und verhandelte mehrmals mit Karl V., um sie zur Absetzung des Erzbischofs zu bewegen. Durch seinen entschiedenen Widerstand erreichte Gropper, dass Hermann von Wied exkommuniziert und 1547 zum Rücktritt gezwungen wurde.
Obwohl Gropper seine Berufung zum Kardinal ablehnte, reiste er 1558 nach Rom, um Papst Paul IV. in Fragen der deutschen Kirche zu beraten. Dort starb er am 13. März 1559 als einer der bedeutendsten katholischen Theologen der vortridentinischen Zeit.
Gelübde auf dem Montmartre, 1534
Canisius lernte Peter Faber (150646) durch den Jesuitennovizen Alfonso Alvarez kennen, der 1542 zum Theologiestudium nach Köln kam. Dieser erzählte, dass sich ein Mitbegründer der Gesellschaft Jesu in Mainz aufhalte. Damit meinte er Peter Faber, der 1506 als Sohn katholischer Bauern in Le Villaret bei Genf geboren wurde.
Faber besuchte die Lateinschule von La Roche und erwarb an der Universität Paris den Magister Artium. Dort lernte er Ignatius von Loyola kennen und machte bei ihm Exerzitien. Er schloß sich als erster Ignatius an, versprach am 15. August 1534 mit den übrigen Gefährten in einer Marienkapelle auf dem Montmartre in Paris, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen, und legte so den Grundstein für den Jesuitenorden. Als einziger Priester der Gruppe zelebrierte Faber die Messe und nahm die Gelübde entgegen. Von der ignatianischen Spiritualität war er so durchdrungen, dass ihn der Ordensgründer als besten Exerzitienbegleiter bezeichnete, den er unter den Jesuiten kenne.
Als Begleiter des kaiserlichen Theologen Pedro Ortiz kam Faber als erster Jesuit 1540 nach Deutschland zu den Religionsgesprächen in Worms und Regensburg. Danach hielt er sich kurzfristig in Spanien auf und kehrte 1542 mit dem päpstlichen Nuntius Giovanni Morone wieder nach Deutschland zurück. In Speyer gab er neben anderen auch spanischen Hofkaplänen und dem späteren Kardinal Otto Truchseß von Waldburg Exerzitien. Von dort zog er weiter nach Mainz, wo er an der Theologischen Fakultät Vorlesungen über die Psalmen hielt.
Faber führte Canisius durch die Exerzitien in die ignatianische Spiritualität ein und vermittelte ihm eine milde, tolerante Einstellung zu den Protestanten. Die Glaubensspaltung wollten beide durch eine innere Erneuerung der katholischen Kirche und nicht durch polemische Religionsgespräche mit den Reformatoren überwinden. Ein Jahr später gründeten sie in Köln die erste Jesuitenniederlassung in Deutschland.
Im Juli 1544 reiste Faber nach Portugal und Spanien, von wo er zum Konzil nach Trient berufen wurde. Auf dem Weg dorthin starb er am 1. August 1546 in Rom.
Siegel des Ignatius von Loyola als Ordensgeneral
Als Ordensgeneral beglaubigte Ignatius von Loyola seine Briefe und Dokumente mit diesem Siegel. Über dem Christusmonogramm sind eine Sonne und darunter ein Halbmond mit zwei Sternen angebracht. Die Sonne ist ein Symbol für Christus, die drei griechischen Buchstaben IHS eine Abkürzung des Namens Jesus. Mond und Sterne verweisen auf Maria und die Heiligen.
Ob Ignatius mit dem Halbmond auch seine ursprüngliche Absicht verdeutlichen wollte, im Heiligen Land zu missionieren, ist ungewiß. Alle Siegel der späteren Ordensgeneräle haben statt des Halbmondes und der Sterne drei Kreuznägel als Symbole für Armut, Keuschheit und Gehorsam. Sie sollen an die drei Gelübde erinnern, die Jesuiten beim Eintritt in den Orden ablegen.
Um Canisius mit der Lebensweise und Spiritualität der Jesuiten vertraut zu machen, holte ihn Ignatius im September 1547 nach Rom. Unter seiner Leitung machte Canisius nochmals Exerzitien, verrichtete Hausarbeiten, pflegte Kranke und bettelte um Almosen. Mitte März 1548 reiste er mit neun weiteren Jesuiten nach Sizilien, um in Messina ein Kolleg zu errichten. Dort arbeitete er eifrig als Lehrer der Rhetorik, Studienpräfekt und Seelsorger. Canisius war so tüchtig, dass sich der Rektor des Kollegs, Jeronimo Nadal, seiner Abberufung widersetzte. Erst nach einem Brief des Ordensgenerals an Nadal konnte Canisius nach Rom zurückkehren, wo er in der zweiten Junihälfte 1549 eintraf.
