Antoniterorden
Der Antoniusorden, die Antoniter oder Antonianer, Canonici Regulares S. Antonii - wurde 1059 in
La-Motte-aux-Bois - auch La Motte-Saint-Didier genannt, das heutige
St-Antoine-l'Abbaye - in der Dauphiné
als Laiengemeinschaft gegründet. Der französische Edelmann Gaston soll ihn als Dank für die Heilung seines Sohnes vom
Antoniusfeuer
, einer im Mittelalter in Europa verbreiteten ansteckenden Seuche, gestiftet haben. Der Name erinnert
an Antonius den Großen, den Vater des Möchtums. Papst
Urban II. bestätigte 1095 den Orden als Laienbruderschaft. Die Antonierbrüder
widmeten sich der Pflege am Antoniusfeuer
erkrankten Patienten. Antonius ist der Nothelfer für diese auch als
Heiliges Feuer
oder Mutterkornbrand
bezeichnete Krankheit, die im 11. Jahrhundert vor allem in Westeuropa
weit verbreitet war.
Die Krankheit wurde durch den Verzehr von Roggen ausgelöst, der von Claviceps purpurea
, einem schwarzen, bis zu
2 cm langen, am Roggen als Schmarozer gedeihenden Schlauchpilz, befallen war. Die von diesem Pilz produzierten Alkaloide
wirken gefäßerweiternd und finden in geringen Dosen u. a. zur Beschleunigung der Nachgeburtsausstoßung Anwendung; aber die
tägliche und fortgesetzte Aufnahme durch die Nahrung führt zu einer chronischen Vergiftung, deren Symptome mit Kribbeln
der Haut, Schwindel, Ohrensausen, Erbrechen, Durchfällen beginnen und über Sehstörungen und Krämpfe bis zum Brandigwerden
einzelner Körperglieder führen.
Zum Ende des 11. Jahrhunderts behaupteten auch die Bewohnern der Stadt Arles, dass sich die echten Reliquien des Antonius in ihrer Kirche Saint-Julien befänden. Zur Versorgung der Pilger, die Arles aufsuchten, kam es auch hier zur Gründung einer Laienbruderschaft, die den Benediktinern unterstellt war. Mit der Zeit verschmolzen die beiden Laienorganisationen und verbreiteten sich im 12. Jahrhundert nach Italien, Spanien, Deutschland und bis hin ins von den Kreuzfahrern gegründete Königreich Jerusalem.
Der eigentliche Orden der Antoniter entstand erst 1232, als er vom Papst Gregor IX. Statuten und Ordensregeln erhielt.
Die Organisation des Ordens entsprach jener der mönch-ritterlichen Hospitalorden, mit einem Großmeister an der Spitze.
Präzeptoreien waren in Balleien, Kommandanturen und Hospitäler untergliedert, denen ein Magister oder Rektor vorstand.
Es wurde ein einheitliches schwarzes Habit eingeführt und als Kennzeichen das hellblaue Taukreuz übernommen. Zum Ende
des 14. Jahrhunderts wurden 2000 Kommandanturen in Priorate umgewandelt. Dem Orden, der über 365 Spitäler in Europa
verfügte, gehörten zu dieser Zeit 3000 Chorherren an. Ein weiblicher
Zweig des Ordens waren die Hospitaliterinnen des Heiligen Antonius
, der als selbständiger Orden nach der
Augustinerregel bereits 1247 von Papst Innozenz IV. anerkannt worden war. 1297 erhob Papst
Bonifatius VIII. das Mutterhaus der Antoniterschwestern an der Kirche Santa Maria in Sassia - der heutigen Kirche
Santo Spirito in Sassia -in Rom zur Abtei,
1298 wandelte er den Ritterorden in einen Chorherrenorden um.
Allen äußeren Konflikten und inneren Schwierigkeiten, die bereits 1367 zu einer ersten Ordensreform geführt hatten, zum Trotz, verdichteten die Antoniter, in der Folge das Netz ihrer Filialen und dehnten es weiter aus. Noch 1514 wurde in Lennewarden - dem heutigen Lielvārde - bei Riga die jüngste Antoniterniederlassung gegründet. Von Schottland bis nach Siebenbürgen, von Portugal bis nach Lettland reichten nun die Antoniterhäuser. Schon wenige Jahre später jedoch überrollte die Reformation auch den Antoniterorden. Die intensive mittelalterliche Antoniusverehrung ging ihrem Ende entgegen, weite Teile des stolzen Ordens erlebten ihren Niedergang. Auf Weisung von Papst Pius VI. und mit Zustimmung des französischen Königs Ludwig XVI. wurde der Orden im Jahre 1777 mit dem Malteserorden vereinigt. Als Folge der Französischen Revolution verschwanden auch die letzten deutschen Ordenshäuser in Köln und Höchst am Main - dem heutigen Stadtteil von Frankfurt.
Antoniter trugen über schwarzem Chorkleid einen schwarzen Mantel mit dem hellblauem T-Kreuz.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 31.05.2024
Quellen:
• http://www.timediver.de/antoniterorden.html
• http://www.joerg-sieger.de/isenheim/texte/hinweis/i_01c.htm
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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