Sergius von Radonezh
russischer Name: Sergij Taufname: Bartholomäus, russisch: Barfolomej / Warfolomej
Gedenktag katholisch: 25. September
Gedenktag anglikanisch: 25. September
Gedenktag orthodox: 25. September, 27. September, 7. Juli
Erhebung der Gebeine: 5. Juli
Erscheinung der Allerheiligsten Gottesmutter und Immerjungfrau Maria
im Jahr 1385: 24. August
Name bedeutet: der Diener oder: aus dem (altröm.) Geschlecht der Sergier (latein.)
Bartholomäus war Sohn von == Kirill und == Maria, einer sehr wohlhabenden Familie aus
Rostov; beide Eltern wurden später auch
heiliggesprochen. In den politischen Wirren jener Zeit verarmte die Familie, musste ihr Landgut verlassen und zog nach
Radonezh bei Moskau. Nach dem Tod der Eltern
trat Bartholomäus 1334 zusammen mit seinem Bruder Stephan in ein Kloster ein, wurde drei Jahre später Mönch und Priester
und nahm den Ordensnamen Sergius an. Um 1340 zog er in die Wälder nahe Radonezh und lebte zusammen mit Stephan in völliger
Einsamkeit, in Kontemplation und Askese. Sie bauten eine kleine Kirche und weihten sie der Heiligen Dreifaltigkeit - was
damals absolut unüblich war. Stephan wechselte dann ins Theophanie-Kloster nach
Moskau, Sergius blieb zunächst allein in der
Einsamkeit, gewann der Legende nach einen Bären zum Freund und rang mit den eigenen Abgründen und mit Erscheinungen von
Dämonen. Schließlich sammelten sich zwölf Gefährten um ihn und er gründete aufgrund einer nächtlichen Vision 1340 ein Kloster,
in dem er die Regel von Theodor Studita einführte. Aus ihm ging das
Troice-Sergiev-Kloster
, das Sergius-Dreifaltigkeitskloster
, in
Sergijew Possad nordöstlich von Moskau hervor.
Als Sergius' Bruder Stephan aus Moskau zurückkam und seinen zwölfjährigen Sohn Feodor mitbrachte, der ebenfalls als
Mönch in das Kloster eintrat, gab es bald schon Streit: Stephan machte Sergius einen Teil seiner Mönchsgemeinschaft
abspenstig, der sich daraufhin in die Einsamkeit zurückzog, aber schließlich zurückgeholt und um 1354 der zweite Abt des
Sergius-Dreifaltigkeitskloster
in Sergijew
Possad wurde. Sergius vertrat eine asketische Spiritualität, die in der Einsamkeit und Zugang zum göttlichen Licht
findet mit dem ständig wiederholten Herzensgebet, bei dem man ständig eine einfache Formel wie etwa Herr
Jesus Christus, hab Erbarmen mit mir!
wiederholt.
Sergius wurde die geistig und geistlich einflussreichste Persönlichkeit seiner Zeit, er belebte die asketische Lebensweise, gründete oder reformierte über 40 Klöster und begründete einen neuen Typ von Gemeinschaftsklöstern neben den bislang üblichen stadtnahen Stifterklöstern. Der neue Typ wurde Vorreiter der Klosterkolonisation, durch die der russische Norden erschlossen wurde. Er gründete Klosterschulen und engagierte sich in der Verbesserung landwirtschaftlicher Methoden für die Bauern.
1378 lehnte er es ab, Metropolit von Moskau zu werden. 1380 drängte er Großfürst
Demetrius vom Don und segnete ihn zum Kampf gegen die muslimische
Goldene Horde
der Mongolen, was zum Sieg in
Kulikovo führte; zum ersten Mal in der Geschichte
Russlands wurden die Mongolen besiegt und damit der Mythos von ihrer Unbesiegbarkeit zerstört. Jahrhundertelang galt dieser
Sieg als von Sergius vermittelter Gnadenerweis Gottes; er wurde zum Symbol für nationale Einigung und Wiederaufstieg, auch
wenn die Mongolen schon 1382 den Spieß umdrehen und
Moskau wieder erobern konnten.
Nach Sergius' Tod leuchtete sein Angesicht wie Schnee - wie bei einem Lebenden oder bei einem
Engel. Epifanij Premudryj verfasste um 1417 die Lebensgeschichte von Sergius. Er ist
bis heute einer der am meisten verehrten Heiligen in Russland. Das Dreifaltigkeitskloster im früheren Sagorsk, dem heute
nach Sergius benannten Sergijew Possad, umfasst
heute drei Kathedralen und die Moskauer Geistliche Akademie. Es gibt dort eine wundertätige Quelle und Sergius' silbernen
Reliquienschrein. Tausende Pilger kommen aus allen Gegenden Russlands. Präsident
Wladimir Putin würdigte Sergius 2014 als eine Ikone der nationalen Wiedergeburt und als Russlands Baumeister und
Lehrer
: Er hat einen patriotischen, nationalen und moralischen Wiederaufstieg inspiriert; die von ihm errichteten
Klöster waren nicht nur geistliche Zentren, sondern echte Festungen, die das Land bewachten
; sein Erbe sei ein Schlüssel
für das Verständnis Russlands.
Kanonisation: Sergius wurde 1448 von der Russisch-Orthodoxen Kirche heiliggesprochen.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.07.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www2.evansville.edu/ecoleweb/glossary/sergiusrad.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Dipl.-Ing. Andrej W. Schabelnikow, E-Mails vom 23., 28. und 30. Mai 2008
• https://www.sonntagsblatt.de/artikel/menschen/vor-700-jahren-wurde-sergius-von-radonesch-russlands-groesster-moenchsvater
- abgerufen am 14.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.