Mit dem Segen Papst Pauls III. brachen Canisius, Alfons Salmeron und Claudius Jajus Anfang September nach Deutschland auf. Um an der Universität Ingolstadt dozieren zu können, promovierten sie in Bologna in Theologie. Mit ihrer Entsendung erfüllte Ignatius einen Wunsch des Bayernherzogs Wilhelm IV., der für seine Landesuniversität dringend Theologieprofessoren benötigte. Dank der Einsatzfreude von Canisius konnte der Ordensgeneral mit ihm und seinen Nachfolgern noch viele Briefe wechseln und mit diesem Siegel beglaubigen.
Gelübdeformel des Canisius, Rom 1549
Als Petrus Canisius am 8. Mai 1543 in Mainz in die Gesellschaft Jesu eintrat, war die Ausbildung ihrer Mitglieder noch nicht geregelt und kirchenrechtlich festgelegt. Deshalb konnte er am Ende der Exerzitien bei Peter Faber die einfachen Ordensgelübde ablegen, ohne das später vorgeschriebene zweijährige Noviziat gemacht zu haben. Seine endgültige Aufnahme in den Jesuitenorden erfolgte am 4. September 1549 in Rom, wo er in der kleinen Kirche Maria della Strada vor Ignatius von Loyola Armut, Keuschheit und Gehorsam gelobte und sich verpflichtete, Sendungsaufträge des Papstes bereitwillig auszuführen. Damit gehörte Canisius zu den Jesuiten, die wichtige Führungspositionen übernehmen und aus ihrem Kreis den Ordensgeneral wählen durften.
Seine eigenhändig geschriebene Gelübdeformel findet sich in einer Sammlung von Gelübdeformeln, die Paul Hoffaeus um 1572 für die süddeutsche Jesuitenprovinz anlegen ließ:
Ich, Petrus Canisius, gelobe feierlich dem allmächtigen Gott vor seiner jungfräulichen Mutter, allen Heiligen des Himmels und allen Anwesenden und an Gottes Statt Dir, dem hochwürdigen Pater General der Gesellschaft Jesu und Deinen Nachfolgern, beständige Armut, Keuschheit und Gehorsam. Und in diesem Gehorsam verspreche ich, mich besonders um die Erziehung der Jugend zu mühen. All das gelobe ich gemäß der Lebensweise, die in den päpstlichen Schreiben für die Gesellschaft Jesu und ihren Konstitutionen dargestellt ist. Darüber hinaus gelobe ich im Sinne dieser päpstlichen Schreiben und Konstitutionen besonderen Gehorsam gegenüber Aufträgen des Heiligen Vaters.
Rom, am 4. September 1549 in der Kirche [S. Maria della Strada] der Gesellschaft Jesu, zu Händen des ehrwürdigen Paters Ignatius, unseres ersten Generaloberen.
Erzengel Michael mit Muttergottes und Petrus
Auf dem Bild des Erzengels Michael mit der Gottesmutter und dem Apostel Petrus sind die Heiligen dargestellt, die Canisius besonders verehrte. Das Gemälde befindet sich in seinem Sterbezimmer in Freiburg in der Schweiz.
Zum Erzengel Michael hatte Canisius eine besondere Beziehung, weil er an dessen Gedenktag geboren und zweiundzwanzig Jahre später in den Jesuitenorden aufgenommen wurde. Seine apostolische Tätigkeit in Deutschland stellte er unter den Schutz des Erzengels, den die Deutschen als ihren Nationalheiligen verehren. Darauf könnte die Bildunterschrift verweisen: Doch siehe da, Michael, einer der ersten Fürsten, kam mir zu Hilfe (Daniel 10,13); sie könnte aber auch andeuten, dass der Erzengel als Patron der Sterbenden Canisius in seiner letzten Stunde beistand und seine Seele in den Himmel geleitete.
Den Apostel Petrus verehrte Canisius als Namenspatron und ersten Papst. An seinem Grab in Rom hatte er 1549 in einer Vision den Segen des Apostels und die Verheißung empfangen, dass er unter seinem Schutz selbst das Amt des Apostels erhalten werde. Um die Sonderstellung des Papstes gegen die Angriffe protestantischer Theologen zu verteidigen, schrieb Canisius über den Apostel Petrus ein eigenes Buch, das allerdings nicht veröffentlicht wurde.
