Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Daniel Stylitis (von Konstantinopel)
S. Daniel, Stylita, (11. Dec.). Dieser hl. Daniel, der Stylite oder Säulensteher genannt, war aus der Stadt Maratha bei Samosata gebürtig und bezog in seinem zwölften Lebensjahre ein nahe gelegenes Kloster, wo er sich durch sein Streben nach Vollkommenheit auszeichnete. Als ihn nach dem Tod des Abtes die Mönche zu dessen Nachfolger wählen wollten, floh er zum Styliten Simeon, den er früher einmal auf einer Reise mit seinem Abte nach Antiochia kennen gelernt hatte, hielt sich 14 Tage in der Mandra (d. h. in dem unfern der Säule dieses Heiligen gelegenen Kloster) auf, und trat eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande an, auf der ihm in einem Gesichte der hl. Simeon erschien und ihm nach Constantinopel zu gehen befahl. Hier angekommen, blieb er sieben Tage in der St. Michaelskirche außerhalb den Stadtmauern, ging von da nach Philempor und ließ sich in einem kleinen verlassenen Tempel nieder, der ganz im Schutte lag. Neun Jahre hatte er in dieser Einöde in aller Gottseligkeit zugebracht, als er den Entschluß faßte, dem hl. Simeon Stylites, der im J. 459 gestorben war, nachzuahmen, und wählte zum Aufenthaltsort einen öden Berg in der Nachbarschaft, gegen das schwarze Meer hin, vier Meilen von diesem Meere und sieben von Constantinopel gegen Norden. Einer der Freunde Daniels ließ daselbst zwei Säulen aufrichten, welche durch eiserne Stangen mit einander verbunden waren, so daß sie nur eine Einzige bildete, und setzte eine andere kleine Säule darauf mit einem Fasse, das mit einer Balustrade versehen war. Dieß war bis zu seinem Tode die Wohnung des hl. Daniel, die er nur wegen wichtiger Angelegenheiten verließ. Da im Lande heftige Winde wehten und zuweilen eine strenge Kälte herrschte, war sein Büßerleben weit beschwerlicher, als das des hl. Simeon, wozu noch kam, daß ihm von dem immerwährenden Stehen die Füße aufschwollen und sich Geschwüre an denselben bildeten. Dessen ungeachtet setzte er diese Lebensweise bis zu seinem 80. Jahre fort. Bei den Kaisern Leo und Zeno stand er in hohen Gnaden, und mehr als einmal kamen sie an seine Säule, sich in schwierigen Angelegenheiten Raths zu erholen; auch besaß er die Gabe der Wunder und der Prophezeiung. Drei Tage vor seinem Hintritte brachte er, da er vom Bischof Gennadius von Constantinopel zum Priester geweiht worden war, das hl. Meßopfer dar, hatte ein Gesicht, worin ihn die Engel trösteten, und starb am 11. December 490 auf seiner Säule unter dem Beistande des Patriarchen Euphemius. Sein Name kommt sowohl im allg. Mart. Rom. vor, als auch in dem besondern für den Orden des hl. Basilius. (El., But.)