Ökumenisches Heiligenlexikon

Anna Katharina Emmerick

auch: Emmerich

1 Gedenktag katholisch: 9. Februar
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Münster und im Orden der Augustiner-Eremiten

Name bedeutet: A: die Begnadete (hebr.)
K: die Reine (griech.)

Nonne, Mystikerin
* 8. September 1774 in Coesfeld in Nordrhein-Westfalen
9. Februar 1824 in Dülmen in Nordrhein-Westfalen


Gabriel Cornelius von Max: Die ekstatische Jungfrau Anna Katharina Emmerick, München 1885
Gabriel Cornelius von Max: Die ekstatische Jungfrau Anna Katharina Emmerick, München 1885

Anna Katharina Emmerick wurde als fünftes von neun Kindern einer armen Familie geboren, die einen kleinen, abhängigen Bauernhof - einen Kotten - bewirtschaftete. Sie war zunächst Magd auf einem Bauernhof; arbeitete dann als Wandernäherin und versuchte mehrfach gegen den Willen ihrer Eltern in ein Kloster einzutreten; schließlich trat sie 1802 ins Augustinerinnenkloster in Dülmen ein. Ihre letzten Lebensjahre waren geprägt von schwerer Krankheit; 1813 wurde ihre StigmatisierungAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi. öffentlich, sie hatte biblische Visionen. Große Verehrung und zugleich schwere Verleumdungen waren die Folge.

Eine der Visionen von Anna Katharina Emmerick enthüllte ihr das Grab und das Wohnhaus von Maria in Ephesus - dem heutigen Selçuk in der Türkei. Clemens von Brentano schrieb in den Jahren 1818 bis 1824 Anna Katharinas Visionen auf und veröffentlichte sie - mit eigenen Anteilen - unter dem Titel Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus; das Buch wurde zu einem Hauptwerk der katholischen Spätromantik.

Anna Katharina Emmerick (rechts) mit Nikolaus von Tolentino, Fresko in der Augustinerkirche in Würzburg
Anna Katharina Emmerick (rechts) mit Nikolaus von Tolentino, Fresko in der Augustinerkirche in Würzburg

1975 wurden Anna Katharinas Gebeine in die Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen umgebettet. Mel Gibson verarbeitete 2003 in seinem Aufsehen erregenden Film Die Passion Christi ihre Leidensmystik.

Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess wurde 1892 eingeleitet und 1928 vorläufig eingestellt. 1973 wurde das Verfahren wieder aufgenommen, am 3. Oktober 2004 erfolgte die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II..


Worte der Seligen

Anna Katharina Emmerick berichtet von einer Vision, die ihr zeigte, wie und warum Gebete unterschiedlich erhört oder nicht erhört werden:
Ich war in einem großen, leuchtenden Raume, der sich, je länger ich in die Runde sah, um so mehr erweiterte. Mir wurde gezeigt, wie es mit unseren Gebeten vor Gott beschaffen ist. Sie wurden wie auf große weiße Tafeln aufgezeichnet, und sie schienen in vier Klassen abgeteilt. Einige Gebete wurden mit prächtigen goldenen Buchstaben aufgeschrieben, andere mit silberglänzender Farbe, andere mit dunkler, und wieder andere mit schwarzer Farbe, und durch diese wurde ein Strich gezogen. Ich sah dies mit Freude an; doch war mir bang, dass ich dies zu schauen nicht würdig sei, und wagte kaum, meinen Führer zu fragen, was dies alles bedeute. Er gab mir zur Antwort: Was aufgezeichnet ist mit goldenen Buchstaben, ist das Gebet derjenigen, die ihre guten Werke ein für allemal mit den Verdiensten Jesu Christi vereinigt haben und diese Vereinigung öfter erneuern; die dabei aber auch sich sehr angelegen sein lassen, seine Gebote zu halten und sein Beispiel nachzuahmen. Was aufgezeichnet ist mit Silberglanz, ist das Gebet jener, die an diese Vereinigung mit den Verdiensten Jesu Christi nicht denken, die aber doch fromm sind und in der Einfalt des Herzens beten. Was mit dunkler Farbe aufgeschrieben ist, ist das Gebet derer, die nicht ruhig sind, wenn sie nicht oft beichten und kommunizieren und täglich gewisse Gebete verrichten, die dabei aber doch lau sind und das Gute nur aus Gewohnheit tun. Was endlich mit schwarzer Farbe geschrieben und wieder durchstrichen wird, ist das Gebet solcher, die ihr ganzes Vertrauen auf mündliche Gebete und auf ihre vermeintlich guten Werke setzen, aber die Gebote Gottes nicht achten und ihren bösen Begierden keine Gewalt antun. Dies Gebet hat kein Verdienst vor Gott, darum wird es durchstrichen. So werden auch die guten Werke jener durchstrichen, die sich zwar viele Mühe geben, etwas Gutes zu stiften, dabei aber ihre Ehre und zeitliche Vorteile im Auge haben.

