Ökumenisches Heiligenlexikon

Georg Elser

Gedenktag evangelisch: 9. April

Name bedeutet: der Landmann (griech.)

Schreiner, Attentäter
* 4. Januar 1903 in Hermaringen in Baden-Württemberg
9. April 1945 in Dachau in Bayern


Georg Elsers Geburtshaus in Hermaringen
Georg Elsers Geburtshaus in Hermaringen. Vor dem Haus erinnert ein Stolperstein des Berliner Künstlers Gunter Demnig an Elser.

Georg war der älteste Sohn des Landwirts und Holzhändlers Ludwig Elser und seiner späteren Frau Maria Müller. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Schreiner in Königsbronn. 1925 begann seine Wanderzeit; bis 1932 arbeitete er als Schreinergeselle in verschiedenen Betrieben, u. a. in Konstanz, Meersburg und in Bottighofen bei Konstanz in der Schweiz; immer wieder musste er auch Gelegenheitsarbeiten annehmen, teilweise war er arbeitslos. 1928/1929 trat er in Konstanz in den Roten Frontkämpferbund ein; 1930 wurde ihm von seiner Freundin Mathilde Niedermann der Sohn Manfred geboren.

Elsers Wohnhaus in Schnaitheim, heute eine Garage
Elsers Wohnhaus in Schnaitheim, heute eine Garage

1932 kam Elser nach Königsbronn zurück, richtete eine kleine Schreinerwerkstatt ein und half in der elterlichen Landwirtschaft. Nach dem Verkauf des elterlichen Anwesens zog er nach Schnaitheim und arbeitete wieder als Schreinergeselle. Im Dezember 1936 erhielt er eine Anstellung bei der Armaturenfabrik Waldenmaier in Heidenheim an der Brenz, wo er 1938 Kenntnis erlangte von der Sonderabteilung für Rüstungsaufträge, für die die Firma tätig war. Im Herbst 1938 reifte dann der Entschluss zur Beseitigung der augenblicklichen Führung wegen der drohenden Kriegsgefahr.

Adolf Hitler während seiner Rede zum Jahrestag des Hitlerputsches im Bürgerbräukeller am 8. November 1939, kurz vor der Detonation von Elsers Bombe
Adolf Hitler während seiner Rede zum Jahrestag des Hitlerputsches im Bürgerbräukeller in München am 8. November 1939, kurz vor der Detonation von Elsers Bombe

Georg Elser erfuhr, dass Hitler am 8. November 1939 zum Jahrestag des Hitlerputsches von 1923 im damaligen Bürgerbräukeller im Münchner Stadtteil Haidhausen sprechen werde. Er ließ sich des Nachts immer im Veranstaltungsraum einschließen und installierte dort in nächtelanger Arbeit einen Sprengkörper mit Zeitzünder, um Reichskanzler Hitler zu töten und so die Ausweitung des am 1. September 1939 von Deutschland begonnenen Krieges zu verhindern.

Hitler verließ am 8. November aber - wesentlich früher als sonst - wenige Minuten vor der Explosion den Versammlungssaal. Dort, wo Hitlers Rednerpult stand, lag ein meterhoher Schutthaufen, unter dem acht Menschen den Tod fanden und 63 verletzt wurden. 1

„Jourhaus”, Mauer, an der die Erschießungskommandos ihr Werk vollbrachten, im Konzentrationslager Dachau
Mauer, an der die Erschießungskommandos ihr Werk vollbrachten, im Konzentrationslager Dachau

Elser, der sich in die Schweiz absetzen wollte, wurde eine Stunde davor nahe des Kreuzlinger Zolls in Konstanz bei seiner versuchten Flucht in die Schweiz festgehalten 2 und wegen seines verdächtigen Tascheninhalts der Gestapo übergeben. Nach langen Verhören gestand er Tage später das Attentat und seine Absicht, damit den Weg zu einem europäischen Frieden ebnen zu wollen. Er wurde in Einzelhaft zuerst im Konzentrationslager Sachsenhausen - im heutigen Stadtteil von Oranienburg -, später im KZ Dachau gefangen gehalten, wo er am 9. April 1945 per Genickschuss getötet wurde. Seine Leiche wurde verbrannt, seine Asche verstreut.

Denkmal in Königsbronn, 2010 von vielen Freunden und Bürgern mit Unterstützung der Kreissparkasse gestiftet, nach dessen Schändung im September 2016
Denkmal in Königsbronn, 2010 von vielen Freunden und Bürgern mit Unterstützung der Kreissparkasse gestiftet, nach dessen Schändung im September 2016

Die Familie Georg Elsers erfuhr auch nach Kriegsende nichts über sein Schicksal. Erst 1950 wurde er für tot erklärt. Die Familie erhielt nach dem Krieg keinerlei Entschädigung, seine Mutter Maria Elser musste sich bis zu ihrem Tod 1960 immer wieder gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, ihr Sohn sei ein Werkzeug der NS-Führung gewesen; auch Kirchenpräsident Martin Niemöller erhob diesen Vorwurf. Erst gegen Ende der 60er-Jahre, als der Münchener Historiker Lothar Gruchmann Elsers Verhörprotokolle in den Akten des Reichsjustizministeriums fand, fanden diese Unterstellungen ihr Ende.

