Die Himmelsvision der Perpetua
Während ihrer Gefangenschaft wurde Perpetua von ihrem Vater eindringlich gebeten, dem Christentum abzusagen, um am Leben zu bleiben. Ihr christlicher Bruder forderte sie auf, um eine Vision zu bitten um zu erfahren, ob ihr das Martyrium drohe oder die Freilassung möglich sei. Eine der dem Bruder berichteten Visionen:
Ich sehe eine eherne Leiter von wundersamer Größe, die an den Himmel rührt
und so schmal ist, dass man nur einzeln auf ihr hinaufsteigen kann; und an den
Holmen der Leiter ist allerlei Eisengerät befestigt. Da gab es Schwerter, Lanzen,
Haken, Dolche, Spieße, so dass einer, der unvorsichtig oder ohne nach oben Acht
zu geben emporstiege, zerrissen würde und sein Fleisch vom Eisen hinge. Und
unter jener Leiter lag ein Drache von wundersamer Größe, der den Aufsteigenden
auflauerte und sie davon abschrecken wollte hinaufzusteigen. Als erster aber
stieg Saturus hinauf, der sich im Nachhinein unseretwegen freiwillig gestellt
hatte; er selbst hatte uns ja unterwiesen; damals, als wir verhaftet wurden, war
er nicht dabei gewesen. Und er gelangte ans Ende der Leiter, wandte sich um und
sagte zu mir: Perpetua, ich warte auf dich; doch gib Acht, dass der Drache dich
nicht beißt.
Und ich sagte: Er wird mir nichts tun, im Namen Jesu Christi.
Und von unter der Leiter her streckte er langsam, als fürchte er mich, den Kopf
hervor. Und als träte ich auf die erste Sprosse, so trat ich ihm auf den Kopf
und stieg empor. Und ich sah einen unermesslich weiten Garten, und in seiner
Mitte saß ein weißhaariger Mann in Hirtentracht, groß, der Schafe molk. Und
rings um ihn standen viele Tausende in weißen Gewändern. Und er hob sein Haupt,
schaute mich an und sagte zu mir: Schön, dass du da bist, mein Kind.
Und er
rief mich herbei, und von dem Käse, den er molk, gab er mir gleichsam einen
Bissen. Und ich empfing ihn mit ineinander gelegten Händen und aß. Und sämtliche
Umstehenden sagten: Amen
. Und vom Klang dieses Rufes erwachte ich; irgendetwas
Süßes kaute ich noch. Und sogleich berichtete ich meinem Bruder. Und wir
erkannten, dass das Martyrium bevorstehe, und fortan setzten wir keine Hoffnung
mehr auf diese Welt.
Aus: Peter Habermehl: Perpetua und der Ägypter. Walter de Gruyter, Berlin 2004
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korrekt zitieren: Peter Habermehl: Artikel
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