Ökumenisches Heiligenlexikon

Ludwig Harms

auch: Louis

1 Gedenktag evangelisch: 13. November

Name bedeutet: der berühmte Krieger (althochdt.)

Pfarrer
* 5. Mai 1808 in Walsrode in Niedersachsen
14. November 1865 in Hermannsburg in der Lüneburger Heide in Niedersachsen


Kirche St. Peter und Paul in Hermannsburg
Kirche St. Peter und Paul in Hermannsburg

Ludwig, Sohn des Pfarrers an der Stadtkirche in Walsrode Hartwig Christian Harms, kam 1817 nach Hermannsburg, wo sein Vater eine neue Pfarrstelle an der Kirche St. Peter und Paul antrat. Nach dem Studium an der Universität in Göttingen war er von 1830 bis 1840 als Hauslehrer beim herzoglichen Kammerherrn von Linstow in Lauenburg, dann als Hauslehrer bei Landbaumeister Pampel in Lüneburg tätig. 1843 kam er als Hilfsprediger zu seinem Vater nach Hermannsburg, 1848 übernahm er selbst die Pfarrstelle seines verstorbenen Vaters.

Harms war ein gefragter Prediger, jeden Sonntag hielt er drei mehrstündige Gottesdienste; besonders bemühte er sich um die Verbesserung der Schulen, ließ Schulhäuser bauen und Lehrer anstellen, die er dann in regelmäßigen Konferenzen religionspädagogisch schulte. Kirche und Schule müssten zusammenwirken in der Bildung der Gemeine, wie Harms in Anlehnung an Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf seine Wirkungsstätte nannte. Zu ihren Aufgaben gehörte auch die Entfaltung einer umfassenden Liebesgemeinschaft; so wurden Waisenkinder in Familien vermittelt oder Almosen sollten durch Vermittlung von Arbeit überflüssig werden. Besonders nach Eröffnung der Eisenbahnlinie 1847 kamen Menschen auch von weit her, um Harms' Predigten und seine plattdeutschen Bibelauslegungen zu hören.

Missionshaus in Hermannsburg
Missionshaus in Hermannsburg

Harms' besondere Liebe aber galt der Mission; ab 1845 stellte Ludwig Harms dies in den Mittelpunkt seines Wirkens, so dass reichlich Gaben für die Mission zusammen kamen und mehrere junge Männer Missionare werden wollten. 1849 gründete er in Hermannsburg ein eigenes Missionshaus als Sitz der 1836 gegründeten Missionsbildungsanstalt der Norddeutschen Mission. Am Missionshaus lehte Ludwigs Bruder Theodor; es diente als Ausbildungsstätte für Missionare und bildete Handwerker und Bauern ohne akademische Vorbildung aus, dabei wurde Wert auch auf körperliche Arbeit und die in der Landwirtschaft gelegt. 1852 konnte unter großer Beteiligung das erste Missionsfest gefeiert werden. Die erste Gruppe von Missionaren, begleitet von Kolonisten, zur Verwirklichung des ganzheitlichen Konzepts von Harms, reiste 1853 ab und benützte ein Schiff, das extra dafür aus Spenden neu gebaut wurde, um nicht unter der Flagge einer europäischen Kolonialmacht anzukommen. Ihr Ziel war das als kriegerisch geschilderte Volk der Oromo in Äthiopien; so wie einst Bonifatius die kriegerischen Sachsen christianisert hatte, sollte von der Mission bei den Oromo die Christianisierung des ganzen afrikanischen Kontinents ausgehen. Als der geplante Landgang in Mombasa in Kenia vom dortigen Sultan untersagt wurde, reiste die Gruppe mit ihrem Schiff weiter nach Natal in Südafrika und gründete dort die Kolonie Hermannsburg. 1857 wurden von dort Missionare auch ins Betschuanaland - das heutige Botswana -, 1858 zu den Zulus in Transvaal gesandt. Die Missionsgruppen lebten in Gütergemeinschaft mit gemeinsamer Kasse - dies wurde erst nach Harms' Tod aufgegeben.

1854 erschien erstmals ein von Harms herausgegebenes Missionsblatt, 1856 wurde eine eigene Druckerei gebaut. Seine gedruckten Predigten erschienen in über 100.000 Exemplaren. 1863 wurde das zweite Missionshaus - wieder aus Spenden - gebaut; 1857 wurde Harms' Werk nach manchem vorherigen Zögern von der Kirchenleitung in Hannover anerkannt. Weitere Versuche, in Äthiopien Fuß zu fassen, kosteten Ausgesandte das Leben; Harms litt unter der Unmöglichkeit, seine Vision zu realisieren; kurz vor seinem Tod fand er sich mit diesem Umstand ab; stattdessen begann 1866 die Mission unter den Telugu in Indien. Ludwig Harms arbeitete bis zur völligen körperlichen Erschöpfung; in seinem letzten Lebensjahr sandte er eine Missionsgruppe zu den Aborigines in Australien, die von den neuen Siedlern bedrängt wurden; die Missionare gründeten auch dort ein Hermannsburg, mit ihrer Bibelübersetzung in die Sprache der Ureinwohner begründeten sie deren Schriftsprache.

Harms starb mit 57 Jahren.

Bis 2012 hatte das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen seinen Sitz in Hermannsburg, es arbeitet heute mit evangelischen Kirchen in folgenden Ländern zusammen: Argentinien, Äthiopien, Botswana, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Indien, Madagaskar, Malawi, Namibia, Peru, Russland und GUS-Staaten, Südafrika, Swasiland, Zentralafrika. Nachfolger des Missionsseminars ist seit 2012 die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Stadtkirche in Walsrode ist täglich von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. (2024) Die Kirche St. Peter und Paul in Hermannsburg ist von Ostern bis zum Erntedankfest täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 15.10.2024

Quellen:

• Jobst Reller: Ein lernfähiger Charismatiker. In: Deutsches Pfarrerblatt 5/2008
• Infotafeln an der Kirche St. Peter und Paul in Hermannsburg

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.