Hinweise zur "RGG³" Abkürzungen
Aberkiosinschrift
ist eine aus 22 metrischen Zeilen bestehende Grabinschrift, die ein in der 2. Hälfte des 2. Jh.s in Hieropolis am Glaukos in Phrygien lebender Aberkios sich selbst gesetzt hat. Der Text war bekannt aus der dem 4. Jh. angehörenden legendarischen Vita des Bischofs A. von Hierapolis am Lykos in Phrygien. W. Ramsay entdeckte zwei große Stücke des Originals in Hieropolis und kurz vorher eine von 216 datierte Inschrift, in der die A. benutzt war. (Beide Fragmente der A. im Lateranmuseum in Rom.) Jene Vita und die zweite Inschrift erlauben die vollständige Wiederherstellung des Textes. In diesem bezeichnet sich der Verfasser als Schüler eines hl. Hirten mit großen Augen, die alles sehen. Er habe ihn zuverlässiges Wissen gelehrt und nach Rom gesandt, ein Reich zu sehen und eine Königin in goldenem Gewande. "Auch ein Volk sah ich dort mit leuchtendem Siegel." Syrien und Nisibis jenseits des Euphrat habe er gleichfalls gesehen. Überall habe er Glaubensgenossen gefunden, mit Paulus als seinem Reisegefährten. "Der Glaube führte mich überall und setzte mir einen Fisch aus der Quelle vor, sehr groß und rein, den eine hl. Jungfrau gefangen hat. Und diesen gab er (sc. der Glaube) den Freunden zu essen allezeit; im Besitze guten Weines reichte er Mischtrank mit Brot." Dies habe er, Aberkios, danebenstehend, schreiben lassen, 72 Jahre alt. "Wer dies versteht, jeder Glaubensgenosse, möge für Aberkios beten." Den Schluß bildet eine Warnung vor weiterer Belegung des Grabes. Offenbar spricht der Autor, der sich übrigens nicht als Bischof bezeichnet, von einer bestimmten religiösen Glaubensgemeinschaft und von dem, was er in ihr erlebt und empfangen hat. Wie die Formulierung der Bitte um Fürbitte zeigt, tut er das in gewollt geheimnisvoller Weise. Der Stil zeigt Anklänge an das heidnische Mysterienwesen jener Zeit, besonders an den Attiskult (Attis). Manche Gelehrte haben daher die A. als Produkt dieses Mysterienwesens verstehen wollen. Der Versuch ist jedoch nicht durchführbar und heute so gut wie aufgegeben. Die A. als Ganzes kann nur von der frühchristlichen Symbolsprache und der christlichen Arkandisziplin aus verstanden werden. Das religionsgeschichtlich Bedeutsame und besonders für Kleinasien Bezeichnende ist aber gerade die an das hellenistische Mysterienwesen anklingende, gewollt symbolisch-mystische Ausdrucksweise, die dem Eingeweihten die christlichen Lehren und Kultgeheimnisse ebensosehr andeutet, wie sie sie dem Uneingeweihten verhüllt.
RE II, 315 ff. - DACL I, 66 ff. - RGG2 I, 41 - LThK I, 24 f. - RAC I, 12 ff. (alle mit Lit.).
H. Strathmann
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