Ökumenisches Heiligenlexikon

Konrad von Parzham

auch: Bruder Konrad
bürgerlich: Johann Evangelist Birndorfer

1 Gedenktag katholisch: 21. April
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
Fest im Bistum Passau
gebotener Gedenktag im Kapuzinerorden
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Observanten
Diözesankalender Salzburg
in Deutschland: Gedenktag III. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.

Name bedeutet: der tapfere Berater (althochdt.)

Laienbruder
* 22. Dezember 1818 in Parzham bei Griesbach in Bayern
21. April 1894 in Altötting in Bayern


Paul Dierkes (1907 - 1968): Konrad, Skulptur in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Güstrow
Paul Dierkes (1907 - 1968): Konrad, Skulptur in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Güstrow

Johann wurde als elftes von zwölf Kindern der Bauern Bartholomäus und Gertrud Birndorfer auf dem Venus-Hof im Weiler Parzham geboren. Er war von klein auf ein ausgesprochen frommer Mensch. Im Alter von 14 Jahren verlor er seine Mutter, zwei Jahre später seinen Vater. Er wollte in ein Kloster eintreten; allerdings war es nicht leicht für ihn, Aufnahme zu finden: immer wieder wurde er abgelehnt und so musste er den Wunsch aufgeben, Priester zu werden und arbeitete als Knecht auf dem elterlichen Hof.

Erst im Alter von 31 Jahren fand Johann 1850 Aufnahme im Kapuzinerkloster St. Anna - dem heute nach ihm benannten Kloster St. Konrad - in Altötting mit dem Ordensnamen Konrad und ab 1852 seinen Platz fürs Leben an der Klosterpforte.

Konrads Pforte im Kloster St. Konrad in Altötting
Konrads Pforte im Kloster St. Konrad in Altötting

41 Jahre lang wirkte Bruder Konrad an der Pforte, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte, die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch Handwerksburschen und Kinder aus armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte, keines von ihnen ging leer aus.

Statue, 1934, in der Münsterkirche in Neumarkt in der Oberpfalz
Statue, 1934, in der Münsterkirche in Neumarkt in der Oberpfalz

Konrads Name und Ruf drang weit über die Grenzen Bayerns hinaus. Trotz seines 18-Stunden-Tages an der Pforte blieb aber das Gebet der Mittelpunkt seines Lebens: stundenlang und nächtelang, jede freie Minute nutzend, betete er.

Zugleich hatte Konrad ein außerordentliches Verlangen nach dem Empfang der EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.. Im Kloster war es üblich, zwei- bis dreimal wöchentlich die Kommunion zu empfangen, doch Konrads Verlangen war so übermächtig, dass ihm die tägliche Kommunion erlaubt wurde, die er frühmorgens empfing, um bei den anderen kein Aufhebens zu machen. Auch die Verehrung des Heilgsten Herzen Jesu und der Maria waren ihm ein Anliegen.

Im Alter von mehr als 75 Jahren konnte er seinen Dienst wegen der Beschwerden des Alters nicht mehr verrichten, aber noch in der Stunde seines Todes raffte er sich von seinem Lager auf und wollte zur Tür gehen, da er glaubte, dass der stellvertretende Pförtner die Glocke überhört habe. Dabei brach er zusammen; bis zu seinem Tod einige Tage später sprach er kein einziges Wort mehr.

Konrad vor dem Kreuz, Relief in der Kapuzinerkirche St. Anton in Kempten
Konrad vor dem Kreuz, Relief in der Kapuzinerkirche St. Anton in Kempten

In der Kirche des Klosters in Altötting fand Konrad seine letzte Ruhestätte, sie wurde 1953 in Bruder-Konrad-Kirche umbenannt. In Konrads Elternhaus in Parzham kann man sein Geburtszimmer und ein Museum in einem Nebengebäude besichtigen.

Im früher bayerischen Utweiler -, einem Ortsteil von Gersheim im Saarland - ist die Kapelle Konrad geweiht. Dort gibt es jedes Jahr den Bruder-Konrad-Ritt, bei dem die Pferde und Fahrzeuge des Umzugs gesegnet werden.

