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Franziska von Rom (Francesca Romana, Coecolella)
S. Francisca Romana, Vid. (9. März)1. Die hl. Francisca, die Stifterin der Oblaten oder Collatinerinnen, wurde geboren zu Rom im J. 1384, und zwar zu einer Zeit, wo ein großer Theil von Europa und namentlich Italien durch verschiedene Parteien zerrissen war. Die Nachfolger des hl. Petrus hatten ihren Sitz nach Avignon verlegt, und Rom war der Schauplatz der Streitigkeiten zwischen den Familien der Orsini, Colonna, Savelli etc. In dieser Zeit schenkte Gott der unglücklichen Stadt Rom die hl. Francisca als ein hell leuchtendes Licht in der Finsterniß. Ihr Vater war Paul Buxa (Buxo, Bussa), ihre Mutter Jacobella de Roffredeschi. Beide stammten von edlen und mächtigen Familien ab, welche mit den Orsini, Savelli, Mellini u. verwandt waren. Schon von Kindheit an zeigte die hl. Francisca großen Hang zur Tugend und einen fast unüberwindlichen Abscheu gegen Alles, was immer ihre Reinheit hätte verletzen können. Allem kindischen Wesen abhold, liebte sie nur Einsamkeit und Gebet. Schon in einem Alter von 11 Jahren faßte sie den Entschluß in ein Kloster zu treten; allein da ihre Eltern die Einwilligung hiezu durchaus nicht gaben, that sie aus Gehorsam gegen dieselben in den Ehestand, und heirathete im J. 1396 in ihrem 12. Lebensjahre einen reichen, adelichen römischen Jüngling, Namens Lorenzo de' Ponziani (Laurentius de Pontianis), dessen Eltern Andreozzo de' Ponziani und Cäcilia Mellni hießen, und dessen älterer Bruder Paluzzo an Vanozza aus dem berühmten Hause von Santa Croce verheirathet war. Bald schloß die junge Frau innige Freundschaft mit ihrer gleichgesinnten Schwägerin Vanozza, und sie schien nur zu leben, um ihre Pflichten als Christin, als Gattin und Mutter, als Tochter und Schwester zu erfüllen. Den Wünschen eines Jeden zuvorkommend, verstand sie es, Allen Alles zu werden. Allein bald nach ihrer Vermählung wurde sie von einer schweren Krankheit, welche die berühmtesten Aerzte Italiens nicht zu heilen vermochten, ergriffen, jedoch wunderbar wieder geheilt, und zwar durch die Fürbitte des hl. Alexius, der ihr während der Krankheit erschienen war. Kaum genesen, fing sie an, eine liebreiche Mutter aller Kranken zu seyn, besuchte dieselben in den Spitälern, leistete denselben alle, auch die niedrigsten Dienste, richtete im eigenen Hause mehrere Zimmer für arme Kranke ein, sorgte besonders dafür, daß ihnen der Trost der heil. Religion nie fehlte, und wirkte in solcher Weise wunderbar auf die Heilung sowohl der Leiber als auch der Seelen der Kranken. Ebenso kann Francisca die Mutter der Armen Rom's genannt werden. Ihr Haus stand Allen offen. Kamen sie mit zusammengebettelten Stücken harten Brodes in ihren Säcken daher, so gab sie ihnen gutes dafür und behielt nicht selten für sich das harte Bettelbrod, das für sie einen besondern Wohlgeschmack hatte, weil es um Gottes willen geschenkt war. Zuweilen ging sie sogar in den Theilen der Stadt und Umgegend, wo sie sich unerkannt glaubte, Almosen sammelnd umher und wendete den Ertrag den Armen zu; ja einmal sah man sie einen ganzen Tag vor der Pauluskirche mitten unter Bettlern sitzen, so sehr erschien ihr die Armuth als etwas Heiliges! Auch jede andere fremde Trübsal fand bei ihr ein zart mitfühlendes Herz, ein süßes wunderbar wirkendes Trostwort, und wenn immer möglich, auch thätige Hilfe. Ihr Haus war darum viel besucht von solchen, die in leiblichen und geistigen Bedrängnissen waren, und Jeder kehrte getröstet, beruhigt, aufgerichtet und gebessert von dannen; ein Wort von ihr, und erbitterte Feinde versöhnten sich, ihre bloße Erscheinung brachte Segen in Herzen und Häuser. - Mit ihrem Manne lebte Francisca in solcher Liebe und Einigkeit, daß während der vierzig Jahre ihres Ehestandes kein Mißverständniß, geschweige denn Zank und Hader obwaltete. Die Uebungen der Andacht wußte sie immer mit ihren häuslichen Pflichten zu vereinigen. Wie der Fromme den lieben Gott überall zu finden weiß, so zögerte auch sie keinen Augenblick, ihre heil. Uebungen abzubrechen, sobald ihr Gemahl sie rief, oder sonst ihre Gegenwart irgendwo nothwendig war. Bei diesen Gelegenheiten pflegte sie gewöhnlich zu sagen: »Eine verheirathete Frau muß alle Andachtsübungen verlassen, wenn ihre Haushaltung sie fordert.