Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Katharina von Alexandria
S. Catharina, V. Mart. (25. Nov. al. 13. 26. Mai). Vom Griech. kataros = rein, lauter, makellos etc. - Die hl. Katharina, von den Griechen auch Aecatharina Aeikatarina d. h. die Allzeitreine) genannt, eine Jungfrau und Martyrin, ist berühmt durch ihr standhaftes Bekenntniß, welches sie glaublich unter Maximin (307 bis 313), oder nach Andern unter Maxentius (306 bis 312) für den Namen Jesu zu Alexandria abgelegt hat. So vielgenannt jedoch der Name der hl. Katharina im Morgen- und Abendlande ist, so wenig Sicheres weiß man von ihr, indem keine gewissen Nachrichten auf uns gekommen sind, und das in den vorhandenen Acten Erzählte nicht der Art ist, daß man sich ganz darauf verlassen kann. Der gelehrte Joseph Assemani ist der Meinung: was Eusebius von einer Jungfrau erzählt, die er nicht nennt, sei von der hl. Katharina zu verstehen. Dieser Geschichtschreiber sagt nämlich (Hist. l. 8. c. 14): »Zu Alexandria lebte eine christliche Frauensperson, die durch Reichthum und hohe Geburt ausgezeichnet war und den Muth hatte, den schamlosen Zudringlichkeiten des Tyrannen Maximin zu widerstehen, der mit frevelndem Muthwillen andere Frauen der Stadt entehrte. Mit den ihr in der Welt zu Theil gewordenen Vorzügen verband sie ungemeine Kenntnisse. Allein die Tugenden, und besonders die der Keuschheit, schienen ihr vor Allem den Vorzug zu verdienen. Obgleich es indessen dem Tyrannen nicht gelang, sie zu verführen, wollte er sie doch auch nicht verurtheilen, sondern begnügte sich, sie ihrer Güter zu berauben und in die Verbannung zu schicken.« Was an der Sache sei, können wir nicht entscheiden; wir bemerken nur, daß der Ausgang ihres Schicksales weder mit dem übereinstimmt, was das Menologium des Kaisers Basilius und das griech. Officium enthalten, noch mit dem, was die Acten bei Surius, die freilich nicht ganz ächt sind, darüber berichten. In Ermangelung sicherer historischer Daten über die hl. Katharina geben wir aus letztern Quellen das Wesentliche, und dieß um so mehr, als es auch in die kirchliche Liturgie Aufnahme fand, und mit einigen Abweichungen sowohl dem Mart. Rom. als auch dem römischen Brevier zu Grunde liegt. - Als der Kaiser Maxentius (oder, nach dem Mart. Rom. und Brevier, Maximin) im römischen Reiche regierte, ließ er das Gebot ausgehen, daß alle Unterthanen in seinem Reiche den Göttern opfern sollten. Die Furcht vor ihm trieb eine so große Menge Heiden herbei, daß der Tempel die Leute nicht alle fassen konnte. Da war zu Alexandria, wo eben der Kaiser verweilte und wohin das Volk zum Opfer beschieden war, eine Jungfrau, Katharina mit Namen, jung (nach dem griech. und latein. Officium 18 Jahre alt), sehr schön, von königl. Geblüte (nach dem griech. Officium die Tochter eines Königs, Namens Konstos) und kundig in den göttlichen und weltlichen Wissenschaften, welche aber Jesum als ihren einzigen Bräutigam von Herzen liebte. 1 Als diese nun sah, wie so viele Menschen eitlem Wahne nachliefen und ihrem ewigen Verderben entgegen gingen, ward sie im Herzen sehr betrübt und eilte voll Eifer für die Ehre Gottes in den Tempel, wo eben das Volk mit dem Kaiser zum Opfer versammelt war. Bei ihrem Eintritt in den Tempel erstaunten Alle über ihre Schönheit; sie aber verlangte mit dem Kaiser zu sprechen, und hielt ihm, als ihr dieß gewährt worden war, den Unsinn des Götzendienstes vor. (Nach dem römischen Brevier machte sie ihm Vorwürfe über die Grausamkeit, womit er die Christen martern ließ, und suchte ihn zu überzeugen, daß der Glaube an Christus zum Heile nothwendig sei.) Obwohl der Kaiser bei ihrer Rede von Zorn erglühte, hieß er sie doch am folgenden Tage