Nikolaus Velimirović
italienischer Name: Nikolaj
Gedenktag orthodox: 18. März, 7. April
im julianischen Kalender: 5. März
Übertragung der Gebeine von Amerika nach Serbien 1991: 20. April
Übertragung der Gebeine: 3. Mai
Name bedeutet: der Sieger über das / aus dem Volk (griech.)
Nikolaus Velimirović wuchs in einer frommen Familie auf. Er besuchte die Priesterschule in Belgrad und studierte an der altkatholischen Fakultät der Universität in Bern in der Schweiz, wo er zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. In Oxford in England studierte er weiter, entwickelte tiefe Freundschaft zur Anglikanischen Kirche und wurde der erste Nichtanglikaner, der in der St Paul’s Cathedral in London predigte. An der Universität in Genf erwarb er sich einen weiteren Doktortitel mit einer philosophischen Arbeit über George Berkley. 1909 kehrte er nach Belgrad zurück, wurde Mönch im Kloster Rakovica in Belgrad und empfing die Priesterweihe. Um den starken nichtorthodoxen Einfluss auf Velimirović einzudämmen, schickte ihn der Belgrader Erzbischof zum Studium an die orthodoxe Fakultät nach St. Petersburg in Russland. 1911 wurde er Hilfslehrer am Priesterseminar in Belgrad berufen. Während der Balkankriege 1912 - 1913 wirkte er als Seelsorger und half Kranken, Armen und Leidenden.
1915 wurde Velimirović, der sieben Sprachen beherrschte, nach England und Amerika entsandt, um dort ausgewanderte Serben
um Hilfe für ihr Heimatland zu bitten. 1919 zum Bischof von
Žiča ernannt, 1921 nach
Ohrid versetzt. Er war in seinem Bistum pastoral
tätig, erneuerte zerstörte und verlassene Klöster und gründete mehrere Waisenheime. Es entstanden zahlreiche Schriften, so
in den Jahren 1920 bis 1938 der Prolog von Ochrid
im Sinne eines Vorworts zur Heiligen Schrift, der für jeden Tag die
Tagesheiligen nennt 1, ergänzt durch Hymnen, Betrachtungen,
HomilienEine Homilie (von griech.„ὁμιλεῖν”, „vertraut miteinander reden”) ist eine Art von Predigt. Während eine Predigt die Großtaten Gottes preist (lat. „praedicare”, „preisen”) und Menschen für den Glauben begeistern will, hat die Homilie lehrhaften Charakter.
und einen Abschnitt Zum Nachdenken
; bekannt und weit verbreitet wurden auch die Gebete am See
.
1919 rief Velimirović die Bewegung der Bogomoljci
, der Gottes Anbetenden
, ins Leben als geistliche Bewegung
von Laien aus dem einfachen Volk. In den 1930er-Jahren, auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Prediger, trat Velimirović
als die Hauptfigur und Stimme der Orthodoxie im Königreich Jugoslawien auf. Er vertrat die Vorstellung von einer Gesellschaft,
die auf christlich-orthodoxen Traditionen und einer Monarchie gründen sollte. Als Antwort auf die zunehmende Verbreitung von
faschistischen und rechtsnationalen Ideen begründete er den so genannten christlichen Nationalismus
, der sich durch
Rückbesinnung auf christliche Werte auszeichnen sollte, die er als nationales und kulturelles Fundament insbesondere der
Serben betrachtete.
Velimirović wurde ebenso wie der Patriarch der Serbisch-Orthodoxen Kirche - die beiden galten als die einflussreichsten
Vertreter der serbischen Orthodoxie - 1941 aufgrund ihrer Beziehungen zu Widerstandskämpfern von den nationalsozialistischen
Besatzern festgenommen, erst in verschiedenen Klöstern interniert und 1944 ins
Konzentrationslager nach Dachau überführt, weil sich
beide weigerten, die Kommunistische Partei im Namen der Serbisch-Orthodoxen Kirche zu verurteilen. Im April 1945 wurde
Velimirović aus dem KZ entlassen, um der antikommunistischen und monarchistischen Jugoslawischen Nationalarmee
als
religiöse Leitfigur zu dienen; bald schon wurde er nach Dachau zurückgebracht, schließlich nach Slowenien zurückgeführt,
von dort zusammen mit dem serbischen Patriarchen in die 1943 eröffnete Außenstelle des KZ Dachau im
Schloss Itter bei Kitzbühel evakuiert.