Kanonisation: Konrad wurde am 15. Juni 1930 von Papst Pius XI. selig- und am 20. Mai 1934 von demselben Papst heiliggesprochen.
Attribute: als Pförtner, Brot austeilend
Patron der katholischen Burschenvereine, des seraphischen Liebeswerks; in allen Nöten; dritter Patron des Bistums Passau

Bei seinem Besuch in Bayern im September 2006 würdigte Papst Benedikt XVI. Konrad in seiner Predigt beim Vesper-Gottesdienst in der Basilika St. Anna in Altötting:

Er hat sich, wie es der Herr im Gleichnis empfiehlt, wirklich auf den letzten Platz gesetzt, als demütiger Pfortenbruder. Er konnte von seiner Zelle aus immer auf den Tabernakel hinschauen, immer bei ihm sein. Von diesem Blick her hat er die nicht zu zerstörende Güte gelernt, mit der er den Menschen begegnete, die fast ohne Unterbrechung an seiner Pforte anläuteten - auch manchmal eher bösartig, um ihn bloßzustellen; auch manchmal ungeduldig und laut: Ihnen allen hat er ohne große Worte durch seine Güte und Menschlichkeit eine Botschaft geschenkt, die mehr wert war als bloße Worte.

Worte des Heiligen

Konrads schriftlicher Nachlass besteht aus einigen wenigen Briefen. In (drei) Briefen an eine Dritt-Ordens-Schwester spricht Konrad über sein geistliches Leben:

Meine Lebensweise besteht nun meistens darin: lieben und leiden, im Staunen und Anbeten und Bewundern der namenlosen Liebe zu uns armen Geschöpfen. In dieser Liebe meines Gottes komme ich an kein Ende. Da hindert nichts, da bin ich immer mit meinem lieben Gott auf das innigste vereinigt. …
Auch bei meinen vielen Geschäften bin ich oft umso inniger mit ihm vereinigt. Ich rede da ganz vertraulich wie ein Kind mit seinem Vater. Ich klage ihm da meine Anliegen, meine Bitten, was mich am meisten drückt. Dann bitte ich ihn, er möchte mir diese und jene Gnade verleihen - aber mit recht kindlichem Vertrauen, ja mit recht großem Vertrauen.
Habe ich gefehlt, dann bitte ich recht demütig, er möchte mir wieder verzeihen, ich will ja ein recht gutes Kind werden. Ich will ihn dann umso inniger lieben. Und das Mittel, das ich gebrauche, mich in der Demut und Sanftmut zu üben, ist kein anderes als das Kreuz. Dieses ist mein Buch. Nur ein Blick auf das Kreuz lehrt mich in jeder Gelegenheit, wie ich mich zu verhalten habe. Da lerne ich Geduld und Demut, Sanftmut und jedes Kreuz mit Geduld zu ertragen. Ja, es wird mir süß und leicht.
(Brief vom 28. April 1872)

Bemühen wir uns recht, ein recht innerliches, in Gott verborgenes Leben zu führen; denn es ist so gut mit dem lieben Gott umzugehen. Wenn wir wahrhaft innerlich sind, so wird uns daran nichts hindern, auch mitten in den Geschäften, die unser Beruf mit sich bringt, insofern wir es nicht selber sind (die uns hindern). Lieben wir ja recht das Stillschweigen, denn eine Seele, die viel redet, wird nie zu einem wahrhaft innerlichen Leben kommen. (Brief vom 6. August 1872)

Konrads innige Gottverbundenheit: Was mich betrifft, du möchtest es vielleicht wissen, wie es mir geht. Es geht mir immer gut. Ich bin immer glücklich und zufrieden in Gott; ich nehme alles mit Dank von dem lieben Himmelvater an, sind es Leiden oder Freuden. Er weiß ja, was für uns das Beste ist und so bin ich immer glückselig in Gott.
Ich bin bemüht, ihn recht zu lieben. O das ist ja oft mein einziger Kummer, dass ich so wenig ihn liebe. … Ja ich möchte ein Seraph der Liebe sein, ich möchte ja oft alle Geschöpfe anrufen, dass sie mir doch meinen lieben Gott lieben helfen. Ich muss schließen. Ich komme zu weit. Die Liebe hat keine Grenzen.
(Brief vom 6. August 1872)

Quelle: G. Bergmann: Bruder zwischen gestern und morgen - Konrad von Parzham. Passau 1974, S. 212, 217, 218

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Im ehemaligen Gutshof von Konrads Eltern in Parzham wurde eine Gedenkstätte eingerichtet; sie ist von April bis Oktober werktags von 9 Uhr bis 18 Uhr, sonntags erst ab 12 Uhr, im Winter werktags von 10 Uhr bis 16 Uhr, sonntags erst ab 12 Uhr geöffnet. (2021)
Das Kloster St. Konrad in Altötting mit seiner umfangreichen Ausstellung über Konrad ist täglich von 8.30 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet. (2020)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 19.03.2021

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=94633 nicht mehr erreichbar
• http://www.pnp.de/lokales/news.php?id=56125 nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• https://www.donaukurier.de/archiv/der-heilige-klosterpfoertner-3175806 - abgerufen am 07.02.2024
• https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/homburg/blieskastel/der-bruder-konrad-ritt-in-utweiler_aid-22806539 - abgerufen am 07.02.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.