Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Fulbert von Chartres
Fulbertus, Ep. (10. April). Vom Altd. ful = voll und bert = glänzend, also: Voll Glanz, glanzvoll etc. - Fulbert, Bischof von Chartres (Carnútum) in Frankreich, einer der berühmtesten Kirchenfürsten des eilften Jahrhunderts, wird von vielen Schriftstellern und auch in einigen Martyrologien unter die »Heiligen« gezählt, jedoch nicht im römischen, so rühmlich auch der Cardinal Baronius seiner Erwähnung thut. Auch in Chartres wird sein Andenken nicht feierlich begangen, obwohl er vor den Zeiten lebte, wo die neuere Art zu kanonisiren üblich ward. Bei Butler (IV. 483), Migne, Bucelin und Lechner wird er den »Seligen« beigezählt. - Fulbert wurde gegen das Ende des 10. Jahrhunderts geboren. Nach Einigen wird er für einen Deutschen, nach Anderen für einen gebornen Franzosen oder doch für einen schon in seiner frühesten Jugend nach Frankreich gekommenen Italiener gehalten. Während Einige aus seiner vortrefflichen Erziehung den Schluß zogen, er sei von einer edlen und reichen Familie entsprossen, bezeugt er selber, daß er von niederm Herkommen sei, arme Eltern gehabt habe und aus dem Staube auf den Lehrstuhl erhoben worden sei. Mit seinen vortrefflichen Naturanlagen und Fähigkeiten verband er einen musterhaften Fleiß und erwarb sich an der bischöflichen Schule zu Rheims, namentlich unter dem berühmten Abte Gerbert, der eben dieser Schule vorstand, so schöne und allseitige Kenntnisse, daß er selber bald den Lehrstuhl der Philosophie und Mathematik besteigen konnte. Als sein großer Lehrer Gerbert auf den Stuhl Petri als Papst Sylvester II. sich erhoben sah, ging Fulbert, wahrscheinlich auf eine vom neuen Papste erhaltene Einladung, nach Rom. Von da zurückgekehrt, ward er der Abtei Ferrières (Ferrariae) vorgesetzt, in welcher Stellung er in innigem Geistesverkehr mit dem hl. Abt Abbo von Fleury oder St. Benedict an der Loire stand. Er sollte aber das Licht der heil. Wissenschaft in weitern Kreisen leuchten lassen, als im engern Bereiche eines Klosters, und das konnte er als Kanzler der Kirche von Chartres, wo er eine Schule der Theologie eröffnete, die bald von allen Seiten Schüler herbeilockte, nicht nur aus Frankreich, sondern auch aus Deutschland, England und Italien. Sein Ruhm blendete ihn nicht; sehr aber betrübte es ihn, seinen Schüler Berengar auf verkehrte Wege abirren sehen zu müssen. Fulberts Verdienste konnten dem Hofe nicht verborgen bleiben; daher gab ihm auch König Robert die schmeichelhaftesten Beweise seiner Achtung und Liebe, und sah es nur gern, daß ihn Geistlichkeit und Volk von Chartres einstimmig zum Nachfolger des Bischofs Rudolph ausrief, was um das J. 1007 geschah. Der Erwählte gab seine Zustimmung nur gezwungen und weinte viel, als er sich auf seine Weihe vorbereitete. Er schrieb auch an den hl. Abt Odilo von Clugny, er erbebe bei dem Gedanken, Andere auf dem Wege des Heiles zu führen, da er sich selber kaum führen könne. Erzbischof Leutherich von Sens gab ihm die heil. Weihe. Als Bischof fuhr er fort, die wissenschaftlichen Bestrebungen zu befördern, war aber vor Allem ein treuer und wachsamer Hirt seiner Heerde, sowie das Orakel für ganz Frankreich. Von allen Seiten holte man Rath bei ihm, und wie die Bischöfe ihn als ihren Lehrer und Führer betrachteten, so fanden die Großen des Reiches an ihm einen strengen Richter; besonders klagte er laut gegen den Mißbrauch, der sich im Reiche eingeschlichen hatte, die Beneficien und Kirchengüter an Laien zu vergeben. Dem Bischofe Francon von Paris machte er starke Vorwürfe wegen seiner dießfallsigen Nachlässigkeit. Deßungeachtet besaß Fulbert die Achtung der Großen im hohen Grade; dafür zeugt, daß ihm der Graf Wilhelm IV. von Poitou, Herzog von Guienne, das durch den Tod des Bischofs Gerald von Limoges erledigte Schatzmeisteramt des hl. Hilarius von Poitiers verlieh. Eine besondere Liebe hatte er zur allerseligsten Jungfrau, weßwegen er jede Gelegenheit benützte, um seine Andacht und Liebe gegen dieselbe an den Tag zu legen. Zu ihrer Ehre stellte er die prachtvolle Kirche zu Chartres wieder her, welche im J. 1020 ein Raub der Flammen geworden war, und führte das seit Kurzem aufgekommene Fest ihrer Geburt in seinem Sprengel ein. Nach der gewöhnlichen Annahme starb Fulbert den 10. April 1029 (Bucelin sagt 1028) und ward im Kloster St. Pierre-en-Vallée, wo er oft seine Geistesübungen gehalten, begraben. Was Schriftliches von Fulbert auf uns gekommen ist, besteht in 134 Briefen, an verschiedene Personen gerichtet, einigen Lobreden auf die sel. Jungfrau Maria, dann einigen Hymnen und Versikeln etc. (I. 856. But. IV. 483. Buc.)