Canisius war ein großer Marienverehrer, für den die Gottesmutter in der Heilsgeschichte an zentraler Stelle stand und bei ihrem Sohn als Fürsprecherin und Mittlerin eintrat. In seinen Schriften rechtfertigte er die Marienfrömmigkeit, die er durch eigene Mariengebete und die Gründung Marianischer Kongregationen tatkräftig förderte. Auf seinem Sterbebett soll ihm die Gottesmutter erschienen sein, um ihn zu trösten und ihm den Weg zum Himmel zu zeigen. Petrus Canisius starb mit den Worten Ave Maria.
Ankunft des Canisius in Ingolstadt, 1549
Am 13. November 1549 trafen die von Papst Paul III. und Ignatius von Loyola entsandten Jesuiten Petrus Canisius, Claudius Jajus und Alfons Salmeron in Ingolstadt ein. Den Empfang der neuen Theologieprofessoren durch Vertreter der Universität auf dem Platz vor dem Universitätsgebäude zeigt das Wandbild von Oskar Martin Amorbach. Canisius schreitet auf den Rektor und die Dekane der vier Fakultäten zu, die ihm mit Zurückhaltung begegnen, weil nicht die Universität, sondern Herzog Wilhelm IV. und sein Kanzler Leonhard von Eck die Jesuiten als Professoren berufen hatten. Die Vertreter der Universität sahen sich Ausländern gegenüber, mit denen sie zusammenarbeiten sollten. Für Canisius war dies jedoch kein Nachteil:
In der Tat, kann es für eine Universität als Auszeichnung gelten, wenn sie ihre Professoren aus verschiedenen Völkern bezieht. Wir drei, als Theologen hierher berufen, sind von Geburt nach gänzlich fremd, außer man würde Spanien, Savoyen und Deutschland für ein einziges Land halten. Aber Glaube und Liebe machen uns eins in Christus, schrieb er 1550 an den Rat und Curator der Universität.
Neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität kümmerte sich Canisius um die Ingolstädter Studenten und war als Seelsorger tätig. Über seine erste große Predigt in deutscher Sprache im Münster berichtete er Johannes Polanco, dem Sekretär des Ignatius: Gott sei Dank! Alles ging gut; denn gegen die allgemeine Erwartung wurde ich gut verstanden und gebeten, in Zukunft die Kanzel regelmäßig zu besteigen. Canisius hielt Gottesdienste, hörte Beichte, gab Exerzitien und wurde zu einem gefragten Prediger in Ingolstädter Kirchen.
Weil das versprochene Kolleg nicht errichtet wurde, zog Ignatius 1552 alle Jesuiten aus Ingolstadt ab, die allerdings nach langen Verhandlungen 1556 wieder dorthin zurückkehrten.
Canisius als Hochschullehrer
Abgesehen von kurzfristigen Lehraufträgen Peter Fabers an den Universitäten in Mainz und Köln, sowie von Claudius Jajus in Ingolstadt, begann Petrus Canisius 1544 in Köln als erster Jesuit an einer deutschen Universität zu dozieren. Nachdem er in Bologna den theologischen Doktor erworben hatte, hielt er am 28. November 1549 in Ingolstadt eine glanzvolle Antrittsvorlesung.
Canisius wurde Dekan der theologischen Fakultät und Rektor der Universität, obwohl die Statuten die Wahl eines Ordensmannes für dieses Amt ausdrücklich untersagten. Ignatius hatte dazu nur zögernd seine Einwilligung gegeben.
Auf Bitten Herzog Albrechts V., der Universität und des Eichstätter Bischofs übernahm Canisius 1551 das Amt des Vizekanzlers, das er bis zu seiner Versetzung nach Wien ausübte. Dort nahm er 1552 unverzüglich seine Lehrtätigkeit an der Universität auf und unterrichtete am Gymnasium. Hier wie dort klagte er über den geringen Bildungsstand der Studenten. Nach Rückkehr der Jesuiten nach Ingolstadt griff Canisius als Provinzial immer wieder in die Auseinandersetzungen um ihre Rolle an der Landesuniversität ein.
Der Lehre an Schulen und Universitäten diente ein wesentlicher Teil seiner Veröffentlichungen. Um die Schriften der Kirchenväter für Lehre und Forschung zugänglich zu machen, veröffentlichte Petrus Canisius Werke Cyrills von Alexandrien und Leos des Großen. Zum Kirchenlehrer wurde er aber vor allem durch seine Katechismen, in denen er die Anfangsgründe der katholischen Glaubenslehre darlegte. Um Canisius als Hochschullehrer zu würdigen, muss man seine Lehrtätigkeit an Universitäten, seine theologischen Werke und seine Katechismen als Handreichungen für Lehre und Forschung als Einheit sehen.
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