Dort wurde Velimirović zusammen mit den anderen überlebenden Häftlingen am 5. Mai 1945 von der 36. US-Division befreit. Er emigrierte 1946 in die USA und lehrte dort an den Seminaren von Libertyville in Illinois, in Jordanville in New York und St. Tichon in South Canaan in Pennsylvania. Velimirović wurde zum Sprachrohr der serbischen Emigranten, die an der Monarchie festhielten und das kommunistische Jugoslawien ablehnten.
Velimirović wurde in einem serbisch-orthodoxen Kloster bei Libertyville in Illinois bestattet. 1991 wurden seine Gebeine in seinen Geburtsort Lelić überführt. Einige Reliquien kamen 2009 in die Serbische Orthodoxe Kirche Zur Auferstehung Christi in Wien.
Kanonisation: Die Serbisch-Orthodoxe Kirche sprach Nikolaus Velimirović 2003 heilig.
1 ▲ Im Ökumenischen Heiligenlexikon verzeichnen wir in den Tagesübersichten alle Gedenktage nach diesem Prolog von Ochrid.
Die 1965 eröffnete Gedenkstätte
Konzentrationslager Dachau ist täglich von
9 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist frei. (2020)
Die Serbische Orthodoxe Kirche Zur Auferstehung
Christi in Wien ist täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2021)
Web 3.0 - Kommentar:
Junge
Heilige jeder Konfession bieten selbstverständlich auch Kritikansätze,
wenn ihr Leben bekannt und ausführlich dokumentiert ist.
Nikolais in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts gegen andere orthodoxe Stimmen vertretener
konservativer Anti-Ökumenismus findet heute noch Anhänger und Befürworter. Sein prominenter
Schüler Justin (Popović) von Ćelje, gestorben 1979, heilig gesprochen am 29. April 2010, hat
seine Gedanken bis in die Gegenwart fortgeführt. Allerdings widerspricht er einer nationalen
Kirchenauffassung und bezeichnet sogar eine nationale orthodoxe Kirche als Sünde.
Schon im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts und noch verstärkt heute gibt es nur die
Alternative Gläubige
und Heiden
. Bereits damals war das Konfessions-, teilweise
sogar das Religionsdenken - zumindest bzgl. der monotheistischen Religionen - völlig überholt.
Die Furcht vor einem römischen Missionsgebiet Jugoslawien
war nationalistisch, nicht
religiös begründet – die Serben waren orthodox, die Kroaten römisch-katholisch, die Bosnier
islamisch. Es scheint bei Bischof Nikolai jedoch der Gedanke eines Groß-Serbien
durch –
dieses natürlich orthodox (R. Chrysostomus Grill, I. Sch.: Serbischer Messianismus und Europa
bei Bischof Velimirović, St. Ottilien 1998). Selbst in der Gegenwart werden unter Berufung
auf Traditionen immer noch Denkstrukturen des 19. Jahrhunderts vertreten – von allen Konfessionen.
Die o. g. Alternative gläubig oder heidnisch
stammt von einem Rabbi der Gegenwart, im
Gespräch geäußert, nicht publiziert! Die Kirchen – orthodoxe, römisch-katholische, protestantische
– sind vorhanden, und alle lokalen und zeitlichen Ausprägungen sind gerechtfertigt. Wir können
nicht alle nur lateinisch, griechisch, kirchenslawisch (d. h. altbulgarisch!) oder arabisch
zelebrieren! Die Überbetonung der konfessionellen Unterschiede schwächt jedoch das Christentum
gegenüber anderen Religionen, in West- und Mitteleuropa besonders gegenüber dem Islam.
Dr. Guntram Michael Schwitalla M. A., E-Mail vom 22. April 2012
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- zuletzt aktualisiert am 27.05.2021
Quellen:
• Dr. Guntram Michael Schwitalla M. A., E-Mail vom 22. April 2012
• http://www.serbische-diozese.org/03/index.php?option=com_content&view=article&id=287%3Afestlicher-empfang-der-heiligen-reliquien-des-heiligen-bischof-nikolaj-velimirovi&catid=48%3Anews-&Itemid=75&lang=de
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.