Ökumenisches Heiligenlexikon

Josef Kentenich

Taufname: Peter Josef

1 Gedenktag katholisch: 15. September

Name bedeutet: Gott hat hinzugefügt (hebr.)

Gründer
* 18. November 1885 in Gymnich bei Köln in Nordrhein-Westfalen
15. September 1968 auf dem Berg Schönstatt bei Vallendar am Rhein in Rheinland-Pfalz


Josef Kentenichs Geburtshaus in Gymnich bei Köln
Josef Kentenichs Geburtshaus in Gymnich bei Köln

Josef Kentenich trat 1904 den Pallottiner bei und wurde 1910 zum Priester geweiht. Er war dann Lehrer und Erzieher im Studienheim der Pallottiner in Schönstatt in Vallendar. 1914 legte er in der Gnadenkapelle in Schönstatt das Liebesbündnis mit der Mater ter admirabilis ab und damit den Grundstein zur Schönstatt-Bewegung, die der Idee vom neuen Menschen in einer neuen Gemeinschaft Gestalt geben will. In Maria sah er das Vorbild des Menschen in seinem Verhältnis zu Gott; sein Ziel war, diesen neuen, marianischen Menschen zu formen.

Die Gnadenkapelle, das „Urheiligtum” von Schönstatt, in dem Kentenich sein Bündnis schloss
Die Gnadenkapelle, das Urheiligtum von Schönstatt, in dem Kentenich sein Bündnis schloss

1918 gründete Kentenich mit seinen Schülern eine Laienbewegung - die Marianische Kongregation, aus der sich das heutige Schönstattwerk entwickelte: mehrere Gemeinschaften für Priester, Familien, Männer, Frauen und Jugendliche; Schönstatt wurde Ausgangspunkt einer Bewegung religiös-sittlicher Erneuerung, die Kapelle - das so genannten Urheiligtum - ein Wallfahrtsort, an dem bis heute zahlreiche Menschen Maria als Mutter und Erzieherin erfahren.

Gnadenbild, 1915, im „Urheiligtum” in Schönstatt. Umschrift: „Ein Diener Mariens geht niemals zugrunde!„
Gnadenbild, 1915, im Urheiligtum in Schönstatt. Umschrift: Ein Diener Mariens geht niemals zugrunde!

Im Dritten Reich wurde Kentenich 1941 zuerst im damaligen Gefängnis in Koblenz und ab 1942 bis 1945 im Konzentrationslager Dachau gefangen gehalten. Nach dem Krieg musste er ab 1951 eine kirchlich verfügte Trennung von seinem Werk erdulden; nach Auffassung des Heiligen Offiziums – der Vorgängerinstitution der heutigen Glaubenskongregation – mussten einige Entwicklungen in Schönstatt korrigiert werden, was in Anwesenheit Kentenichs nicht möglich wäre, da er als unbelehrbar anzusehen sei. Kentenich verbrachte diese Zeit in Milwaukee in den USA als Seelsorger für Deutsche; erst 1965 wurde er rehabilitiert und wieder in seine Ämter eingesetzt.

Kentenich starb in der Sakristei der unter ihm erbauten Anbetungskirche, nachdem er in der Kirche erstmals die Messe gefeiert hatte.

Josef Kentenich wurde in der Anbetungskirche im Komplex der Schönstätter Marienschwestern auf dem Berg Schönstatt in Vallendar bestattet.

Juan Fernández: Denkmal, 2001, vor dem Pater-Kentenich-Haus auf dem Berg Schönstatt
Juan Fernández: Denkmal, 2001, vor dem Pater-Kentenich-Haus auf dem Berg Schönstatt

Kanonisation: 1975 wurde der Seligsprechungsprozess für Josef Kentenich eröffnet. 2020 wurden in Dokumenten des bisherigen Geheimarchivs des Vatikan Dokumente entdeckt, die den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs an Schutzbedürftigen möglich erscheinen lassen; sollten sich der Verdacht erhärten, müsse die Kirche entscheiden, den Seligsprechungsprozess zu beenden, erklärte daraufhin Pater Angel Strada, der ehemalige Postulator für die Seligsprechung von Josef Kentenich. 1 Das Bistum Trier setzte daraufhin eine neue Historikerkommission ein zur Untersuchung dieser Vorwürfe. Nachdem 2021 Aussagen eines Amerikaners bekannt wurden, der Kentenich vorwerfe, ihn zwischen 1958 und 1962 sexuell missbraucht zu haben, beauftragtete der Trierer Bischof eine zweite Historikerkommission. Im Mai 2022 wurde das Seligspechungsverfahren vom Trierer Bschof gestoppt.

