Gottfried Könzgen
Gedenktag katholisch: 15. März
Name bedeutet: der Gottesfriede (althochdt.)
Gottfried Könzgen machte nach dem Besuch der
Volksschule in Hochneukirch eine Lehre als Weber,
besuchte die Abendschule bis zur Mittleren Reife, legte das Abitur am erzbischöflichen
Konvikt Collegium Marianum
- an der
Stelle des heutigen Quirinius-Gymnasiums gelegen - in Neuss ab und besuchte dann als Gasthörer Vorlesungen in Jura und
Wirtschaftswissenschaften an der Universität in
Bonn. Von 1914 bis 1918 diente er als Soldat im 1. Weltkrieg, nach der Heimkehr nach
Mönchengladbach wirkte er im Arbeiter- und
Soldatenrat mit. 1920 heiratete er, der Familie wurden ein Sohn und eine Tochter geboren. Von 1919 bis 1944 war er dann
Arbeitersekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung an der
Kirche St. Joseph in Duisburg; er baute den
Bezirksverband auf und leitete das katholische Volksbüro. 1925 bis 1930 war er Mitglied im Provinzlandtag, 1929 - 1933
Stadtratsverordneter in Duisburg für die Zentrumspartei.
Brief an Sohn Edmund, im August 1944:
Wenn Du diesen Brief erhältst, werde ich wohl mal wieder
in Schutzhaft sitzen, Nicht wegen einer persönlichen Schuld, sondern diese Schutzhaft
wird so eine Art Geiselhaft werden … Wie lange die Geschichte dauern wird, weiß ich nicht …
Wir wollen in solchen Notzeiten unser Volk und Vaterland besonders heiß lieben
bis die Stunde der Gerechtigkeit und Freiheit schlägt. Vielleicht verlangt Gott
noch dieses letzte und für Mutter, Christa und Dich und schließlich auch für mich
schwere Opfer, um wieder mit versöhnender Hand uns den Frieden zu schenken …
Wir wollen betend die Hände erheben und bedenken, dass Leid Anteilnahme am
Erlösungswerk Christi ist … Dann werden wir schon klar erkennen, dass gerade
in der dunkelsten Nacht des Leidens uns am besten und schönsten die Sonne der
göttlichen Liebe bestrahlt.
1935 wurde durch das nationalsozialistische Regime eine Hausdurchsuchung bei Gottfried Könzgen, dem unverbesserlichen
Katholik und Zentrumsmann
durchgeführt, anschließend war er 108 Tage in Schutzhaft
in einer Einzelzelle. 1938
erhielt er Redeverbot. Im August 1944 wurde er im Rahmen der Gewitteraktion
wieder verhaftet und zunächst ins
Gefängnis in Duisburg eingeliefert. Im September
wurde er als politischer Häftling ins Konzentrationslager
Sachsenhausen - im heutigen Stadtteil von Oranienburg - überstellt, im Frühjahr 1945 dann ins
Konzentrationslager bei Mauthausen, wo er starb.
In der Kirche St. Joseph in Duisburg, der Heimatkirche von Gottfried Könzgen, wurde im September 2009 eine von der Künstlerin Irmi Sellhorst gestaltete Kapelle als Gedächtnisstätte eröffnet.
Worte über Gottfried Könzgen
Gottfried Könzgen bekommt das beste Zeugnis ausgerechnet von seinen Gegnern ausgestellt. Im Bericht der
Gestapo Duisburg heißt es am 7. Mai 1938:
Könzgen ist hier als fanatischer Katholik und Gegner des Nationalsozialismus bekannt. … Er war bis zur
Auflösung führend in der hiesigen Zentrumspartei tätig … Schon seit Jahren leitet Könzgen die hiesigen katholischen
Arbeitervereine, als deren befähigster Vertreter er gilt.
In seiner Eigenschaft als Arbeitersekretär hat er früher oft in katholischen Vereinigungen Vorträge gehalten, in denen
er stets in äußerst geschickter Form gegen die nationalsozialistische Weltanschauung Stellung nahm. … Er ist auch heute
noch derart stark konfessionell gebunden, dass damit gerechnet werden muss, dass er in seinen Vorträgen immer wieder in
irgendeiner Form gegen die nationalsozialistische Weltanschauung Stellung nehmen wird.
Quelle: Peter Cinka: Gottfried Könzgen. In: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, hrsg. von Helmut Moll, Bd. 1, 3. Aufl. Paderborn / München / Wien / Zürich 2001, S. 169 - 172
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Gedenkstätte Konzentrationslager Sachsenhausen
im heutigen Stadtteil von Oranienburg ist täglich von
8.30 Uhr bis 18 Uhr - im Winter nur bis 16.30 Uhr - zur Besichtigung geöffnet; montags sind dort die Museen aber geschlossen;
der Eintritt ist frei. (2023)
Die Gedenkstätte ehemaliges Konzentrationslager
bei Mauthausen ist zwischen März und Oktober täglich von 9 Uhr bis 17.30 Uhr und zwischen November und Februar von 9 Uhr bis
15.45 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2019)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 30.09.2023
Quellen:
• https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/gottfried-koenzgen-arbeitersekretaer-und-maertyrer - abgerufen am 30.04.2023
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. XVI, Herzberg 1999
• http://www.stadtarchiv-neuss.de/stadt-neuss-nach-1945.html?file=tl_files/stadtarchiv_ne/bilder/stadtarchiv/Stadtgeschichte/Beitraege%20zur%20Stadtgeschichte/4_nach%201945/Abriss%20des%20Konviktgebaeudes.pdf
- abgerufen am 30.04.2023
• Vera Bücker, Bernhard Nadorf, Markus Potthoff (Hg.): Nikolaus Groß - Arbeiterführer - Widerstandskämpfer - Glaubenszeuge,
2. Aufl. Lit-Verlag Münster - Hamburg - Berlin - London 2001, S. 222
• http://www.nikolaus-gross.com/geistiges-erbe/koenzgen.html - abgerufen am 20.03.2022
• https://rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/kapelle-fuer-einen-duisburger-maertyrer_aid-15034257 - abgerufen am 20.03.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.