Baptist Spagnoli von Mantua
italienischer Name: Battista
Gedenktag katholisch: 20. März
gebotener Gedenktag im Orden der Karmeliten: 17. April
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Unbeschuhten Karmeliten: 17. April
Name bedeutet: der Täufer (griech.)
Baptist trat im Alter von 15 Jahren dem Karmelitenorden im Reformkloster an der Kirche San Paolo in Ferrara bei. Zwischen 1483 und 1516 bekleitete er sechsmal das Amt des Generalvikars in der Reformkongregation von Mantua - die dort beheimatet war an der damaligen Kirche Santa Maria del Carmine, heute Teil eines Justizpalastes -; dieses Generalvikariat hatte seinen Sitz an der Kirche Santa Maria delle Muratelle in Bologna. 1513 wurde er Generalprior des Ordens. Dieses Amt legte er bald schon nieder, da seine Vorstellungen einer Reform des Ordens scheiterten.
Durch seine Schriften und Dichtungen wurde Baptist Spagnoli zu einem der bekanntesten Humanisten seiner Zeit, befreundet
mit Erasmus von Rotterdam und dem damals wichtigsten italienischen Philosophen, Pico della Mirandola. Er schrieb
moralphilosophische und apologetische Werke sowie 55.000 Verse in neulateinischer Sprache, weshalb er als christlicher
Vergil
galt.
Kanonisation: Baptist Spagnoli wurde 1855 seliggesprochen.
Worte des Seligen
Die Anziehungskraft der Heiligen Schrift rührt daher, dass sie Gottes Wort ist. Aber das erfahren nicht
alle Menschen, sondern nur die, die von Gott angezogen und erleuchtet werden.
Oft habe ich mir überlegt: Woher kommt diese Überzeugungskraft der Heiligen Schrift? Warum kann sie so mächtig auf
den Leser einwirken? Woher hat sie die Kraft, dass sie in uns nicht nur eine Meinung bildet, sondern einen festen Glauben
hervorruft? Diese Überzeugungskraft hat sie nicht aus der Einsichtigkeit der Ursachen, die ja gar nicht vorhanden ist,
auch nicht durch Kunstgriffe oder schöne, uns überzeugende Worte.
Ob nicht die Überzeugungskraft daher kommt, dass die Schrift Ausfluss der Ur-Wahrheit ist? Aber woher wissen wir das,
wenn nicht durch die Heilige Schrift selbst? Sie führt uns mit ihrer eigenen Autorität zum Glauben. Woher hat sie diese
Autorität? Gott können wir ja nicht als Autor wahrnehmen, wir sehen nicht, wie er schreibt und lehrt. Trotzdem glauben
wir, als ob wir ihn sähen, halten fest, dass vom Heiligen Geist stammt, was wir lesen.
Vielleicht liegt der Grund unseres Glaubens an die Schrift darin, dass sie von gediegener Wahrheit ist, auch wenn
das nicht immer so vordergründig zum Ausdruck kommt. Jede Wahrheit hat die Kraft, den Menschen anzuziehen. Die größere
Wahrheit hat die größte Kraft, das zu vollbringen. Aber warum glauben dann nicht alle an das Evangelium? Ich meine, weil
nicht alle von Gott angezogen werden. Was sollen wir noch länger reden? Wir glauben deswegen so unerschütterlich der
Heiligen Schrift, weil wir in unserem Inneren göttliche Erleuchtung erhalten.
Spagnoli widmet seine acht Elogen einem Freund:
Der Karmeliterbruder Baptist aus Mantua
grüßt [seinen Freund] Paris Ceresarius.
Vernimm, Paris, ein so geheimnisvolles Rätsel, das selbst Ödipus nicht würde lösen können: Ich, ein rüstiger Fünfziger
mit schon grauen Haaren, habe meine Jugend gefunden, und habe nun Jugend und Alter zugleich. Aber um dich nicht mit langen
Umschweifen hinzuhalten, will ich [selbst] den Knoten lösen: Im vergangenen Jahr habe ich nach meiner Rückkehr aus
Florenz nach
Bologna erfahren, dass sich bei einem Mann
von Bildung ein Büchlein von mir befinde, das ich einst noch vor meinem Eintritt in den Orden, nämlich als ich im
Gymnasium von Padua mich der Philosophie zu
widmen begann, spielerisch verfasst und nach jener Altersstufe Jugendzeit
benannt hatte. Es handelt sich dabei um
eine Hirtendichtung in acht Elogen [Gedichten], das ich schon längst als Frühgeburt zugrunde gegangen glaubte. Als ich
dies erfuhr, wurde ich unverzüglich vom Heißhunger Saturns [der seine eigenen Kinder verspeiste] erfasst und gedachte,
auf jede nur möglich Weise dieser meiner Nachkommenschaft den Untergang zu bereiten. Mit Hilfe von Freunden brachte ich
also mein Büchlein in meinen Besitz, um es zu vernichten, da es von Fehlern vermutlich nur so strotzte. Doch als ich
einsehen musste, dass auch noch andere Exemplare im Umlauf waren, schien es mir besser, das Exemplar, das ich an mich
gebracht habe, zu verbessern und verbessert [neu] herauszugeben, damit durch dessen Herausgabe den übrigen Exemplaren,
die allzu große Jugendtorheiten enthalten, der Untergang bereitet werde. Dies so verbesserte Exemplar schenke ich dir
also, lieber Paris, wobei ich am Ende noch zwei Elogen, die ich während meiner Ordenszeit gedichtet habe, hinzufüge. …
Lebe wohl! 1. September 1498.
Quelle: https://www.karmelocd.de/geschichte-und-spiritualitaet/karmelheilige/baptista-spagnoli.html -
abgerufen am 25. Oktober 2019
Dedicatio. In: Adulescentia - The Eclogues of Baptista Mantuanus (1498); eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 18.04.2023
Quellen:
•
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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