1 In einem Schreiben des damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, an den Generalrektor der Pallottiner aus dem Jahr 1982 heißt es, dass keine der früheren Entscheidungen des Hl. Offiziums, die die Lehre, Tätigkeit und Person P. Kentenichs betreffen, annulliert worden seien. Die Glaubenskongregation ist nicht der Meinung, dass die Beanstandungen, die der Apostolische Visitator seinerzeit an Lehre und Tätigkeit P. Kentenichs machte, ein bedauerlicher Irrtum gewesen seien und auf falschen Informationen beruhten. Kentenich habe lediglich von der Religiosenkongregation mit Zustimmung der Glaubenskongregation die Erlaubnis erhalten, die Palottiner zu verlassen und als Diözesanpriester im Bistum Münster inkardiniert zu werden, allerdings unter der Bedingung, nicht den Schönstattpriestern beizutreten und auch das Schönstattwerk nicht zu leiten.
Schwestern der von Kentenich gegründeten Marienschwestern hatten ihm systematischen Machtmissbrauch und sexuellen Missbrauch in einem Fall vorgeworfen. Das Heilige Offizium, die heutige Glaubenskongregation ernannte daraufhin Visitatoren und stufzee die Vorwürfe schließlich als glaubwürdig ein; in den um 1950 entstandenen Berichten wurde Kentenich als hochgradig manipulativ und die Schwestern in ihrer Gewissensfreiheit planmäßig behindernd beschrieben, deshalb 1951 durch den Vatikan ins Exil in die USA geschickt.
Eine Erklärung dafür, dass Kentenich nach seiner Rückkehr aus den USA in der Praxis wieder weitreichende Freiheiten in der von ihm gegründeten Bewegung hatte, anscheinend mit Duldung aus Rom und den deutschen Bistümern, gibt das nun bekannt gewordene Schreiben an den Generalrektor der Pallottiner, Pater Ludwig Münz, nicht.


