Columba Marmion
Taufname: Joseph Aloysius
Gedenktag katholisch: 30. Januar
nicht gebotener Gedenktag in einigen Orten in Irland: 3. Oktober
Name bedeutet: die Taube (latein.)
Joseph Aloysius Marmion, Sohn eines irischen Vaters und einer französischen Mutter, trat mit dem Ordensnamen Columba in den Benediktinerorden ein. Ab 1874 studierte er im College Clonliffe in Drumcondra - dem heutigen Stadtteil von Dublin - und im Kolleg im Palazzo di Propaganda Fide in Rom; 1881 wurde er zum Priester geweiht. 1882 wurde er Professor, erst im College Clonliffe, ab 1886 im Benediktinerkloster Maredsous in Anhée in Belgien. 1899 wurde er Prior und Professor im neu gegründeten Kloster Mont-César in Löwen / Leuven, 1909 Abt in Maredsous. Seine geistliche Lehre war v. a. für Priester und Ordensleute bestimmt und ist strikt an Christus orientiert. Seine Veröffentlichungen wurden in mehr als zehn Sprachen verbreitet.
Kanonisation: Papst Johannes Paul II. sprach Columba Marmion am 3. September 2000 selig.
Worte des Heiligen
Marmions Spiritualität ist christozentrisch, auch unser Leben sollte auf Christus ausgerichtet sein:
Das Ziel aller Vervollkommnung und Entwicklung des übernatürlichen Lebens ist,
zum Vollalter Christi zu gelangen
(Epheserbrief 4, 13). … Es ist nur ein Leib, von dem Christus das Haupt ist; wir alle sind durch die Gnade Glieder
desselben; aber wir müssen vollkommene Glieder werden, die ihres Hauptes würdig sind. Das ist das Ziel unseres geistlichen
Lebens.
Christus, als unser Haupt, ist aber auch die Quelle dieses geistlichen Fortschritts. Wir dürfen es nicht vergessen,
dass Jesus Christus mit Annahme unserer menschlichen Natur all unsere inneren und äußeren Werke geheiligt hat; sein
menschliches Leben war dem unseren gleich, und sein göttliches Herz ist der Mittelpunkt aller Tugenden, Jesus Christus hat
alle Arten menschlichen Tuns selbst geübt. Wir dürfen durchaus nicht glauben, dass der Herr unbeweglich in Entzückung
geweilt habe; nein, er schöpfte vielmehr aus der beglückenden Anschauung Gottes und seiner Vollkommenheit die Triebkraft
seiner Tätigkeit; er wollte den Vater dadurch verherrlichen, dass er in seiner Person die vielfachen und obliegenden
menschlichen Tätigkeiten heiligte. Wir beten: Er hat Nächte betend durchwacht. Wir arbeiten: Er hat sich gemüht in harter
Arbeit bis zum 30. Lebensjahr. Wir essen: Er hat mit seinen Jüngern zu Tische gegessen. Wir müssen Widersprüche und Angriffe
von Seiten der Menschen erfahren: Auch er hat sie gekannt, oder haben ihn die Pharisäer jemals in Ruhe gelassen? Wir müssen
leiden: Er hat geweint, hat für uns und vor uns an Leib und Seele gelitten, wie kein anderer Mensch je zu leiden hatte.
Wir erleben freudige Stunden: Seine heilige Seele hat in unaussprechlichem Jubel frohlockt. Mit einem Wort: Er hat getan,
was wir tun.
Und wozu dies alles? Nicht bloß, um als unser Haupt uns ein Beispiel zu geben, sondern um durch diese Handlungen uns
die Gnade zu verdienen, dass wir all unsere Handlungen heiligen können, um uns die Gnade zu erwerben, die unser Tun Gott
wohlgefällig macht. Diese Gnade verbindet uns mit ihm, macht uns zu lebendigen Gliedern seines Leibes. Um zu wachsen in
ihm und zur Vollkommenheit der Glieder Christi zu gelangen, müssen wir diese Gnade nicht nur in unsere Seele, sondern in
unser ganzes Leben und Tun eindringen lassen.
Jesus Christus wohnt in uns mit all seinen Verdiensten, um all unser Handeln zu beleben. Wenn wir nun durch eine
oftmalige, gerade und reine Meinung all unsere täglichen Handlungen mit den Handlungen vereinigen, die Jesus Christus
auf Erden verrichtete, dann fließt Gottes Gnadenkraft in ununterbrochenem Strom auf uns herab. Wenn wir all unsere
Handlungen in Liebe mit ihm verrichten, werden wir sicher und rasch vorwärts schreiten.
Quelle: Abt D. Columba Marmion OSB: Christus - das Leben der Seele. Übertragen von M. Benedicta von Spiegel OSB, 4./5. Aufl. 1931, S. 237f
Zitat von Columba Marmion:
Jedes Leben will nicht bloß seiner Art und dem Drang seines inneren Lebensgrunds nach sich betätigen;
es will auch wachsen, zunehmen, sich entfalten und vollkommener werden. Das Kind bleibt nicht immer Kind; es soll dem
Naturgesetz entsprechend zum Mann werden. Auch das übernatürliche Leben unterliegt diesem Gesetz.
Die Hauptquellen unseres geistigen Wachstums sind die Sakramente. Sie wirken in uns durch die ihnen innewohnende
Kraft, ex opere operato [durch die vollzogene Handlung], ähnlich wie die Sonne von selbst Licht und Wärme spendet; nur
dürfen wir ihrer Wirksamkeit kein Hindernis entgegenstellen. Vor allen anderen Sakramenten ist es die hl. Eucharistie,
die in besonderer Weise das göttliche Leben in uns fördert. Wir empfangen ja Christus selbst und trinken an der Quelle
lebendigen Wassers.
Wir müssen uns … bemühen, dahin zu gelangen, das wir alles nur zur Ehre Gottes tun, um ihm zu gefallen
und ihm Freude zu bereiten, auf dass nach den Worten des Herrn
(vgl. Augustinus von Hippo, conf. 1, 13, 9)der Name des Vaters im Himmel geheiligt werde, dass
sein Reich zu uns komme und sein Wille geschehe
. Eine Seele, die solcherart ganz auf Gott gerichtet ist, wird immer
mehr entflammt von Liebe; denn mit jedem Schritt dringt sie tiefer in die göttliche Liebe ein, weil sie nur aus Liebe
handelt. Die Liebe wird dann zum Schwergewicht, das die Seele mit ständig wachsender Gewalt zur selbstlosen Treue im Dienst
Gottes fortreißt.
Quelle: Abt D. Columba Marmion OSB: Christus - das Leben der Seele. Übertragen von M. Benedicta von Spiegel OSB, 4./5. Aufl. 1931, S. 248, 250, 268
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 17.05.2020
Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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