Ökumenisches Heiligenlexikon

Alexander von Rom


Alexander gilt als einer der sieben Söhne der Felicitas, der mit seinen Brüdern im Beisein der Mutter unter Kaiser Antonius - nach anderer Überlieferung unter Mark Aurel um 166 - grausam gemartert und durch Verbrennung bei lebendigem Leib gestorben ist.

Die Legende ist seit dem 5. Jahrhundert bezeugt. Die als Felicitas' sieben Söhne bezeichneten Märtyrer hatten in Wirklichkeit sicher nichts miteinander zu tun, sie waren in vier verschiedenen Katakomben bestattet, Alexander zusammen mit Vitalis und Martialis in den Katakomben der Giordani. Auch die Epigramme des römischen Bischofs Damasus I. kennen keine Verbindung unter ihnen. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts kannte aber Petrus „Chrysologus”, dann das römische Sakramentarium und verschiedene Pilgerführer die Legende. Ein um 600 in den Katakomben des Maximus - heute auch Katakomben der Felicitas genannt - an der Via Salaria entstandenes Fresko zeigt Felicitas mit ihren Söhnen; auch in den Thermen des Titus fand man ein Fresko mit Felicitas und ihren Söhnen.

Reste der Thermen des Titus in Rom
Reste der Thermen des Titus in Rom

Zur Gründung des Klosters Ottobeuren 764 wurden in Rom die Gebeine eines Märtyrers Alexander erworben, die man mit denen des Sohnes der Felicitas identifizierte; tatsächlich sind es die Reliquien eines anonymen KatakombenheiligenKatakombenheilige sind als heilig verehrt Gebeine vor allem in den deutschsprachigen Gebieten nördlich der Alpen, die aus Katakomben in Rom stammen, von denen man oft nicht den Namen des Verstorbenen kennt und keinesfalls seine Lebensgeschichte. Besonders nach der Reformation, in der katholische Kirchen oft ihrer Reliquien beraubt worden waren, wurden als Ersatz in Rom die Gebeine Tausender erhoben; ihnen wurde ein Name zugeordnet und oft auch eine Geschichte, (nicht nur) bei bekanntem Namen oft die Geschichte eines tatsächlichen Heiligen.. Die Klosterkirche in Ottobeuren ist ihm geweiht. 850/851 kamen Reliquien auch durch Graf Waltbert - einem Enkel von Sachsenherzog Widukind - aus Rom nach Wildeshausen bei Oldenburg, wo Waltbert das Stift gründete, dessen Alexander geweihte Kirche erhalten ist.

An Alexanders Grab in der Kirche in Wildeshausen ereigneten sich dann zahlreiche Wunder an Kranken und Hilfsbedürftigen, wodurch Alexanders Verehrung eine Blüte erlebte. Reliquien von Alexander kamen im 12. Jahrhundert auch ins damalige Kloster Neuwerk bei Halle an der Saale - heute ohne Spuren zu lokalisieren im Botanischen Garten.

Kirche St. Georg in Vechta
Kirche St. Georg in Vechta

Zwei um 1250 entstandene Armreliquiare kamen in die Kirche St. Georg nach Vechta, denn an ihr war 1699 bis 1806 das Alexander geweihte Chorherrenstift untergekommen, nachdem es aus Wildeshausen vertrieben worden war, als die Stadt endgültig evangelisch-lutherisch wurde.

Patron bei Gewitter, Kopfschmerzen und Blutfluss

Die Katakomben der Felicitas / des Maximus und ebenso die Katakomben der Giordani in Rom sind nicht öffentlich zugänglich, Besuch nur nach Vereinbarung mit der Pontificia Commissione di Archeologia Sacra. (2017)
Von den Thermen des Titus sind nur spärliche Reste übrig, sie sind unzugänglich. (2017)
Die Alexander-Kirche in Wildeshausen ist taäglich außer dienstags bis 18 Uhr - im Winter nur bis Einbruch der Dunkelheit - geöffnet (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München, 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen, bearb. u. erg. von Josef Gelmi. Tyrolia, Innsbruck, 1988
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• Pater Rupert Prusinovsky: Benediktinerabtei Ottobeuren. 7. Aufl., Ottobeuren 2010
• https://www.nwzonline.de/wildeshausen/als-die-reliquien-in-die-stadt-kamen_a_31,1,2417001890.html - abgerufen am 18.10.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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