Johannes Klimakos
auch: Johannes Climax, Johannes Scholastikus, Johannes Sinaites
Gedenktag katholisch: 30. März
Gedenktag orthodox: 30. März, vierter Sonntag der Fastenzeit
Gedenktag syrisch-orthodox: 30. März
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
Johannes lebte ab dem 16. Lebensjahr mit einer Gruppe von Einsiedlern auf dem Berg Horeb / Sinai beim Katharinen-Kloster und wurde dort Mönch. Später zog er sich weiter zurück und lebte 40 Jahre lang als Einsiedler in einer einsamen Höhle. Viele Mönche schlossen sich ihm dort an, Papst Gregor der Große erbat sein fürbittendes Gebet. Um 638 wurde er Abt des Katharinen-Klosters und Führer aller Einsiedler in Palästina. Nach vier Jahren gab er die Leitung des Klosters an seinen Bruder ab, um wieder als Einsiedler zu leben.
In seinem berühmten Werk Klimax tou Paradeisou
, die Leiter zum Paradies
, beschrieb Johannes in 30
Sprossen
, d. h. Kapiteln, - entsprechend den 30 Lebensjahren Christi - den Erwerb
von Tugenden und die Bekämpfung der Laster als Weg zum Paradies und zur Freiheit von Leiden; das Werk, das als Anleitung für
Mönche geschrieben wurde, steht in der Tradition der Lehren von
Barsanuphios und
Dorotheus von Gaza; in der erstmaligen Erwähnung der Atemtechnik beim Jesusgebet
bereitete er schon den Hesychasmus vor. Diese Schrift gab ihm seinen Beinamen.
Worte des Heiligen
Johannes' Hauptwerk Leiter zum Paradies
verbindet die Geschichte von der
Jakobsleiter (1. Mose 28) mit den 30 Jahren des Lebens Jesu im Verborgenen. Dementsprechend hat
diese Leiter auch 30 Stufen, die die Mönche erklimmen müssen, um ins Paradies zu gelangen. Stufe 1 - 3 beinhalten die
Abkehr von der Welt, Stufe 4 - 7 die Haltungen des Gehorsams, der Umkehr, des Bewusstseins der eigenen Sterblichkeit und
der Bußtrauer, die Stufen 9 - 23 die zu überwindenden Fehlhaltungen und Laster, die Stufen 24 - 26 die Erlangung der
Sanftmut, Demut und Gabe der Unterscheidung, die Stufen 27 - 30 behandeln die Herzensruhe, das Gebet, die
Leidenschaftslosigkeit und die Liebe. Sein Werk förderte entscheidend das Jesusgebet.
Die folgenden Texte aus der Leiter zum Paradies
geben auch Anregung für jedes intensives Gebetsleben:
Der wahre Mönch ist wie ein unbeweglicher Blick der Seele und ein nicht zu erschütternder Sinn des Körpers. Der
Mönch ist ein Licht, das wegen der Glut seines Herzens nie erlischt. Die Stille des Körpers ist die Weisheit der
Lebensführung und Ordnung des sinnlichen Lebens. Die Stille der Seele besteht in der Weisheit des Denkens und in einem
unbefleckten Geist. Der Freund der Stille ist die Wachsamkeit der Seele, die vor den Toren des Gemütes gewissenhaft auf
Posten steht, an keinen Schlaf denkt und die bereit ist, alle zu vernichten und niederzuschlagen, die sich ihr nähern.
Wer diese Stille in der Tiefe seines Gemütes erlebt, versteht meine Worte; denn er hat durch die praktische Erfahrung
Licht erhalten.
Die Gottversenkung ist ein vollständiges Freisein von jeglicher Sorge über vernünftige oder unvernünftige Dinge.
Wer den ersten das Tor öffnet, wird es auch den zweiten tun. … Wie das kleine Sandkörnchen im Auge genügt, um den
Blick zu trüben, so genügt eine kleine Sorge, um die Gottversenkung zu stören. Sie ist ja die Ausschaltung aller Gedanken
und jeglicher Sorge. Der ungetrübte Seelenhimmel kennt nicht das kleinste Sorgenwölkchen, selbst nicht um den eigenen
Körper. Wer Gott den unbewölkten Himmel seiner Seele darbietet und die geringste Sorgenwolke daran aufsteigen lässt, der
gleicht einem Menschen, der mit straff gefesselten Füßen laufen will!
Quelle: Johannes Klimakos: Leiter zum Paradies
Zitat von Johannes Klimakos:
Gebet ist hinsichtlich seiner Beschaffenheit Zusammensein und Vereinigung des Menschen mit Gott;
hinsichtlich seiner Wirkung aber Bestand der Welt, Versöhnung Gottes, Mutter und außerdem Tochter der Tränen, Sühne der
Sünden, Damm wider die Versuchungen, Scheidewand zur Bedrängnis, Vernichtung der Kriege, Werk der Engel, Speise aller
Leiblosen, die künftige Freude, endlose Tätigkeit, Quelle der Tugenden, Vermittler der Gnadengaben, unsichtbarer
Fortschritt, Speise der Seele, Erleuchtung des Geistes, Gegengift der Verzweiflung, Aufweis der Hoffnung, Lösung von
Traurigkeit, der Reichtum der Mönche, der Schatz der Hesychasten [die das Gebet der Ruhe üben], Minderung des Zornes,
Spiegel des Fortschritts, Offenbarung des (erlangten) Maßes, Sichtbarmachung des Zustands, Enthüllung der künftigen Dinge,
Anzeichen des Ruhmes. Das Gebet ist für den wirklich Betenden das Gericht, der Gerichtsort und Richterstuhl des Herrn vor
dem künftigen Gericht.
Quelle: Beuroner Kunstverlag (Hrsg.: Philokalie - der heiligen Väter Nüchternheit, Bd. 5, 2. Aufl. Würzburg 2007, S. 54f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Johannes' Scala
sowie
weitere Schriften von
Johannes und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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- zuletzt aktualisiert am 03.03.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger.
Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 5., Herder, Freiburg im Breisgau 1996
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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