Sie erfährt in Visionen auch, welche Kraft das fürbittende Gebet hat, da sich hier die Gemeinschaft der Heiligen, der noch lebenden und der schon bei Gott weilenden vereint:
Rings um die Mitte, in der ich stand, erschienen durchsichtig im unbegrenzten Raume Geisterscharen in Chören. Es waren nicht eigentlich Heilige, es schienen betende Seelen, welche von unten und oben nahmen und austauschten. Sie nahmen Gebet, sie beteten, sie hüteten und flehten Hilfe von höheren Chören herab, welche auf ihr Flehen aus höheren Regionen Hilfe sendend bald mehr, bald weniger ins Licht traten. Die Höheren waren die Heiligen. Die mich Umgebenden schienen Seelen, welche der Herr bestimmt, allerlei Gefahren der Erde zu sehen und Hilfe zu erflehen. Jedes Amt, jeder Stand auf Erden schien da seine betenden Seelen zu haben. Alles um mich her war im wohltätigen Wirken; ich betete auch, denn ich sah tausend Not, und Gott sendete auch Hilfe durch seine Heiligen, und die Wirkung war augenblicklich durch unerwartet eintretende Hindernisse des Übels, scheinbare Zufälligkeiten, Sinnesänderung u. dgl. So sah ich z. B. todkranke, unbußfertige Menschen auf Gebet sich bekehren, das Sakrament empfangen. Ich sah Leute gefährlich stürzen, ins Wasser fallend auf Gebet gerettet werden, und immer, als wäre es schier unmöglich gewesen. Ich sah, was einzelnen Verderben bringen sollte, wie durch eine Hacke hinweggerissen durch Gebet, und bewunderte die Gerechtigkeit Gottes. …
Mein Führer ermahnte mich wieder zu beten und alle meine Bekannten zum Gebet für die Bekehrung der Sünder und besonders um Glauben und Festigkeit für die Priesterschaft zu bitten; denn es stehe eine sehr schwere Zeit bevor. Die Verwirrung werde immer größer werden.

Quelle: Anna Katharina Emmerich: Geheimnisse des Alten und des Neuen Bundes. Aus den Tagebüchern des Clemens Brentano zusammengestellt von P. Karl Erhard Schmöger, 13- Aufl. Stein am Rhein, 1993, S. 254 - 256

Zitate von Anna Katharina Emmerick:

Mein Bräutigam zeigte mir, wie er von seiner Empfängnis an bis zu seinem Tode gelitten und immer gesühnt und genuggetan habe. Und ich sah dieses in lauter Bildern seines Lebens. Ich sah auch, wie durch Gebet und Aufopferung von Schmerzen für andere manche Seele, welche auf Erden gar nicht gearbeitet, noch in der Todesstunde zur Bekehrung gebracht und gerettet werden kann.

Endlich war es, als sähe ich einen Ort, der sehr groß war, und als liege er mehr zutage. Es war wie das Bild einer Stadt aus unserem Weltteil. Da wurde mir ein schreckliches Schauspiel gezeigt. Ich sah unsern Herrn Jesus Christus gekreuzigt werden. Ich zitterte durch Mark und Bein; denn es waren lauter Menschen aus unserer Zeit. Es war eine weit ärgere und grässlichere Marter des Herrn als zur Zeit der Juden. Gott sei Dank, es war nur ein Bild. So würden sie, sagte mein Führer, jetzt mit dem Herrn umgehen, wenn er noch leiden könnte.

Bestürzend klar sah sie auch das größte Unheil der Geschichte im 20. Jahrhundert voraus: In der Mitte war ein Abgrund von Nacht. Lucifer ward gefesselt in diesen geworfen, und es brodelte schwarz um ihn. … Ich hörte, dass Lucifer, wenn ich nicht irre, 50 oder 60 Jahre vor dem Jahre 2000 nach Christus wieder auf eine Zeitlang solle freigelassen werden.

Quelle: Anna Katharina Emmerich: Geheimnisse des Alten und des Neuen Bundes. Aus den Tagebüchern des Clemens Brentano zusammengestellt von P. Karl Erhard Schmöger, 13- Aufl. Stein am Rhein, 1993, S. 213, 217, 319

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Catholic Encyclopedia

Das kritische Buch von Josef Hanauer: Die stigmatisierte Seherin Anna Katharina Emmerick, Bad Honnef 1979, gibt es online.

In seinem Buch (Link mit Vergütung) Anna Katharina Emmerick - Kötterstochter und Mystikerin beschreibt Günter Scholz den Lebens- und Leidensweg der stigmatisierten Visionärin.

Thomas Wegener, der aus Annas engster Heimat stammt und noch viele Augenzeugen persönlich gekannt und gesprochen hat, gilt als ihr klassischer Biograf. Er wirkte als Vizepostulator in ihrem Seligsprechungsprozess und war der Gründer des Emmerick-Museums in Dülmen. Seine Biografie (Link mit Vergütung) Das Leben der Anna Katharina Emmerick ist das klassische Standardwerk.

Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus gibt es in englischer Sprache online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Einen umfassenden Überblick über die StigmatisierungAls Stigmatisierung (von griech. „στίγμα, Wundmal”) bezeichnet man, dass eine Person aufgrund ihrer tiefen Versenkung in das Leiden => Jesu dessen Wundmale am eigenen Körper erleidet ohne mechanischen Einfluss von außen. Die erste überlieferte Stigmatisierung erfuhr => Franziskus von Assisi. von Anna Katharina Emmerick und deren Darstellung durch Clemens von Brentano gibt Peter Groth auf seiner Website Die stigmatisierte Nonne - eine Krankengeschichte im Zeitalter der Romantik zwischen preußischer Staatsraison und katholischer Erneuerung.

Ausführliche Informationen zum Seligsprechungsprozess und der Verehrung erschließt das Bistum Münster auf seiner Website Mystikerin des Münsterlandes.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 31.01.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.kirchensite.de/index.php?menuid=288&cat_id=8846&myELEMENT=63342&show=8846

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.