Paul Josef Nardini
Taufname: Paul Josef Lichtenberger
Gedenktag katholisch: 27. Januar
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Speyer
bei den Mallersdorfer Schwestern: 22. Oktober
Name bedeutet: P: der Kleine (griech.)
J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
Paul Josef Lichtenberger wurde als uneheliches Kind geboren und am Tag seiner Geburt in der
Jakobuskirche in Germersheim getauft; sein
Vater war wohl der österreichische General Joseph Zocchi von Morecci, Offizier beim Bau der
Festung in Germersheim. Paul Josef kam im Alter
von zwei Jahren in die Familie einer Großtante und erhielt den Nachnamen Nardini von seinem Pflegevater. Wegen seiner
besonderen Begabung konnte er ab 1834 die Lateinschule
in Germersheim besuchen und ab 1841 das neu eröffnete Bischöfliche Konvikt an der
Ludwigskirche in Speyer. Das Studium der Theologie
am Georgianum
der Universität in München
beendete er 1846 als Dr. theol. mit Auszeichnung und wurde noch im selben Jahr in Speyer zum Priester geweiht. Er wurde dort
Präfekt im bischöflichen Konvikt und 1850 Pfarrverweser in
Geinsheim - heute ein Stadtteil von Neustadt an der
Weinstraße.
1851 kam Paul Josef Nardini als Pfarrer nach
Pirmasens; auch dort sah er die Armut der
Menschen in der Zeit der beginnenden Industrialisierung. 1853 trat er in
Oggersheim dem
3. Orden der Franziskaner bei und erhielt den Namen Franziskus. Um den
Armen in seiner Gemeinde zu helfen, gründete er im selben Jahr zunächst eine Niederlassung der Niederbronner Schwestern
von Elisabeth Eppinger; weil diese ihr Mutterhaus im französischen
Elsass hatten, waren sie als Ausländerinnen
von Ausweisung bedroht, deshalb gründete Nadini 1855 eine eigene Schwesternschaft, die Armen Franziskanerinnen von der
Heiligen Familie
zur Betreuung verwahrloster Kinder. 1857 wurde die
Gemeinschaft nach anfänglicher Kritik durch den Bischof anerkannt.
Beim Tod von Paul Josef Nardini aufgrund einer Lungenentzündung gehörten 220 Schwestern in 36 Niederlassungen - vor
allem in Bayern - den Armen Franziskanerinnen von der
Heiligen Familie
an; seit 1864 ist die Schwesternschaft auch in
Rumänien tätig. Die heute nach ihrem 1869 in
Mallersdorf nahe Regensburg erbauten Mutterhaus
Mallersdorfer Schwesternschaft
genannte Kongregation ist heute mit rund 1200 Nonnen eine der größten und eine der
vielseitigsten Frauengemeinschaften in Deutschland und seit 1955 auch in Südafrika tätig.
Kanonisation: Paul Josef Nardini wurde am 22. Oktober 2006 im Speyrer Dom vom Münchener Kardinal Friedrich Wetter als Legat des Papstes Benedikt XVI. seliggesprochen.
Worte des Seligen
Nardini versucht in diesem Brief vom Januar 1855, die Bedenken seines Bischofs gegen die Neugründung zu
zerstreuen. Der Brief zeugt von seinem großen Gottvertrauen. Er schreibt:
Was aber das Vorhaben betrifft, das ich Euer Bischöflichen Gnaden von meiner Seite mitgeteilt habe, so lebt in
mir die feste, die heilige Überzeugung mit jedem Tag mehr auf, dass es in unserer Diözese realisiert werden müsse und dass
es nach dem Willen Gottes sei. Lassen wir nur das zarte Pflänzchen im Stillen unter dem Tau des himmlischen Segens gedeihen
und bewahren wir es vor dem Gifttau der weltlichen öffentlichen Beurteilung. Auch in
Niederbronn, Gnädiger Herr Bischof, ist es ebenso
gewesen. Nur wenige haben von dem in Niederbronn in Verborgenheit und vielen Anfechtungen wachsenden Pflänzchen gewusst.
Euer Gnaden halten mir förmlich mit Recht die Stelle der Heiligen Schrift vor: … non sunt ex semine virorum
illorum
etc. (Sie sind nicht aus dem Geschlecht jener Männer [die mit der Rettung Israels beauftragt waren
]: vgl.