Zugleich veröffentlichte der Historiker Anton Hoch eine Auswertung aller damals bekannten Quellen zum Anschlag, die ebenfalls eindeutig Elsers Alleintäterschaft zeigten und alle Gerüchte widerlegten. Erst ab den 80er-Jahren setzte eine angemessene Ehrung ein, auch weil Bundeskanzler Helmut Kohl 1983 und 1984 und dann – anlässlich des 50. Jahrestags des Attentats vom 20. Juli – im Jahr 1994 den Widerstand Georg Elsers positiv erwähnte.

Denkmal in Schnaitheim, 1972 auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes errichtet in einem kleinen Park in Schnaitheim, der seit 1971 den Namen Georg-Elser-Anlage trägt, als das erste Denkmal für Elser; im September 2016 von Unbekannten zerstört
Denkmal in Schnaitheim, 1972 auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes errichtet in einem kleinen Park in Schnaitheim, der seit 1971 den Namen Georg-Elser-Anlage trägt, als das erste Denkmal für Elser; im September 2016 von Unbekannten zerstört

Wesentlich dazu beigetragen hat der zum 50. Jahrestag des Attentats 1989 produzierte Film Georg Elser - einer aus Deutschland mit Klaus Maria Brandauer als Regisseur und Hauptdarsteller. Elser gilt heute als der wahre Antagonist Hitlers und als einer der konsequentesten Gegner der NS-Diktatur. In seiner Heimatgemeinde Königsbronn wurde 1998 die Georg-Elser-Gedenkstätte eröffnet, dann eine Schule nach ihm benannt und 2010 am Bahnhof eine Bronzestatue errichtet. In Konstanz trägt ein Spielplatz seinen Namen. Der mit 5000 € dotierte Georg-Elser-Preis wird seit 2001 alle zwei Jahre verliehen an Menschen, die sich durch besondere Zivilcourage und unerschrockenes Handeln gegen die herrschende Staatsgewalt hervorgetan haben.

Gedenkplatte an der Stelle des ehemaligen Bürgerbräukellers in München-Haidhause
Gedenkplatte an der Stelle des ehemaligen Bürgerbräukellers in München-Haidhausen

1 An der Stelle des ehemaligen Bürgerbräukellers in München-Haidhausen wurde bei der Neubebauung des Gebeites in den 1980-er Jahren eine Gedenkplatte angebracht.

2 Der Grenzbeamte Waldemar Zipperer, der Elser verhaftete, bekam damals eine Belohnung und später als erfolgreicher Geschäftsmann 1978 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.

Eine schöne Homepage mit vielen fundierten Informationen bieten gemeinsam die Bundeszentrale für politische Bildung, Landeszentralen für politische Bildung und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand.

Für das Gedenken an Georg Elser setzt sich seit 1988 der Georg-Elser-Arbeitskreis ein; seine interessante Homepage bietet viele Informationen über Georg Elser, das Verschweigen seiner Tat und das Gedenken heute.

Die Gedenkstätte Konzentrationslager Sachsenhausen im heutigen Stadtteil von Oranienburg ist täglich von 8.30 Uhr bis 18 Uhr - im Winter nur bis 16.30 Uhr - zur Besichtigung geöffnet; montags sind dort die Museen aber geschlossen; der Eintritt ist frei. (2023)
Die 1965 eröffnete Gedenkstätte Konzentrationslager Dachau ist täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist frei. (2020)
Die Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn ist an Sonn- und Feiertagen von von 11 Uhr bis 17 Uhr und nach Vereinbarung zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2016)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.10.2023

Quellen:
• https://www.georg-elser.de - abgerufen am 30.09.2023
• https://www.georg-elser-arbeitskreis.de - abgerufen am 30.09.2023
• http://www.swp.de/heidenheim/lokales/polizeibericht/Hitler-Attentat-Bei-Anschlag-auf-Denkmal-Finger-abgeschnitten;art1180840,3443491 nicht mehr erreichbar
• http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/Elser-Denkmal-wurde-auch-in-Schnaitheim-beschaedigt;art1168893,4006919 nicht mehr erreichbar
• https://www.taz.de/quotIch-sprenge-die-Regierung-inquoat/!1514389/ - abgerufen am 07.10.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.