« Alle Sorge wandte sie auf die gute Erziehung ihrer Kinder, welche indessen, mit Ausnahme eines Sohnes, 1 schon frühzeitig starben. Sie erbat sich von Gott nur die einzige Gnade für dieselben, daß sie auf Erden so leben möchten, um dereinst einen Platz im Himmel zu verdienen. Ihre zahlreichen Diener und Mägde behandelte sie wie Brüder und Schwestern, als künftige Miterben im himmlischen Reiche, und glaubte sie, dieselben beleidigt zu haben, so bat sie augenblicklich um Verzeihung. Gott prüfte aber auch seine Dienerin, um ihre Tugend ganz zu läutern, durch verschiedene Trübsale. So ließ erz. B. zu, daß ihr Gemahl im J. 1413 mit seinem Bruder Paulutiol (Paluzzo), welche Beide der rechtmäßigen Autorität des Papstes anhingen und sie mit aller Kraft vertheidigten, durch den König Ladislaus von Neapel und seinen Stellvertreter, den Grafen Peter von Troja, aus der Stadt verbannt wurde, nachdem er zuerst aller seiner Güter und sogar seines ältesten Sohnes Johannes beraubt worden war, den man als Geisel gefänglich bewahrte. Francisca verlor bei all' diesen häuslichen Unfällen nicht im mindesten ihre bisherige Seelenruhe; sie nahm Alles hin mit den Worten des frommen Dulders Job: »Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gebenedeit.« Und der Herr gab auch wieder, was er genommen. König Ladislaus, der Dränger der Stadt, zog ab, und ihr Gemahl Laurentius mit Sohn und Bruder kehrte wieder, und nun wurden sie nimmer getrennt. Laurentius wurde durch die erhabene Tugend seiner Gattin so gerührt, daß er in den letzten zwölf Jahren ihr völlige Freiheit zugestand, ihrem Andachtseifer zu folgen, und willigte sogar ein, mit ihr in vollkommener Enthaltsamkeit zu leben. War sie schon vorher ein leuchtendes Muster aller weiblichen Christentugenden, so fühlte sie sich jetzt noch viel mächtiger von Gottes Gnade ergriffen, und kannte für ihren Eifer keine Gränzen mehr. Mit außerordentlichen Bußwerken und Entsagungen züchtigte sie ihren Leib; sie trank keinen Wein, aß keine Fische, und Fleisch nur in gefährlichen Krankheiten; hartes und schimmeliges Brod, von Bettlern eingetauscht, war ihre gewöhnliche Nahrung. Bei ihren bessern Mahlzeiten fügte sie zu ihrem Brode noch einige unschmackhafte Kräuter hinzu, die sie nicht einmal mit Oel genießbar machte. Sie trank nichts als Wasser, aß nur einmal des Tages, wodurch sie zuletzt fast allen Geschmack an den Speisen verlor. Ihre Kleider waren von rohem Zeuge; nie trug sie etwas von Leinwand, selbst nicht in Krankheiten, und immer ein Bußkleid und einen Gürtel von Roßhaaren. Anfangs hatte sie sogar einen eisernen Gürtel, welchen sie aber auf Befehl ihres Beichtvaters ablegen mußte, weil er ihr den ganzen Leib zerfleischte. Wenn sie zuweilen aus menschlicher Gebrechlichkeit in einen kleinen Fehler fiel, bestrafte sie sich gleich mit aller Strenge. Sündigte sie z. B. mit der Zunge, biß sie sich heftig und ohne Schonung in dieselbe. In ihrem ärmlichen Anzuge öffentlich zu erscheinen, Reiser und Holzbündel mitten durch die Stadt zu tragen, die niedrigsten Geschäfte zu verrichten, war für sie immer eine Herzenslust. Noch mehr gab sie sich den Uebungen der Frömmigkeit hin, als endlich ihre Schwiegertochter Mobilia sie in der Führung des großen Hauswesens unterstützte. Um