Ökumenisches Heiligenlexikon

Walpurgisnacht

1. Mai


Biografie: => Walburga

Die Nacht zum 1. Mai hat ihren Namen von Walburga, sonst aber nichts mit ihr zu tun - abgesehen davon, dass dies der Tag der Übertragung ihrer Gebeine ist.

Ihre Wurzel hat die Walpugisnacht in heidnischen Frühjahrsbräuchen, bei denen mit Tanz und Teufelsverkleidung der Winter vertrieben und die Ankunft des Frühlings mit nächtlichen Freudenfeuern gefeiert wurde. Nach altem Volksglauben vertreiben in dieser Nacht die germanischen Götter Wotan und Freya die Winter-Dämonen und zeugen den Frühling. Das keltische Fruchtbarkeitsfest Beltane war Höhepunkt der Jahreszeit, in der die Natur nach dem Winter wieder erwacht und sich die Tiere ihren Trieben hingaben; im Beltane-Ritual taten das dann auch die Menschen. Das mittelalterliche Christentum war erfolgreich damit, ursprünglich heidnische Feiertage in den eigenen kirchlichen Jahreskalender zu integrieren, so bei der Wintersonnenwende, auf die das Weihnachtfest gelegt wurde; das konnte bei dem enthemmten Geschehen der Nacht zum 1. Mai nicht geschehen, diese Feiernden mussten aus Sicht der Christen vom Teufel besessen sein. Deshalb reiten nun Hexen auf Besen, Mistgabeln, Schweinen oder Böcken zum Hexensabbat, zuvor reiben sie sich mit Hexensalbe ein, die aus den narkotisiernden Stoffen von Tollkirsche, Nachtschatten und Schierling gewonnen wird. Zentrum dieses Treibens ist der höchste Berg des Harzes, der Brocken.

„Hexentanzplatz” nahe Thale
Hexentanzplatz nahe Thale

Zentrum der Walpurgisnacht ist der Harz. Dort fliegen dann die Hexen auf ihren Besen vom Hexentanzplatz - heute ein Vergnügungspark mit Hotel, Biergarten und Souvenir-Geschäften - nahe Thale bei Halberstadt auf den Brocken - im Volksmund Blocksberg genannt -, um dort wild mit dem Teufel zu feiern. Der Platz auf dem oft nebelumwobenen Berg galt von alters her als Kultstätte, an der am 1. Mai Feste zu Ehren von Naturgöttern abgehalten wurden. Nachdem christliche Zuwanderer aus Franken in den Harz kamen und den Kult verboten, entstand später der Mythos vom Hexentanzplatz. Ende des 17. Jahrhunderts fand die Legende von den Hexen, die zum Blocksberg flogen um sich mit dem Teufel zu vermählen, immer mehr Verbreitung.

A. v. Kreling: Goethes Faust. X. Walpurgisnacht, 1874 - 77
A. v. Kreling: Goethes Faust. X. Walpurgisnacht, 1874 - 77

Wenn man in der Walpurgisnacht mit geweihten Glocken, also Kirchenglocken, läutet, können die Hexen, die an Kreuzungen Tänze in Gegenwart des Teufels abhalten, einem nichts anhaben. Um Haus und Vieh zu beschützen, wurde in der Walpurgisnacht geweihtes Salz auf die Türschwellen der Häuser und Ställe gestreut. Besen wurden in dieser Nacht mit dem Reisig nach oben aufgestellt. In manchen Gegenden war es üblich, daß junge Männer mit Peitschen knallend durch die Straßen zogen, um die Hexen zu vertreiben. Wer in der Walpurgisnacht einen Gundelrebenkranz trug (Gundermann oder Gundelrebe ist ein weit verbreitetes Kraut), erkannte angeblich alle Hexen. Wer wissen wollte, ob der bzw. die Geliebte treu bleiben würde, pflanzte in der Walpurgisnacht zwei Vergissmeinnicht auf einen Stein mit ein wenig Erde; wenn die beiden Pflanzen aufeinander zuwuchsen, würde die Hochzeit bevorstehen. Walpurgiskraut ist ein Farnkraut, das auf Heidewiesen und trockenen Grashügeln wächst. Es wird neben Milchkannen gelegt und soll gegen Verhexung der Milch schützen und für reichen Rahm sorgen. Auf Brot verfüttert, soll es die Fruchtbarkeit der Rinder erhöhen.

Johann Wolfgang Goethe verhalf dem Brocken mit seinem Faust zum Ruhm: Die Hexen nach dem Blocksberg ziehn, / die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Dort sammelt sich der große Hauf, / Herr Urian sitzt oben drauf. Heute feiern rund um und im Nationalpark auf dem Brocken 100.000 Menschen diese Nacht in entsprechender Verkleidung mit tollem Treiben.

Bauernregeln: Ist die Hexennacht voll Regen / wird's ein Jahr mit reichlich Segen.
Regen auf Walpurgisnacht / hat stets ein gutes Jahr gebracht.
Um Walpurgis tut es wirken, / es fährt der Saft ein in die Birken.
Walpurgisfrost / ist schlechte Kost.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 24.09.2024

Quellen:

• http://www.bauernregeln.net/april.html nicht mehr erreichbar
• http://www.bauernregeln.net/82.html nicht mehr erreichbar
• https://www.kn-online.de/kultur/ueber-hexenglauben-und-walpurgisnacht-K75DPNBFCEVGQE55A7NI2QQMC4.html - abgerufen am 18.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.