Das Martyrium des Petrus und Paulus
und die Christenverfolgung unter Nero
Aus dem 1. Clemensbrief, Kapitel 5 und 6:
Die Briefe des römischen Gemeindevorstehers Clemens I., im Amt von 88 bis 97 - sind eine der wichtigsten ganz alten Quellen der Kirchengeschichte.
5,1. Doch hören wir mit den Vorbildern der Vorzeit auf! Kommen wir zu den Kämpfern (Athleten) der jüngsten Vergangenheit! Nehmen wir die tapferen Vorbilder aus unserem Geschlecht! 2. Auf Grund von Eifersucht und Neid wurden die größten und gerechtesten Säulen verfolgt und kämpften bis zum Tod. 3. Stellen wir uns die tapferen Apostel vor Augen: 4. Petrus, der auf Grund von ungerechter Eifersucht nicht eine oder zwei, sondern viele Mühsalen ertrug, Zeugnis ablegte und so zu dem Ort der Herrlichkeit gelangte, der ihm gebührte. 5. Auf Grund von Eifersucht und Streit zeigte Paulus den Weg zum Kampfpreis für das Ausharren. 6. Siebenmal in Fesseln, verjagt, gesteinigt, Herold im Osten und im Westen, empfing er den wahren Ruhm für seinen Glauben. 7. Er lehrte die ganze Welt Gerechtigkeit, kam bis in den äußersten Westen und legte vor den Machthabern Zeugnis ab. So schied er aus der Welt und gelangte an den heiligen Ort, das größte Vorbild des Ausharrens.
6,1. Diesen Männern mit ihrem heiligen Lebenswandel wurde eine große Menge von Auserwählten zugesellt, die auf Grund von Eifersucht viele Martern und Foltern erlitten und so in unserer Mitte ein herrliches Vorbild wurden. 2. Auf Grund von Eifersucht wurden Frauen verfolgt und erlitten als Danaiden und Dirken 1 furchtbare und ruchlose Mißhandlungen. So gelangten sie zum sicheren Ziel im Wettlauf des Glaubens und empfingen den herrlichen Ehrenpreis, trotz ihres schwachen Körpers.
Tacitus, Annalen 15, 44
Der römische Geschichtsschreiber Tacitus ist eine sehr alte und wertvolle Quelle, da ihm als Nichtchristen keine Parteilichkeit zugunsten des Christentums nachgesagt werden kann. Im Zusammenhang des Brandes von Rom unter => Nero im Jahr 64 und der darauf folgenden Zeremonien, um (angeblich) die Götter zu versöhnen, schreibt er:
Aber keine menschliche Anstrengung, keine Spenden des Herrschers, keine
Sühnezeremonien für die Götter verscheuchten den Verdacht, es
habe auf Befehl gebrannt. Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen,
schob er (Nero) die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten
Strafen über die wegen ihrer Verbrechen Verhaßten, die das Volk
Chrestianer
nannte. Der Name leitet sich von Christus ab; dieser war
unter der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet
worden. Für den Augenblick wurde der verderbliche Aberglaube unterdrückt.
Aber er brach wieder aus, nicht nur in Judäa, dem Ursprungsort dieses
Unheils, sondern auch in Rom, wo alles Scheußliche und Schandbare
von überallher zusammenströmt und Anhang findet.
Man verhaftete also zuerst Leute, die bekannten, dann auf ihre Anzeige hin eine riesige Menge. Sie wurden nicht gerade der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt. Die Todgeweihten benützte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen, man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an, man ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen. Nero hatte für diese Schauspiele seinen Park 2 zur Verfügung gestellt und veranstaltete ein Zirkusspiel. Im Aufzug eines Wagenlenkers mischte er sich unter das Volk oder stand auf seinem Wagen. So regte sich das Mitleid, obwohl sie schuldig waren und die härtesten Strafen verdienten, weil sie nicht dem Allgemeinwohl, sondern der Grausamkeit eines einzigen zum Opfer fielen.
1 ▲ Danaiden: Figuren der Mythologie, welche im Zirkus dargestellt wurde - Dirken: wurden von einem Stier zu Tode geschleift
2 ▲ Dieser lag an der Stelle des heutigen Petersdoms
nach: Hans Conzelmann: Geschichte des Urchristentums. 5. Aufl. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht 1983
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