Apollonia von Alexandria
Gedenktag katholisch: 9. Februar
Gedächtnis IV. Klasse Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Trifft ein Fest IV. Klasse auf den selben Tag wie ein Fest III. Klasse, dann kann das Fest IV. Klasse nie gefeiert, sondern immer nur kommemoriert werden. Um ein solches „nichtfeierbares” Fest IV. Klasse zu kennzeichnen, bezeichnen wir es nicht als „Gedenktag”, sondern als „Gedächtnis” IV. Klasse.
Übertragung von Reliquien in die Jesuitenkirche São Roque nach Lissabon: 25. Januar
Gedenktag orthodox: 9. Februar
Name bedeutet: dem griechischen. Lichtgott Apollon geweiht (griech. - latein.)
Apollonia war eine angesehene alte Frau in Alexandria, die bei einem Pogrom von der aufgehetzten Menge zusammen mit anderen Christen verschleppt wurde. Die Christen wurden aus den Häusern geholt, ihre Wohnungen geplündert und zerstört. Von Apollonia berichtete Bischof Dionysius, dass ihr die Zähne ausgeschlagen und die Kinnlade zertrümmert wurde. Man drohte ihr mit Verbrennung auf dem Scheiterhaufen und verlangte, dass sie dem Glauben abschwöre. Apollonia aber stürzte sich laut betend freiwillig in die Flammen und verbrannte.
Die Frage, ob diese Tat als Martyrium oder als Selbstmord zu werten sei, beschäftigte die junge Kirche, so Augustinus und Ambrosius von Mailand. Die gläubigen Leute sahen in ihr von Anfang an eine Heilige.
Spätere Legenden machen Apollonia zu einer
römischen Fürsten- oder gar Kaisertochter oder
zu einer Schwester von Laurentius von Rom, die nach Ägypten auswanderte und
unter Kaiser Julian Apostata
das Martyrium erlitt. 1
Ausführlicheres erzählt das Lübecker Passional
im 15. Jahrhundert davon: In einem Turm lebend wurde sie demnach von zwölf Jungfrauen bedient und hatte all ihre
Gebrauchsgegenstände aus purem Gold. Christin geworden, verschenkte Sie allen Schmuck, den ihr der Lieblingsbruder gegeben
hatte, erzürnte damit diesen und die anderen Brüder und verweigerte auch eine Eheschließung.
Damit begann die Fülle der Martyrien von Apollonia. Träume kündigten ihr weitere Torturen an, ein Engel führte Sie deshalb zu einem Einsiedler, der sie taufte und stärkte. Fast alle auch aus anderen Legenden bekannten Martern wurden dann der Reihe nach an ihr vollzogen, immer wieder wurde sie aber von Engeln geheilt, erhielt neue Augen, neues Gehör weil ihr die Ohren mit Blei ausgegossen worden waren, neue Zähne, neue Glieder; schließlich wurde sie demnach in Persien enthauptet.
Apollonias Verehrung breitete sich vom Orient kommend im 9. Jahrhundert auch in ganz Europa aus. Ado von Vienne übernahm in seinem Martyrologium den 9. Februar als Gedenktag.
Als Patronin gegen Zahnschmerzen gilt Apollonia seit dem 13. Jahrhundert. Obschon sie laut Dionysius von Alexandria zum Zeitpunkt ihres Martyriums betagt war, wird sie fast immer als junge Frau dargestellt. Eine Zahnreliquie wird in der Kirche San Domenico Maggiore in Neapel verwahrt, eine Reliquie auch im Dom in Augsburg.
Aufgrund eines Fehlers in einer älteren Liste der Eigenfeiern im Bistum Trier wurde dort der 11. Februar als Gedenktag genannt und dieser Fehler in vielen Publikationen übernommen.
Attribute:
Zange mit Zahn, sich ins Feuer stürzend
Patronin
der Zahnärzte, gegen Zahnschmerzen
Bauernregeln:
Ist's an Apollonia feucht, / der Winter sehr spät entfleucht.
Kommt die Jungfrau Apollonia, / sind auch bald die Lerchen wieder da.
1 ▲ Entgegen der später
im Christentum verbreiteten Ansicht gab es unter Kaiser Julian keine direkte Verfolgung von Christen um ihres Glaubens
willen; seine Maßnahmen beschränkten sich auf das Schüren von Konflikten zwischen verschiedenen christlichen Gruppen. Zur
philosophischen Auseinandersetzung verfasste er die Schrift Contra Galilaeos
, Gegen die Galiläer
, in der er
Fehler und Gefahren des christlichen Glaubens aufzeigt und die Christen als Abtrünnige des allgemein akzeptierten Judentums
bezeichnete.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 25.03.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/februar.html nicht mehr erreichbar
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• https://www.luzernerzeitung.ch/leben/die-heilige-apollonia-hilft-wenn-das-zahnweh-plagt-ld.1192359 - abgerufen am 16.12.2022
• Cesare d' Engenio Caracciolo: Napoli sacra, Band 1. Ottavio Beltrano, Neapel 1623, S. 570
• Pfarrer Carsten Rupp vom Bischöflichen Generalvikariat Trier, E-Mail vom 15. Dezember 2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.