Lullus von Mainz
auch: Lul
Gedenktag katholisch: 16. Oktober
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Fulda und Mainz
Name bedeutet: ?
Lullus, Sohn eines adeligen Grundbesitzers, kam als Kind ins Kloster
Malmesbury und wurde dann Mönch. Er lernte
737/738 bei einer Wallfahrt zu den
sieben Pilgerkirchen in Rom dort
Bonifatius kennen und zog mit ihm nach Germanien, um ihm als Sekretär
bei der Verkündigung des Evangeliums beizustehen; Bonifatius nannte ihn seinen geistlichen Sohn
. Zunächst war er
wohl Schüler des 730 gegründeten Benediktinerklosters - an der Stelle der
Michaeliskirche, von der nach der Bombardierung
1945 nur noch der bis 1999 wieder aufgebaute Kirchturm erhalten ist - in Ohrdruf, das unter Leitung von Abt
Wigbert stand. 746 wurde Lullus Archidiakon, bald darauf Priester.
751 reiste er im Auftrag von Bonifatius nach Rom,
um das Exemtionsprivileg - das das Kloster aus der fränkischen Kirchenorganisation ausgliederte und rechtlich direkt dem
Papst unterstellte - für das Kloster - an der Stelle des heutigen
Domes - in Fulda zu erwirken. 752 setzte
Bonifatius Lullus als Chorbischof in Mainz und zu seinem Koadjutor ein, 753 auf einem Reichstag zu seinem Nachfolger als
Bischof von Mainz; die Bischofskirche stand damals an der Stelle der - heute evangelischen -
Kirche St. Johannis.
Nach Bonifatius' Tod trat Lullus das Amt in Mainz an. Er ließ Bonifatius' Gebeine aus Dokkum holen und im Kloster in Fulda beisetzten. Zudem gab er dessen Lebensgeschichte in Auftrag. Lullus gliederte seiner Diözese die verwaisten Bistümer Erfurt und nach dem Tod von Bischof Witta Büraburg - beim heutigen Fritzlar - ein, wobei sich allerdings Fulda widersetzte.
763 bis 765 stand Lullus in heftigen Auseinandersetzungen mit Sturmius wegen der Ausgliederung des Klosters der Benediktiner in Fulda. Um 772 gründete Lullus das Kloster in Hersfeld - dem heutigen Bad Hersfeld - an der Stelle, an der Sturmius schon 736 eine Missionsstation gegründet hatte. 775 wurde das Kloster Hersfeld durch Karl den Großen zum Reichskloster erhoben, nachdem Lullus diesem schon seit seinem Amtsantritt 768 als Berater diente, besonders für die Mission unter den Sachsen. 780 ließ Lullus die Gebeine von Wigbert nach Hersfeld überführen, wodurch das Kloster zur Wallfahrtsstation für viele Pilger wurde. Um 781 ernannte der Papst Lullus zum ersten Erzbischof von Mainz.
In einem Lullus zugerechneten Brief berichtet er von der Nahtoderfahrung eines seiner Priester:
Er sagte nämlich, er habe infolge des Schmerzes einer heftigen Erkrankung plötzlich die Schwere des Körpers verloren. Und es sei ganz ähnlich im Vergleich, wie wenn die Augen eines Menschen mit sehendem und wachen Zustand plötzlich mit der dichtesten Decke verhülle und nun die Hülle plötzlich wegnehme und jetzt alles sichtbar sei, was bisher unsichtbar, verhüllt und unbekannt war. So sei ihm nach Entfernung der Hülle des irdischen Fleisches die ganze Welt vereinigt vor Augen gewesen, so daß er alle Länder, Völker und Meere der Welt mit einem Blick übersah. Und nach dem Austritt aus dem Körper hätten ihn die Engel in Empfang genommen, deren Klarheit und Glanz so groß war, daß er des allzugroßen Glanzes wegen keinesfalls zu ihnen aufschauen konnte. Diese sangen mit lieblichen und wohllautenden Stimmen:Herr, strafe mich nicht in Deinem Grimm und züchtige mich nicht in deinem Zorn.
Briefe des Bonifatius. Unter Benützung der Übersetzungen von M. Tangl und Ph. H. Külb neu bearb. von Reinhold Rau. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1968
Lullus starb nach segensreichem Wirken im Benediktinerkloster Hersfeld und wurde dort bestattet. 852 wurden dort seine Gebeine erhoben, damit erhielt die Verehrung großen Aufschwung. Lullus gilt als Gründer der Stadt (Bad) Hersfeld ihm zu Ehren wird seit 852 jedes Jahr an seinem Gedenktag das wohl älteste Volksfest Deutschlands, das Lullusfest, gefeiert.
Lullus' Briefe und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Der
Dom in Fulda ist täglich von 10 Uhr
bis 17 Uhr - sonntags erst ab 11.30 Uhr - zur Besichtigung geöffnet. (2021)
Die Ruine der Klosterkirche in Hersfeld ist
täglich außer montags von 10 Uhr bis 16 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 1 €. (2021)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 27.10.2023
Quellen:
•
• http://www.bonifatius-in-thueringen.de/mitarb_bonifatius.html
• http://www.lullusfest.de/index.php?rubrik=1&content=101
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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