Georg Divoles von Alikianós
Gedenktag orthodox: 7. Februar
Name bedeutet: der Landmann (griech.)
Georg war der Sohn des Priesters Nikolas Divoles und der Katherina geb. Bouzianopoulos, der Tochter einer noblen Familie. Georg wurde fromm erzogen, neben seiner landwirtschaftlichen Arbeit und trotz seiner bescheidenen Ausbildung las er viel, oft Heiligen- und Märtyrergeschichten. Als 1866 der Freiheitskampf der Kreter mit der großen Selbstmordaktion im Kloster Arkadi einen Höhepunkt erreicht hatte, stellte sich Georg den Kämpfern zur Verfügung und wirkte als Kurier. Am Sonntag, dem 5. Februar 1867, befand er sich deshalb in Fournes, als türkische Soldaten das Dorf umzingelten und viele Kreter, darunter Georg, gefangen nahmen. Da er aufrührerische Dokumente mit sich führte, erregte er besondere Aufmerksamkeit und wurde gefoltert. Angesichts des Todes wurde er aufgefordert, den Islam anzunehmen und so gerettet zu werden, aber er blieb standhaft bei seinem Glauben; weder der Pascha Moustafa noch der Agha Bachris noch der christliche Offizier Hatzimanuel Fouglanakis konnten ihn überzeugen, das Martyrium zu umgehen. Deshalb wurde er langsam und qualvoll getötet, indem ihm Körperteile einzeln abgeschnitten wurden, wie die Überlieferung berichtet.
Georgs sterbliche Überreste wurden zusammen mit dem anderer getöter Kämpfer an einen bis heute unbekannten Ort geworfen.
Das Dorf Alikianós blickt auf eine lange,
grausame Geschichte des Widerstandes gegen Besatzer zurück:
Als 1570, zur Zeit der Besatzung Kretas durch
Venedig, in der
Georgskirche in Alikianós der Sohn des
Widerstandskämpfers Georgios Kandanoleon die Tochter des venezianischen Adeligen Francesco da Molin heiratete, nahmen
hunderte Kreter teil, um die Versöhnung mit den schon seit 1204 Herrschenden zu feiern; die Venezianer nutzen die
Feierlaune und Trunkenheit und ermordeten alle, einschließlich des Bräutigams und dessen Familie. Diese Geschehnisse
verarbeitete der griechische Historiker und Schriftsteller Spyridon Zambelios 1871 in seinem Buch kretische
Hochzeiten
.
Während des griechischen Aufstandes gegen die Türkenherrschaft fand im August 1821 bei Alikianós eine große Schlacht
zwischen den griechischen Revolutionären und den osmanischen Truppen statt, die mit der Niederlage der Griechen endete.
Im 2. Weltkrieg wurde der Ort Schauplatz von Massakern der deutschen Wehrmacht: nachdem das 8. Regiment der provisorischen griechischen Armee, unterstützt von Einheimischen, hier den Vormarsch der Deutschen bei der Eroberung der Insel von den Briten während einer sieben Tage währenden Schlacht aufgehalten hatten, so dass die Briten sich an die Südküste absetzen und von dort nach Ägypten absetzen konnten, verübten die Deutschen am 2. Juni 1941 auf Befehl von Herrmann Göring die durch Generaloberst Kurt Student angeordnete Erschießung von 42 Männern des Ortes und von weiteren aus umliegenden Ortschaften; am 1. August ordnete zudem Students Nachfolger, General Alexander Andrae, die Hinrichtung von 118 Zivilisten an der Brücke über den Fluss Keritis an; sie wurden erschossen, nachdem sie gezwungen worden waren, ihre eigenen Gräber zu schaufeln. 1
Georg kann also als Symbolfigur für den jahrhundertelangen Freiheitskampf der Menschen in Alikianós gelten.
1 ▲ Generaloberst Kurt
Student - Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller
Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe
und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage.
, so Student am 31. Mai 1941
in einem Befehl über Vergeltungsmaßnahmen - wurde nach Kriegsende von den Briten festgenommen, 1946 wegen Kriegsverbrechens
zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und 1948 aus der Haft entlassen; die 1947 von Griechenland beantragt Auslieferung war
abgelehnt worden. Er wurde einer der führenden Köpfen in den Traditionsverbänden der Wehrmacht. 1998 verneinte das
Bundesministerium der Verteidigung, dass Student traditionswürdig ist, in der Folge erhielten nach ihm benannte
Einrichtungen der Bundeswehr neue Namen..
General Alexander Andrae wurde im August 1942 als Festungskommandant
von
Kreta abgelöst, nachdem er den Befehl Görings
für weitere Exekutionen verweigert hatte; am Kriegsende geriet er in britische Gefangenschaft, wurde den Griechen überstellt,
dort 1947 zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, aber Anfang 1952 entlassen. Bald schon gehörte er dann zu den
profiliertesten Rechtsradikalen der jungen Bundesrepublik und wurde Mitglied im Direktorium der rechtsextremen Deutsche
Reichs-Partei
.
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- zuletzt aktualisiert am 26.03.2019
Quellen:
• https://www.johnsanidopoulos.com/2011/02/saint-george-new-martyr-of-alikianos.html - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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