Worte von Josef Kentenich

Kentenich schreibt im Januar 1942 für die Schönstätter Marienschwestern aus dem Gefängnis über die beglückende, bedrückende und entzückende Seite des Lebens Jesu. Damit weist er aber auch auf seine eignen Erfahrungen und die seiner Schwestern hin:
Im öffentlichen Leben des Heilandes sind drei Abschnitte leicht erkennbar: Die Zeit der Erfolge, der Misserfolge und der Verklärung.
Nach seinem ersten öffentlichen Auftreten entsteht eine Volksbewegung. Alles eilt dem großen Wundertäter und weisen Lehrmeister nach. Es scheint, als wenn das Volk in Liebe und Glauben sich ihm ausliefern wollte. Das ist die beglückende Zeit und Seite im öffentlichen Heilandsleben. Sie dauert aber nicht lange. Sie wird schon bald abgelöst durch die erdrückende Wahrnehmung, dass erst die Führer des auserwählten Volkes und dann die große, breite Masse ihn ablehnen. Sobald diese Tatsache stärker in Erscheinung tritt, zieht der Heiland sich mehr aus dem öffentlichen Leben zurück und widmet Liebe, Zeit und Kraft der Schulung und Erziehung seiner Apostel und Jünger. Indessen ballen sich die Wolken über seinem Haupte zusammen, die Schlinge wird enger und enger gezogen, bis er am Karfreitag am Schandpfahl des Kreuzes sein Leben hergibt für die Erlösung der Welt. Am dritten Tag steigt er aus eigener Kraft aus dem Grab empor. Er steht vor der staunenden Welt als der glorreiche Held, der verklärte Sieger über Tod und Teufel. Diese dritte Seite in seinem Leben ist deshalb so entzückend, weil nunmehr auch seine menschliche Natur hineingezogen ist bis in die niederen Partien in den Glanz der visio beata und weil er diese Herrlichkeit für sich und seinen mystischen Leib verdient hat durch sein Leiden und Sterben.
Die Liturgie spricht darum von einer beata passio, und der Heiland selbst gibt die aufschlussreiche Erklärung: Musste nicht Christus das alles leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen? (Lukasevangelium 24, 26). Die entzückende Seite seines Lebens umfasst also nicht nur seine Auferstehung und Verklärung, sondern auch seine Leidenszeit - aber nur insofern, als sie Ursache und Kaufpreis ist für Auferstehung und Verklärung. Die Kirche ist der geheimnisvolle Leib Christi. Sie nennt sich selbst gern die Braut des Herrn und sieht in der lieben Gottesmutter und deren Brautschaft ihr vollkommenstes Vorbild und Abbild. Es ist leicht verständlich, dass der Leib dem Haupte, die Braut dem Bräutigam ähnlich werden sollen und wollen. Der Heiland beabsichtigt - so sagt man gern -, sein Leben in allen Abschnitten und Stufen in seiner Kirche nochmals zu leben. Füglich muss auch die Kirchengeschichte eine beglückende, erdrückende und entzückende Seite aufweisen.
Dasselbe gilt von unserer Familiengeschichte, weil wir uns in Demut und Dankbarkeit als vorzügliches Glied der Kirche auffassen dürfen. Mit Recht nenne ich darum unsere Familiengeschichte eine Heilandsgeschichte. Der Ausdruck ist uns weniger geläufig. Wir sind noch daran gewohnt, unser Familienleben als Marienleben, als ein Nachleben des historischen Marienlebens aufzufassen. Das ist aber nur deshalb möglich, weil die Gottesmutter das Heilandsleben in vollkommenster Weise ab- und nachgebildet hat. Beide bilden eine unzertrennliche Einheit. So erinnert der Rosenkranz, der eine Gesamtschau des Marien- und Heilandslebens gibt, in seinen drei Teilen sehr deutlich an die beglückende, erdrückende und entzückende Seite im Leben von beiden. … Wer solche Zusammenhänge vor Augen hat, der bleibt mit großer Liebe stehen vor den einzelnen Seiten unserer [d. h. der Schönstätter] Familiengeschichte.

Quelle: Josef Kentenich: Brief aus dem Gefängnis an die Schönstattschwestern im Januar 1942; siehe Karmel- und Dachaubriefe 1941/42

Zitate von Josef Kentenich:

In der Einsamkeit spricht Gott am meisten, am liebsten, tiefsten und nachhaltigsten mit der Seele.
Sie mögen noch so klein sein und im Hintergrund stehen: Es kommt auf Sie an!
Alle unsere Werke werden fruchtbarer, wenn wir sie mit frohem Herzen verrichten.
Das ist der gottgewollte Sinn jeder Unsicherheit und Ungeborgenheit: erhöhte Sicherheit und Geborgenheit in der Hand und im Herzen Gottes.
Wer eine Sendung hat, muss sie erfüllen, auch wenn es in den tiefsten und dunkelsten Abgrund geht, auch wenn Todessprung auf Todessprung dafür verlangt wird.
Nicht aufgeben! Gott hat auch dort noch Möglichkeiten wo der Mensch schon lange keine mehr sieht.
Heiligkeit besteht in dem Mut, jeden Tag neu anzufangen.
Liebe ist die größte Großmacht.

Quelle: https://www.evangeliums.net/zitate/joseph_kentenich.htm

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Schönstatt-Bewegung stellt ihr heutiges Wirken und Geschichtliches auf ihrer Website dar.

Die Kapelle, das Urheiligtum in Schönstatt bei Vallendar ist täglich von 7 Uhr bis 20.30 Uhr geöffnet. (2021)
Die Pilgerkirche in Schönstatt ist von April bis Oktober täglich von 9 Uhr bis 19.30 Uhr. von November bis März nur bis 17 Uhr geöffnet. (2021)
Die 1965 eröffnete Gedenkstätte Konzentrationslager Dachau ist täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2020)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 18.05.2022

Quellen:
• Martin Persch. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. III, Herzberg 1992
• http://www.schoenstatt.de
• https://www.katholisch.de/artikel/26405-ratzinger-brief-aufgetaucht-pater-kentenich-nie-rehabilitiert-worden
• https://www.katholisch.de/artikel/26024-schoenstatt-gruender-kentenich-unter-missbrauchsverdacht

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.