Ökumenisches Heiligenlexikon

Humilitas Negusanti

italienischer Name: Umiltà
Taufname: Rosanna, auch Rosanese
auch: von Vallombrosa

1 Gedenktag katholisch: 22. Mai
Übertragung der Gebeine: 5. Mai

Name bedeutet: die Niedrigkeit/die Demut (latein.)

Klostergründerin, Äbtissin in Faënza und Florenz
* um 1226 in Faënza in Italien
22. Mai 1310 in Florenz in Italien


Fresko in der Kathedrale in Faënza
Fresko in der Kathedrale in Faënza

Rosanna, die eigentlich in einen Orden eintreten wollte, heiratete 1241 ihren Mann Ugolotto Negusanti. Als der an einer Geschlechtskrankheit erkrankte, traten beide nach neun Ehejahren in das damalige Doppelkloster Santi Perpetua e Felicita - an der Stelle der späteren Kirche San Girolamo, der heutigen Friedhofskirche - vor den Toren der Stadt Faënza ein und sie nahm den Ordensnamen Humilitas an. 1252 wurde Humilitas Reklusin am nahen Kloster Sant'Apollinare in Arco der Vallombrosaner - an der Stelle des heutigen Parks Centro Marconi -, wo sie zwölf Jahre lang lebte.

Auf Bitten des Ordensgenerals Plebano der Vallombrosaner begann Humilitas um 1266 mit dem Aufbau des neuen Frauenklosters Santa Maria Novella della Malta nahe Faënza - dessen Kirche wurde später als Kirche Sant'Umilita ihr geweiht, heute ist sie entweiht und das Kloster ein staatliches Gymnasium. Dort wurde Humilitas Äbtissin. 1282 wurde sie Äbtissin des ebenfalls von ihr gegründeten Klosters San Giovanni Evangelista - an der Stelle der heutigen Festung da Basso - in Florenz. Humilitas verfasste einige mystische Lobgesänge und Predigten.

Kloster Spirito Santo in Bagno a Ripoli
Kloster Spirito Santo in Bagno a Ripoli

Humilitas' Lebensgeschichte wurde vor 1332 verfasst. Ihre Gebeine lagen nach dem Bau der Festung da Basso seit 1584 im Vallombrosanerkloster San Salvi in Florenz; nach dessen Säkularisierung 1817 kamen sie ins - inzwischen abgegangene - Kloster Santo Spirito im Stadtteil Varlungo in Florenz, seit 1972 liegen sie im Kloster Spirito Santo im Stadtteil Bagno a Ripoli von Florenz.

Attribute: Lammfell über dem Schleier
Patronin von Faënza

Kanonisation: Humilitas' Verehrung wurde am 27. Januar 1720 von Papst Benedikt XIII. amerkannt; die Kanonisation wurde am 22. Mai 1948 von Papst Pius XII. bestätigt.

Worte der Heiligen

Humilitas rühmt die Gabe der Tränen:
O du Träne, wie groß kannst du die machen, die alle Künste ausüben, tugendreich mehr als die andere Tugenden! Du bist der Schlüssel aller Tugenden und hältst sie alle in der Hand und man kann keine Gnade der Tugenden besitzen ohne dich. Du hebst die Fallenden auf und hältst die aufrecht, die stehen, du bist der Spiegel derer, die unterwegs sind, da du ihnen den Weg erleuchtest in Wahrheit und Gerechtigkeit. Du versöhnst die Menschen, die in Zwietracht leben, du lässt Frieden einkehren bei jedem beliebigen Streit, du beseitigst alle Übel und schützst und liebst alles Gute und führst und bringst die Irrenden auf den rechten Weg.
Petrus verirrte sich und verließ den rechten Weg: Du ließest ihn zur Lehre seines ersten Meisters zurückkehren und hast ihn zum Hafen zurückgeführt - ihn, der im See versunken war. Du hast alles für ihn getan als Geschenk; denn du hast all seine Gnade verdoppelt und eine noch größere Liebe Jesu bezeigt, dessen, der das Mitleid selber ist: Er, der sich dreimal verleugnen ließ, ließ ihn auch dreimal ein Bekenntnis ablegen. Er fragte ihn aus übergroßer Liebe: Liebst du mich? Und er gab ihm seine Schafe zum Behüten und seine Lämmer zum Beurteilen und gab ihm auch die Schlüssel des Reiches zum Öffnen und Schließen. Zuerst war er ein Apostel, dann setzte er ihn ein zum Fürsten [der Apostel und Christen].
O du gute Träne, du Stärkste aller Stärkeren! In deiner Milde ziehst du Gott auf die Erde herab. Du fesselst Christus und bringst ihn ins Gefängnis und legst ihn in die Fesseln deiner Liebe, der Liebe, die der dreifaltige und eine Gott ist in alle Ewigkeit. Amen.


