Ökumenisches Heiligenlexikon

Olaf II. von Norwegen

norwegischer Name: Olav

1 Gedenktag katholisch: 29. Juli
nicht gebotener Gedenktag im dt. Sprachgebiet: 10. Juli
Diözesankalender Hamburg und Osnabrück
in Norwegen: Übertragung der Gebeine: 3. August

1 Gedenktag evangelisch: 29. Juli

Name bedeutet: Spross der Ahnen (schwedisch - skandinavisch)

König von Norwegen, Märtyrer
* 995 westlich des Oslofjords in Norwegen
29. Juli 1030 bei Stiklestad bei Levanger in Norwegen


Statue am Ostportal des Doms in Uppsala in Schweden, 13. Jahrhundert
Statue am Ostportal des Doms in Uppsala in Schweden, 13. Jahrhundert

Olaf, Sohn des wikingischen Kleinkönigs Harald Graenske, der schon vor seiner Geburt starb, und der Aristokratentochter Ásta, wuchs bei seinem Stiefvater, dem Kleinkönig Sigurd Syre von Ringerike in Oppland auf. Die Wikinger machten damals mit Piratenzügen die Küsten Europas unsicher; mit 12 Jahren bekam auch Olaf ein Schiff, seine Räuberfahrten führten ihn 1007 bis 1009 in die Ostsee, 1009 bis 1011 nach Dänemark, Holland und England, wo er Canterbury eroberte, dann eine Zeitlang im Dienst von König Ethelred II. stand und das Christentum kennenlernte. Danach kam er auf seinen Beutezügen bis vor Gibraltar; dort hatte er eine Vision, in der ihm der Königsthron Norwegens verheißen wurde.

1013/14 wurde Olaf in Rouen in der Normandie getauft. Bald darauf kehrte er in seine Heimat zurück und machte sich mit 220 Mann Gefolge, einigen Priestern und einem Bischof auf, seine Vision in die Tat umzusetzen: durch Kooperation und Geschick vereinigte er die vielen kleinen Königtümer in Norwegen, vertrieb in der Schlacht von Nesjar - heute in der Stadt Larvik - die Dänen und ließ sich 1016 in ganz Norwegen zum König ausrufen. Die darauf folgende Reichseinigung erfolgte durch Benennung von örtlichen Repräsentanten des Königs und den Aufbau einer zentralen Hofverwaltung nach englischem Vorbild sowie einer dem Erzbischof von Bremen-Hamburg unterstellten Kirchenorganisation.

Olaf rief Missionare ins Land, ließ Kirchen bauen und Strafen einführen für alle Menschen, die die Taufe ablehnten. Götzenbilder und heidnische Heiligtümer ließ er zerstören, in offenen Feldschlachten, die oft als Gottesurteil verstanden wurden, bekämpfte er die Gegner des Christentums. Mit der Christianisierung einher ging der zivilisatorische Aufbau. Die neuen Gesetze des heiligen Olaf blieben für Jahrhunderte in Kraft; sie sicherten u. a. den Priestern den Lebensunterhalt, verordneten die Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen und untersagten die Ehe unter nahen Verwandten.

Olafs Heirat mit Astrid, der Tochter des Königs Olaf I. von Schweden, brachte auch diesen auf seine Seite. Aber ab 1025/26 machte der dänische König Knud - auch durch Bestechung und Versprechungen - die meisten mächtigen Männer des Landes Olaf abspenstig. Gleichzeitig wuchs der Widerstand gegen die zentrale Herrschaft und Olafs oft rüde Methoden. Knud kam 1027 mit einer englisch-dänischen Flotte in Norwegen an und besiegte Olaf in der Schlacht in der Flussmündung des Helgeå; Olaf musste mit seinem Sohn Magnús fliehen und ging zu Jaroslav I. Wladimirowitsch, Großfürst von Kiew, nach Weliki Nowgorod; dessen Frau Anna von Nowgorod er einst hatte heiraten wollen.

In Schweden sammelte Olaf dann ein neues Heer um sich, mit dem er gegen Trondheim loszog. 1030 fiel er bei dem Versuch, sein Reich zurückzuerobern, in der Schlacht von Stiklestad gegen die Parteigänger Knuds, der Überlieferung nach mit dem Kampfesruf: Vorwärts, Christmänner, Kreuzmänner, Königsmänner! Die Legende erzählt, wie Olaf vor der Schlacht um einen Trunk Wasser bat; vom Bischof gesegnet, verwandelte es sich in Bier, das Olaf, da Fasttag sei, nicht trinken wollte; ein zweiter Trunk Wasser wurde zum Honigmet und wiederum von ihm abgewiesen; als aber das Wasser, das beim drittenmal herbeigeholt wurde, sich in Wein verwandelte, trank Olav, nachdem der Bischof es ihm ausdrücklich befohlen hatte. Auf diese Legende zurückgehend entwickelte sich der kultische Brauch, St. Olafs Minne zu trinken.

Olaf wurde schon bald als Heiliger angesehen. Enttäuschung über Knuds unerfüllte Versprechen und Verbitterung über die strenge Herrschaft seines als König eingesetzten Sohnes Svein Álfifason förderten Olafs Verehrung. Selbst in der Hymne auf den Sieger der Schlacht, König Svend Knudson, heißt es: Olaf hat, bevor er starb, sündlos seine Seele gerettet. Olafs Gebeine wurden im Sommer 1031 in die Clemenskirche in Trondheim überführt, Ende des 11. Jahrhunderts wurde ihm zu Ehren die Kathedrale in Trondheim gebaut, die größte skandinavische Kirche, Sitz der norwegischen Erzbischöfe. Bald entwickelten sich Wallfahrten, Olaf wurde nach dem Vorbild englischer Könige zum Reichs- und Volksheiligen. In der Reformationszeit wurde der goldene Olaf-Schrein nach Dänemark gebracht, die Reliquien wurden zerstört.

Im 12. Jahrhundert wurden eine lateinische Leidensgeschichte und Wunderlegenden unter dem Titel Ólafs saga helga verfasst, als ihr Autor gilt Erzbischof Augustin Erlandsson. Olaf war zusammen mit Knud von Dänemark und Erik von Schweden einer der drei großen Könige und Missionare des Nordens.

Attribute: Krug, Axt
Patron von Norwegen

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 06.08.2019

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken (Hg.): Heilige in Nordeuropa. Paderborn 2000
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.