Gerasimos II. Palladas von Alexandria

Gerasimos Palladas war der Sohn vornehmer und gläubiger Eltern; sein Vater Theodoros war Priester in Chandakas - dem früheren und heutigen Heraklion / Iraklio, eine seiner Predigten über die Zehn Märtyrer von Kreta aus dem Jahr 1633 ist erhalten. Gerasimos wurde von seinem Vater unterrichtet und studierte dann - auch Hebräisch und Latein - auf Kerkyra / Korfu und in Venedig - bis 1669 beherrschten die Venezianer Kreta, aber in Venedig gab es schon seit 1082 die griechisch-orthodoxe Kirche San Giorgio dei Greci und das angeschlossene Kloster. Eine Heimkehr nach Kreta war nicht möglich, weil inzwischen die Türken die Insel eingenommen hatten.

Gerasimos war dann Lehrer und Prediger auf dem Peloponnes, dann in Ioannina; dort war 1648 durch den Namensgeber Abt Epiphanius eine Schule gegründet worden, die zur Keimzelle der griechischen Aufklärung, einer Neubelebung griechischer Tradition, Sprache, Philosophie und griechischem Nationalbewußtsein unter der Osmanischen Herrschaft wurde. 1

Auch in Arta und Paramythia wirkte Gerasimos dann als Lehrer.

Dann wurde Gerasimos zum Metropoliten von Kastoria gewählt und 1686 zum Metropoliten von Adrianopel - dem heutigen Edirne in der Türkei - erhoben.

1688 wurde Gerasimos Palladas Patriarch der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Alexandria als Nachfolger von Parthenios, der zuvor bei einem Erdbeben in Smyrna ums Leben gekommen war. Viele von Gerasimos' Predigten erhalten. Er reiste nach Rumänien und Russland als Werber für Spenden und konnte in diesen Ländern Niederlassungen seines Patriarchats errichten. Für die Ökonomie des Georgs-Kloster in Kairo verfasste er Regeln. Erhalten sind Briefwechsel mit Zar Peter dem Großen in Russland und mit Papst Clemens XI. Eine Anklage wegen Neuerungen in der Liturgie führte zu einem Einspruch des Ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel, die Angelegenheit entpuppte sich als Missverständnis. 1710 legte er aus Alters- und Krankheitsgründen sein Amt nieder, lebte bis 1712 in Damiette - dem heutigen Dumyat und dann im Kloster Vatopedíou auf dem Athos.

Erhalten sind theologische, philosophische, liturgische und literarische Werke von Gerasimos, der zu den profiliertesten Patriarchen gezählt wird. Sein Schädelreliquie wird in einem silbernen Reliquiar auf dem Altar der Kirche des Klosters Vatopedíou auf dem Athos verwahrt. In seinem Heimatort Kalloni wurde ihm zur Heiligsprechung eine Kirche errichtet.

Kanonisation: Das Patriarchat der Griechisch-Orthodoxen Kirche in Alexandria sprach Gerasimos am 17. September 2002 heilig.

1 ▲ Auf der Ioannina-Insel erinnert das Museum der vorrevolutionären Zeit im ehemaligen Panteleimon-Kloster an jene Zeit.

Die Kirche San Giorgio dei Greci und das angeschlossene Museum in Venedig sind täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt in die Kirche ist frei, der ins Museum beträgt 4 €. (2020)