1. Makkabäer 5, 62) Aber ich glaube, ein jeder Priester hat schon durch die bischöfliche Handauflegung Beruf hierzu, wenn
Zeit und die von Gott gefügten Umstände es fordern. Ich verkenne durchaus nicht die vielen Schwierigkeiten, ja ich mache
mir alle Hindernisse recht klar, die eintreten können, aber ich habe ein um so größeres Vertrauen auf Gottes Hilfe und
Beistand und ich glaube, ja ich bin überzeugt, das Werk darf nur mutvoll, im demütigen Gefühl unseres eigenen Nichts, aber
mit unbegrenztem Vertrauen auf Gott und mit einem großen apostolischen Opfergeist begonnen werden. Vertrauen wir auch,
Euer Gnaden, auf den guten, nach dem Wege der Vollkommenheit dürstenden Geist, der unter einem großen Teile trefflicher
Jungfrauen unserer Diözese besteht.
Bedenken wir, welch ein großer himmlischer Segen für unser Land es wäre, wenn ein solches Samenkörnlein Wurzeln fasste
und zu einem mächtigen Baume sich entwickelte. … Warum sollten denn nicht auch wir für unsere Diözese ein solches
Institut zu gründen bemüht sein, das uns jetzt gegenwärtig so überaus Not tut, von anderen Vorteilen gar nicht zu reden.
Wegen des Zeitlichen bin ich ganz unbesorgt. Gott hat uns hier Vertrauen gelehrt. Haben wir nur einmal den rechten Geist,
für das andere sorgt der Herr unserer heiligen Kirche.
Wir dürfen die Sache nur nicht so anfangen, dass wir gleich ein vollendetes Werk herstellen wollen, so ist ja nichts
in der Kirche und die Kirche selbst nicht geworden, sondern es muss alles vom Kleinen mit vielen Arbeiten und Beten und
Kämpfen sich entwickeln und die Feuerprobe des Kreuzes und Leidens als Siegel an sich tragen. …
Wir wollen unsere Kongregation unter den Schutz der heiligen Familie stellen, weil sie erstens selbst eine heilige
Familie bilden soll und die Heiligung der Familien, besonders durch Kranken- und Armenpflege und Kindererziehung zu ihrem
heiligen Zweck hat. Das tut ja in unserer Zeit allein Not. Haben wir unsere Familien wieder regeneriert [erneuert],
geheiligt im Geist der heiligen Familie, dann geht ja alles, alles gut. Darum wollen wir zum Werke schreiten im Namen
Jesu, [von] Maria und Joseph, auf Gott vertrauen und wir werden nicht zu Schanden werden.
Quelle: Sr. M. Radegund Bauer / Hans Ammerich (Hrsg.): Ihr ergebenster Pfarrer Nardini. Der Briefwechsel zwischen Paul Josef Nardini und Bischof Nicolaus von Weis - ein Blick in die Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts. München 2008, S. 42 - 44
Zitate von Paul Josef Nardini:
Gott ist der Mittelpunkt, das Fundament aller Dinge.
Jesus Christus ist mein Wendepunkt; der Brennpunkt meines Herzens; es mag mich anziehen, was da will, von ihm soll
es mich nicht ablenken.
Liebe ist unser Leben. Liebe ist unsere Bestimmung. Liebe ist das einzige, was Gott von uns fordert,
denn die Erfüllung aller Pflichten fließt aus ihr.
Ich habe bei so vielen braven Familien eine Armut angetroffen, die mir in der Seele wehtut und jedes fühlende
Menschenherz zum Mitleid hinreißt und zur Hilfe auffordert. Ich könnte nie glücklich und zufrieden leben, wenn ich nicht
sagen könnte, das Meinige nach möglichster Kraft zur Linderung der Armut beigetragen zu haben.
Nicht weniger groß als die leibliche Armut ist die geistige Armut im lebendigen christlichen Glauben.
Wir dürfen nur wollen, und alles vermögen wir in Gott.
Tun wir gewissenhaft das Unsere. Gott wird dann auch das Seinige in uns vollbringen.
Unser ist die Arbeit. Der Erfolg aber steht in dessen Händen, der die rechte Zeit und Stunde zur Reife kennt.
Quelle: https://www.nardini.de/impulse, abgerufen am 1. Oktober 2019
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Die Mallersdorfer Schwestern informieren auf ihrer Homepage über den Gründer und das Ordensleben heute.
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- zuletzt aktualisiert am 23.08.2020
Quellen:
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• http://www.mallersdorfer-schwestern.de/gruender/biografie.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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