In Anspielung an Selbstaussagen Jesu im Johannesevangelium (Kapitel 4 und 7) rühmt Humilitas das immer sprudelnde lebendige Wasser:
Flüsse kommen aus dem Inneren und beständig lebendiges Wasser; denn der gute Jesus, die lebendige Quelle, lädt diejenige, die das sitzen, [sich zu erheben] in seiner Liebe und mit seiner Lehre ein; denn sein Mund ruft und spricht: Sie, die sie Durst haben, mögen zu mir kommen. O du unaussprechlich Güte! O du vollendete Liebe! O du liebevolle und unermessliche Freundschaft! O du wunderbare Freigebigkeit! O du unschätzbare Herzensgüte! Jesus, Jesus, wie köstlich ist deine Liebe! Du verheißt nicht ein bescheidenes Maß, das nach dem Trank den Mund wieder trockener sein lässt. Du verheißt vielmehr Flüsse aus dem Inneren, die [unaufhörlich] fließen und die Dürstenden erfüllen, die lebendiges Wasser ausströmen; und wer davon trinkt, wird nicht mehr dürsten, weil es aus jenem unendlichen Meer ausfließt, das sich überallhin verzweigt, um zu schenken.

Quelle: Umiltá da Faenza, Sermones. Le lezioni die una monaca, Firenze 2005, S. 164 - 166, 168f; eigene Übersetzung

Zitate von Humilitas:

Alle Bitterkeiten, die Christus ertrug, der die menschliche Natur annahm und dadurch segnete, gereichten uns zum Nutzen und verwandelten sich für uns in große Süßigkeit.
Das Gewissen ist der Spiegel, in dem man jeden Fehler sieht.
Liebste Brüder und Schwestern, für uns, die wir Religiosen (Ordensleute) sind und doch Mangel an Tugenden aufweisen, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen zu wachen, bevor die Zeit anbricht, da es heißt wegzugehen; denn die Tage vergehen und im Vergehen kommt die Stunde zu ruhen. Wir haben genug geschlafen: Stehen wir auf mit weinendem Herzen!
Alle können Religiosen (Ordensleute) genannt werde, welche die Tugenden besitzen, obwohl sie nicht unter einer Ordensregel leben und nicht von der Welt getrennt sind oder mit verschiedenen Ordenskleidern angetan sind, weil es nicht die Kleider sind, die sie heilig machen. Aber die, die Christus lieben, sind wahrhaft selig und alle, die diese Tugenden besitzen.

Quelle: Umiltá da Faenza, Sermones. Le lezioni die una monaca, Firenze 2005, S. 108f, 172f, 185; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.07.2023

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †(Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• https://www.santiebeati.it/dettaglio/91407 - abgerufen am 27.04.2023
• https://bbcc.ibc.regione.emilia-romagna.it/pater/loadcard.do?id_card=205297 - abgerufen am 27.04.2023
• http://www.historiafaentina.it/Monumenti/monasteri_femminili.html - abgerufen am 27.04.2023
• http://www.historiafaentina.it/Storia%20Medioevale/antiche_strutture_%20ecclesiastiche.pdf - abgerufen am 27.04.2023
• http://www.parrocchiasansavino.it/index.php?option=com_content&task=view&id=2394&Itemid=355l - abgerufen am 27.04.2023
• http://faenza.amacitta.it/index.php/it/collezione/poi/le-chiese-di-faenza/sant-umilt-/la-storia-del-convento-detail - abgerufen am 10.05.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.