diese Zeit suchte sie auch um so eifriger die Mittel zur Erfüllung ihres ersten Planes, einer geistlichen Genossenschaft anzugehören, und zwar so, daß sie zugleich dem ihrem Gemahle gegebenen Versprechen, ihn nie zu verlassen, treu bleiben konnte. Wer eifrig und auf Gott vertrauend sucht, der findet was er sucht, und so wurde denn die hl. Francisca durch Gottes besondere Fügung die Stifterin des Ordens der Olivetaner Oblaten für fromme Frauenspersonen, welche, angezogen durch das Beispiel der hl., Francisca, den Eitelkeiten der Welt entsagen und zwar in der Welt, aber nicht mit der Welt und für die Welt, sondern für Gott leben wollten. Dieß geschah in folgender Weise: Auf dem ehemaligen römischen Forum, zwischen dem Triumphbogen des Titus und dem sogenannten Tempel des Friedens, liegt eine Kirche, welche, früher abgebrannt, im J. 707 wieder aufgebaut wurde und daher den Namen Santa Maria Nuova erhielt. Diese wurde zwar immer von Regulargeistlichen bedient; aber im J. 1352 wurde sie dem von dem sel. Bernardus Ptolomäi (s. B. Bernardus25) gestifteten Orden Mariä vom Oelberg (de monte Oliveto), auch Olivetaner genannt, einem Zweige des Benedictiner-Ordens, übergeben. Ein Mitglied dieses Ordens, Don Antonio Savelli, war schon der Beichtvater der Frau von Buffa gewesen und wurde denn auch der Seelenführer ihrer Tochter, Francisca, und daher geschah es, daß diese, obwohl der Palast Ponziani weit entfernt war, doch sehr oft dahin kam, dort regelmäßig beichtete und den Gottesdienst besuchte. Auch mehrere römische Damen, welche die fromme Frau von Ponziani wie eine Heilige verehrten und ihre Tugendbeispiele nachzuahmen strebten, kamen dahin. Als sie nun eines Tages mit ihnen aus der Kirche ging, sprach sie mit ihnen von den großen Verdiensten des Benedictiner-Ordens überhaupt und insbesondere der Olivetaner, und setzte bei, daß sie Alle an den Verdiensten dieser Religiosen Antheil haben würden, wenn sie sich der heiligsten Jungfrau unter dem Titel der Olivetaner-Oblaten aufopfern und sich gewissen, aus der Ordensregel des hl. Benedict genommenen Vorschriften unterwerfen wollten, denen auch solche Personen sich unterziehen könnten, welche durch ihren Stand berufen wären, in der Welt zu leben. Francisca's Freundinnen nahmen den Gedanken mit Freuden auf und baten sie, sich mit der Ausführung dieses Planes zu beschäftigen. Nachdem die nothwendigen Vorbereitungen getroffen waren, erfolgte die Opferung (Oblatio) in der bezeichneten Kirche am Feste Mariä Himmelfahrt, den 15. August 1425. Die hl. Francisca selbst und 10 angesehene Damen opferten sich da feierlich der heil. Jungfrau nach dem Formulare, welches ihnen die Olivetaner-Väter vorlegten, und welches das nämliche war, das die Väter bei ihrer Profeß selbst gebrauchten, nur mit dem Unterschiede, daß sie anstatt des Wortes Profiteor, das ein feierliches öffentliches Bekenntniß bedeutet, den Ausdruck Me offero (»ich opfere mich«) gebrauchten und somit, ohne sich durch feierliche Gelübde zu binden, dem Olivetaner-Orden einfach affiliirt wurden. So war der erste Anfang der edlen Congregation der Oblaten, von welcher die hl. Francisca als Gründerin verehrt wird. - Im folgenden Jahre machte sie mit zwei Freundinnen eine Wallfahrt nach Assisi zum hl. Franciscus, dessen Namen sie trug. Da während dieser Reise ihr Beichtvater gestorben war, wurde ihr von Gott ein anderer gegeben in der Person des Don Giovanni Mattiotti, Pfarrer und Canonicus an der Basilica von Santa Maria in Trastevere, welcher vorzüglich mitwirkte zur Gründung ihrer Congregation, und dann auch ihr Leben beschrieb. 