Ludwig Harms
auch: Louis
Gedenktag evangelisch: 13. November
Name bedeutet: der berühmte Krieger (althochdt.)
Ludwig, Sohn des Pfarrers an der Stadtkirche in Walsrode Hartwig Christian Harms, kam 1817 nach Hermannsburg, wo sein Vater eine neue Pfarrstelle an der Kirche St. Peter und Paul antrat. Nach dem Studium an der Universität in Göttingen war er von 1830 bis 1840 als Hauslehrer beim herzoglichen Kammerherrn von Linstow in Lauenburg, dann als Hauslehrer bei Landbaumeister Pampel in Lüneburg tätig. 1843 kam er als Hilfsprediger zu seinem Vater nach Hermannsburg, 1848 übernahm er selbst die Pfarrstelle seines verstorbenen Vaters.
Harms war ein gefragter Prediger, jeden Sonntag hielt er drei mehrstündige Gottesdienste; besonders bemühte er sich um
die Verbesserung der Schulen, ließ Schulhäuser bauen und Lehrer anstellen, die er dann in regelmäßigen Konferenzen
religionspädagogisch schulte. Kirche und Schule müssten zusammenwirken in der Bildung der Gemeine
, wie Harms in
Anlehnung an Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf seine
Wirkungsstätte nannte. Zu ihren Aufgaben gehörte auch die Entfaltung einer umfassenden Liebesgemeinschaft; so wurden
Waisenkinder in Familien vermittelt oder Almosen sollten durch Vermittlung von Arbeit überflüssig werden. Besonders nach
Eröffnung der Eisenbahnlinie 1847 kamen Menschen auch von weit her, um Harms' Predigten und seine plattdeutschen
Bibelauslegungen zu hören.
Harms' besondere Liebe aber galt der Mission; ab 1845 stellte Ludwig Harms dies in den Mittelpunkt seines Wirkens, so
dass reichlich Gaben für die Mission zusammen kamen und mehrere junge Männer Missionare werden wollten. 1849 gründete er
in Hermannsburg ein eigenes Missionshaus als
Sitz der 1836 gegründeten Missionsbildungsanstalt der Norddeutschen Mission
. Am Missionshaus lehte Ludwigs Bruder
Theodor; es diente als Ausbildungsstätte für Missionare und bildete Handwerker und Bauern ohne akademische Vorbildung aus,
dabei wurde Wert auch auf körperliche Arbeit und die in der Landwirtschaft gelegt. 1852 konnte unter großer Beteiligung
das erste Missionsfest gefeiert werden. Die erste Gruppe von Missionaren, begleitet von Kolonisten, zur Verwirklichung des
ganzheitlichen Konzepts von Harms, reiste 1853 ab und benützte ein Schiff, das extra dafür aus Spenden neu gebaut wurde,
um nicht unter der Flagge einer europäischen Kolonialmacht anzukommen. Ihr Ziel war das als kriegerisch geschilderte Volk
der Oromo in Äthiopien; so wie einst Bonifatius die kriegerischen
Sachsen christianisert hatte, sollte von der Mission bei den
Oromo die Christianisierung des ganzen afrikanischen Kontinents ausgehen. Als der geplante Landgang in
Mombasa in Kenia vom dortigen Sultan untersagt
wurde, reiste die Gruppe mit ihrem Schiff weiter nach Natal in
Südafrika und gründete dort die Kolonie
Hermannsburg. 1857 wurden von dort Missionare
auch ins Betschuanaland
- das heutige Botswana -, 1858 zu den Zulus in
Transvaal gesandt. Die Missionsgruppen lebten in Gütergemeinschaft
mit gemeinsamer Kasse - dies wurde erst nach Harms' Tod aufgegeben.
1854 erschien erstmals ein von Harms herausgegebenes Missionsblatt, 1856 wurde eine eigene Druckerei gebaut. Seine gedruckten Predigten erschienen in über 100.000 Exemplaren. 1863 wurde das zweite Missionshaus - wieder aus Spenden - gebaut; 1857 wurde Harms' Werk nach manchem vorherigen Zögern von der Kirchenleitung in Hannover anerkannt. Weitere Versuche, in Äthiopien Fuß zu fassen, kosteten Ausgesandte das Leben; Harms litt unter der Unmöglichkeit, seine Vision zu realisieren; kurz vor seinem Tod fand er sich mit diesem Umstand ab; stattdessen begann 1866 die Mission unter den Telugu in Indien. Ludwig Harms arbeitete bis zur völligen körperlichen Erschöpfung; in seinem letzten Lebensjahr sandte er eine Missionsgruppe zu den Aborigines in Australien, die von den neuen Siedlern bedrängt wurden; die Missionare gründeten auch dort ein Hermannsburg, mit ihrer Bibelübersetzung in die Sprache der Ureinwohner begründeten sie deren Schriftsprache.
Harms starb mit 57 Jahren.
Bis 2012 hatte das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen seinen Sitz in
Hermannsburg, es arbeitet heute mit evangelischen
Kirchen in folgenden Ländern zusammen: Argentinien, Äthiopien, Botswana, Brasilien, Chile, Deutschland, Frankreich, Indien,
Madagaskar, Malawi, Namibia, Peru, Russland und GUS-Staaten, Südafrika, Swasiland, Zentralafrika. Nachfolger des
Missionsseminars ist seit 2012 die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie
.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
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- zuletzt aktualisiert am 15.10.2024
Quellen:
•
• Jobst Reller: Ein lernfähiger Charismatiker. In: Deutsches Pfarrerblatt 5/2008
• Infotafeln an der Kirche St. Peter und Paul
in Hermannsburg
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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