Georg La Pira
italienischer Name: Giorgio
Gedenktag katholisch: 5. November
Name bedeutet: der Landmann (griech.)
Georg La Pira, Sohn einer Familie in bescheidenen sozialen Verhältnissen, legte 1921 an der Universität in Messina sein Diplom als Buchhalter ab und 1922 an der Juristischen Fakultät in Palermo das Diplom in Rechtswissenschaften. 1925 wurde er in Messina Tertiar der Dominikaner - die an der Stelle des heutigen Oratoriums della Pace beheimatet waren - und später dank einer besonderen Erlaubnis auch Tertiar der Franziskaner.
Nach der Fortsetzung seiner Studien in Florenz
habilitierte sich Georg La Pira; 1934 setzte er sich dort gegen andere Bewerber um den Lehrstuhl für Römisches Recht durch
und wurde 1937 zum Professor ernannt. In diesen Jahren der faschistischen Herrschaft beschränkte er sich auf seine
wissenschaftliche Arbeit. Ab 1939 gab er die Zeitschrift Principles
, Prinzipien
, heraus, die sich kritisch
mit Faschismus und Rassismus auseinandersetzte, um die Werte des Menschen und der Freiheit zu verteidigen; diese Zeitschrift
wurde 1940 verboten. 1943 wurde La Pira von der Geheimpolizei gesucht, konnte sich aber der Festnahme entziehen. Nach dem
Sturz Mussolinis und der Wiederbelebung der Demokratie schloss er sich der Partei Democrazia Christiana
an, 1946
wurde er für einen Wahlkreis in Florenz in die konstituierende Versammlung für die Republik Italien gewählt. 1948, als es
in Italien schwere soziale Unruhen gab, wurde er Unterstaatssekretär im Arbeitsministerium. 1951 wurde er als Nachfolger
eines Kommunisten zum Oberbürgermeister von Florenz gewählt.
Georg La Pira gehörte zu den Vorkämpfern des sozialen Programms der Democrazia Cristiana und war einer der links
orientierten Katholiken, die innerhalb der DC erheblichen Einfluss gewinnen konnten; der linke Flügel dieser Partei sah in
ihm einen seiner geistigen Väter. In der Bevölkerung von
Florenz war er außerordentlich beliebt, man nannte
ihn einen politischen Mystiker
. Er förderte den Dialog mit den Kommunisten, die er er für bekehrenswert erachtete,
während er die Liberalen und Sozialisten für unbelehrbar hielt. 1951 intervenierte er beim Vorsitzenden des Ministerrats der
Sojetunion Josef Stalin zugunsten eines Friedens in Korea. Während der Krise der damaligen
Pignone–Textilwerke in Florenz, als sich 1953 die
1750 Arbeiter der Fabrik dem Schließungsbeschluss widersetzten, weigerte La Pira sich, Polzeigewalt auszuüben, unterstützte
die Streikenden und erreichte, dass die Fabrik vom Staat unterstützt wurde und sich zur Maschinenfabrik wandeln konnte.
Zur Unterbringung von Obdachlosen ließ er leerstehende Villen und Häuser beschlagnahmen. Im Kalten Krieg regte er 1952 die
internationalen Konferenzen für Frieden und christliche Zivilisation
an. 1959 besuchte er
Moskau und wurde eingeladen, vor dem Sowjet seine
Vorstellungen zu Entspannung und Abrüstung darzulegen. 1958 veranstaltete er in Florenz eine Konferenz zur Versöhnung der
Araber mit Israel; 1960 begab er sich auf eine Nahost-Reise, bei der er dieselbe Reiseroute verfolgte wie
Franziskus von Assisi im Jahr 1219. Auch später engagierte er sich
im Nahen Osten zugunsten einer Ausgleichspolitik und unterstützte den US-amerikanischen Außenminister Henry Kissinger während
dessen intensiver Pendeldiplomatie 1974.
Ab 1961 regierte La Pira Florenz mit
Unterstützung der erstarkten Kommunistischen Partei. Als die anderen Parteien ihm 1965 von
Rom aus eine feste Grenzziehung gegenüber der KP
als Bedingung für ein neues Mandat als Oberbürgermeister setzten, lehnte er diese Auflage ab und wurde deshalb nicht mehr
gewählt. Dennoch setzte er unverdrossen seine Mission
, wie er es nannte, fort. So veranstaltete er 1965 in Florenz
das Symposium für den Frieden in Vietnam
, reiste anschließend nach
Hanoi und sprach mit dem nordvietnamesischen
StaatschefHo Chi-Minh - zu einem Zeitpunkt, als sämtliche diplomatische Kanäle zwischen Nordvietnam und nichtkommunistischen
Staaten verschlossen waren. 1973 bis 1975 führte er Gespräche mit allen Delegationen zwecks Vorbereitung des Abschlusses
der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
in
Helsinki. Bei den Parlamentswahlen 1966 wurde er
sowohl in die römische Abgeordnetenkammer als auch in den Senat gewählt.
Bemerkenswert war La Piras äußerst bescheidener Lebensstil. Überliefert ist die Episode, wie er an einem kalten und
regnerischen Tag im Winter 1955/1956 auf seinem Weg zu seinem Amtssitz im
Palazzo Vecchio in Florenz einen Bettler
erblickte, der offensichtlich unter der Kälte litt, ihm spontan seinen Mantel gab, seinen Weg wie immer zu Fuß fortsetzte
und dann durchnässt sein Büro betrat. Er wurde deshalb auch der Sankt
Martin unserer Zeit
oder der heilige Bürgermeister
genannt.
Im Oktober 2007 wurden La Piras Gebeine kurz vor seinem 30. Todestag in die Kirche San Marco in Florenz übertragen.
Kanonisation:
1986 wurde in der Basilika San Marco in Florenz
das Seligsprechungsverfahren feierlich eröffnet. Am 5. Juli 2018 bestätigte Papst Franziskus
den heroischen Tugendgrad
von La Pira.
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- zuletzt aktualisiert am 11.11.2022
Quellen:
• http://lapira.laiendominikaner.de/?page_id=2 - abgerufen am 11.11.2022
• https://it.wikipedia.org/wiki/Giorgio_La_Pira - abgerufen am 11.11.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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