2 Frau von Ponziani sah nämlich wohl ein, wie es ihr auch in mehreren Ekstasen kund gegeben wurde, daß es in mehr als Einer Beziehung besser sei, die Oblaten, welche bisher in ihren Wohnungen lebten, in Einem Hause zu versammeln und sie darin für alle Zeiten dauernd zu vereinen. Nach vielen Kämpfen, namentlich mit dem bösen Feinde, der sich dem schönen Werke auf alle Weise widersetzte, wurde endlich in dem Stadttheile von Campitelli ein Haus gekauft, welches auf einer früheren Stelle des Turris Speculorum (Spiegelthurm), gegenüber dem Capitol und in geringer Entfernung von der Kirche Santa Maria Nuova stand. Dieses Haus, im Italienischen Torre oder Tor di Specchi genannt, wurde dann endlich gegen das Ende des Jahres 1432 gekauft und blieb auch immer das (später erweiterte) Stammhaus, wie denn die Congregation selbst in den päpstlichen Bullen mit dem Namen »Oblaten von Tor di Specchi« (Oblatarum Turris Speculorum) bezeichnet ist. Nach mehreren Verhandlungen, und nachdem der hl. Apostel Paulus selbst der hl. Francisca die Regeln der Congregation dictirt hatte, bezogen am 25. März 1433 zehn vornehme Damen, nach vorausgegangener Communion in der Kirche Santa Maria in Trastevere, das bezeichnete Haus, als deren erste Vorsteherin Agnes de Lelliis, eine Verwandte der hl. Francisca, erwählt wurde, da diese selbst pflichtgemäß bei ihrem kranken und gebrechlichen Gemahle im Palaste Ponziani verbleiben mußte. Nachdem endlich der edle Herr von Ponziani, den seine Gemahlin stets mit aller Liebe und Sorgfalt pflegte, im Jahre 1430 gestorben war, machte sie alsbald die Vorbereitungen zum gänzlichen Rückzug von der Welt, den sie schon längst sehnlichst gewünscht hatte. Obwohl sie sehr viele Schwierigkeiten zu überwinden hatte, und namentlich ihr Sohn Johannes Baptista, der jetzt 36 Jahre alt und Chef der Familie war, sie dringend bat, in seinem Hause zu verbleiben, folgte sie doch muthig dem Rufe Gottes, und trat am 21. März 1437 als am Feste des hl. Benedictus in Tor di Specchi ein, wo sie mit einem Stricke um den Hals demüthig um Aufnahme bat. Ihre geistlichen Töchter umarmten sie aber voll Freude, bekleideten sie mit dem Ordensgewande und führten sie in die Haus-Capelle, um dem Ewigen Dank zu sagen. Darauf verzichtete die bisherige Oberin Agnes auf ihre Würde und bat mit ihren Untergebenen dringend, die hl. Francisca, die bisher schon ihre Mutter, Lehrerin und Führerin gewesen, möchte nun auch ihre Vorsteherin werden. Nur durch den Gehorsam konnte sie dazu bewogen werden, und so wurde sie denn am 25. März 1437 als Oberin eingeführt. Nachdem sie während ihres Lebens sehr viel gebetet, gearbeitet und gelitten, namentlich sehr viel für ihre Congregation gethan und endlich auch die Freude erlebt hatte, dieselbe durch Papst Eugen IV. unterm 22. Juli 1437 von Bologna aus förmlich bestätigt zu sehen, ging sie endlich nach einer siebentägigen Krankheit, die sie mit aller Geduld ertrug, in die ewige Ruhe ein am Mittwoch den 9. März 1440, in ihrem 56. Lebensjahre. Ihr Leichnam wurde im Palaste Ponziani ausgestellt; da aber eine zu große Menschenmenge herbeikam, um die Verstorbene nochmal zu sehen, wurde sie endlich in einem offenen Sarge nach der Kirche Santa Maria Nuova gebracht. Noch in ihrem Sarge hörte sie nicht auf, Wohlthaten zu spenden, indem durch Berührung ihres heil. Leibes Kranke genasen, und verstockte Sünder sich mächtig zur Beicht angetrieben fühlten. Aus ihrem Leichnam duftete ein Geruch wie von Lilien, Violen, Rosen und andern wohlriechenden Blumen. So verherrlichte sie Gott im Tode. Welcher außerordentlichen Gnaden sie auch schon im Leben gewürdigt wurde, ersieht man besonders aus dem Berichte ihres Beichtvaters und ersten Biographen Johannes Mattiotti über ihre Visionen im ekstatischen Zustande und über ihre Kämpfe mit bösen Geistern. Merkwürdig war ihr Verkehr in und außer der Ekstase mit ihren Schutzengeln; ihr Beichtvater erzählt unter Andern aus ihrem Munde, daß der Glanz ihrer himmlischen Begleiter zur Nachtszeit ihr bei der Arbeit als Licht diente. Ebenso merkwürdig waren die Folgen ihrer Betrachtungen des Leidens Christi, die ihr an denselben Gliedern, an denen Christus gelitten, Schmerzen und eine Seitenwunde verursachten. - Obwohl Gott Francisca's Heiligkeit durch sehr viele Wunder im Leben und im Tode bezeugte, erfolgte doch ihre Heiligsprechung erst im J. 1608 durch Papst Paul V. Ihre heil. Gebeine, welche längere Zeit unbekannt waren, aber am 1. April 1638 wieder aufgefunden wurden, sieht man zu Rom in einem prachtvollen Sarge, 3 und wird ihr Fest daselbst jährlich mit großer Feierlichkeit begangen. Das Mart. Rom. gedenkt ihrer auch am 9. März, und im röm. Brevier findet sich ihr Fest sub ritu dupl. ebenfalls an diesem Tage. - Weil sich die Heilige des besondern Beistandes ihres Schutzengels zu erfreuen hatte, gibt ihr die heil. Kunst einen Engel an die Seite, gewöhnlich mit einem Chorrocke bekleidet, die Hände kreuzweise gefaltet, oder mit erhobener Hand neben ihr stehend. Weil sie öfters für Arme Holz sammelte, trägt sie einen Büschel Holz unter dem Arme. Auch treffen die Strahlen einer Monstranz ihr Herz, wohl wegen ihrer Andacht zum heil. Sacramente. Sie erscheint meist als Matrone oder Nonne. (II. 88.)
1 ▲ Dieser Erstgeborne hieß Johannes Baptista und wurde geboren im J. 1400; ihr zweiter Sohn Johannes Evangelist, geboren im J. 1402 oder 1403, starb frühzeitig und auf heiligmäßige Weise (s. B. Evangelista2); auch ihre Tochter Agnes starb in jungen Jahren; nebstdem hatte sie noch ein viertes Kind, von welchem man aber nichts Näheres weiß.
2 ▲ Diese Lebensbeschreibung des Mattioti, sowie die der Magdalena della Anguillaria, einer späteren Vorsteherin der, »Oblaten«, sind die vorzüglichsten Quellen der Bollandisten, aus welchen dann Baron Maria Theodor von Bussière seine vortreffliche »Lebensgeschichte der hl. Francisca Romana etc.« zog, die von P. Gf. P. aus dem Französischen übersetzt im J. 1854 bei Kupferberg in Mainz erschien und von uns vorzüglich benützt wurde. In diesen Quellen findet sich nichts davon, daß »die hl. Francisca im J. 1425 ein Kloster gestiftet und dessen Leitung den Klosterfrauen der Congregation von Oliveto anvertraut habe«, wie es bei Butler (III. 500) und nach ihm in vielen anderen Legenden heißt. Eben dieser und manch anderer Unrichtigkeit wegen wollten wir die Stiftung dieser Congregation der Oblaten hier etwas ausführlicher geben. - Uebrigens ist es bekannt, daß es schon früher solche Geopferte (Oblati) gab. Denn so hießen im klösterlichen Leben jene Kinder, welche nach dem Beispiele des Samuel (1. Kön. 1. 11. ff.) schon bei oder gleich nach ihrer Geburt von ihren Eltern Gott geweiht wurden, oder auch jene Erwachsenen, welche sich selbst und all ihr Vermögen einem Kloster opferten, wodurch ihnen dann verschiedene geistliche und andere Vortheile zugingen, wenn sie auch nicht förmlich durch die Profeß dem Kloster angehörten etc.
3 ▲ Der Schreiber dieser Zeilen hatte im J. 1845 auch die Freude, die Reliquien der hl. Francisca verehren zu können in ihrer Kirche, welche vom Capitol aus am Ende der alten Via sacra liegt. - Nach Butler (III. 500) und Anderen nannte man die, »Oblaten« der hl. Francisca auch Collatinerinnen, wahrscheinlich von dem Stadtviertel, in welchem sie wohnen. Noch heute machen die Schwestern von Tor di Specchi ihre Oblation in Santa Maria Nuova, nach dem Jahre ihres Noviciats. Sie werden im Wagen von ihren Eltern und der vorstehenden Mutter zur Kirche gebracht, machen ihre Opferung vor dem Reliquienkasten der hl. Francisca und geloben den Gehorsam nach den Regeln des hl. Benedictus; sie sind aber keine eigentlichen Nonnen, sondern nur Tertiarierinnen vom Orden der Olivetaner, haben keine Clausur und verzichten nicht auf die Rechte ihrer Familie etc.