zu ihm in den Palast kommen, um weiters mit ihr zu verhandeln. Als sie nun kam, war der Kaiser nicht wenig erstaunt über ihre Reden, und ließ, da er sich ihr nicht gewachsen fühlte, fünfzig der berühmtesten Weltweisen in seinem Palaste zusammenkommen, um die hl. Jungfrau zu widerlegen. Allein die Philosophen konnten der Weisheit, die aus ihr sprach, nicht widerstehen, sondern sie gingen vielmehr in sich, bekannten Christum den Gekreuzigten und ließen ihr Leben im Feuertode, zu dem sie für ihr freimüthiges Bekenntniß, verurtheilt wurden. Hierauf wandte sich der Kaiser in schmeichelhaften Worten an die hl. Jungfrau und wollte sie dadurch vom Glauben an Christus abwendig machen; allein die Heilige blieb standhaft, worauf der Kaiser sie peitschen ließ und dann mehrere Tage ohne Speise und Trank ins Gefängniß einschloß. Schon bei der letzten Unterredung mit dem Kaiser hatte die Heilige vorherverkündigt, es werden noch Viele und sogar aus seinem eigenen Palaste durch sie an Christus glauben und sie in ihr himmlisches Brautgemach begleiten. Der Erfolg zeigte die Wahrheit dieser Worte; denn die Kaiserin, welche von der Jungfrau gehört, ließ sich von dem kaiserlichen Heerführer Porphyrius, der noch 200 Soldaten mit sich nahm, zu der hl. Jungfrau in den Kerker führen, und hatte eine längere Unterredung mit ihr, deren Resultat war, daß sie dem Götzendienst abschwur und den christlichen Glauben annahm, was auch von Porphyrius und allen seinen Soldaten geschah. Freudig im Herrn verließen sie das Gefängniß und gingen unerschrocken der Zukunft entgegen. Nach zwölf Tagen ließ der Kaiser die hl. Jungfrau wieder vor sich führen, und da er auch jetzt weder durch Schmeicheleien noch durch Drohungen zum Ziele kam, ließ er sie auf ein Rad binden, welches ringsum mit spitzigen Messern versehen und auch leicht beweglich war. Als aber die Maschine in Bewegung gesetzt wurde, da lösten sich die Bande, und sie wurde wunderbar gerettet, während das Rad sich von selbst fortwälzte und viele Ungläubige zerriß. Nach einem andern Bericht soll ein Blitz vom Himmel die Maschine zerschmettert und Viele von den Heiden getödtet haben. Nach dem römischen Brevier zerbrach das Rad auf das Gebet der hl. Katharina. Alles war beim Anblick dieser wunderbaren Errettung ergriffen, nur der Kaiser nicht. Schon wollte er auf's Neue wider Katharina seine Wuth auslassen, da eilte die Kaiserin herbei und bat ihren Gemahl, ja doch nicht wider Gott selbst zu streiten, der seine Diener so sichtbar beschütze. Aber nun wandte sich sein Grimm gegen die Kaiserin selbst; er ließ sie grausam martern und endlich enthaupten. Doch dieser herrliche Tod ermuthigte den Porphyrius und seine Soldaten, daß sie zum Kaiser hervortraten und sich alle insgesammt als Christen bekannten. Der Verlust so vieler Tapfern schmerzte den Kaiser allerdings, aber die Scham, sich überwunden zu sehen, bemeisterte ihn und er verurtheilte den Porphyrius und seine 200 Soldaten zum Tode, wodurch die Vorhersagung der Heiligen in Erfüllung ging. Endlich, nachdem der Kaiser durch Drohungen und Verheißungen noch alles Mögliche an Katharina vergebens versucht hatte, verurtheilte er auch sie zum Tode durch das Schwert. Eine große Menge, worunter angesehene Frauen waren, beklagten die hl. Bekennerin laut auf ihrem Todesgange; sie aber ging heitern Sinnes einher, bat sich von den Henkern nur eine kurze Zeit zum Gebete aus und wurde, nachdem sie dasselbe vollendet hatte, von Einem derselben mit dem Schwerte enthauptet. Gott verherrlichte ihren Martyrtod vor allem Volke dadurch, daß Milch statt Blut aus ihrer Wunde floß; auch kamen Engel herbei und trugen ihren Leib auf den Berg Sinai, wo sie ihn begruben. Letzteres soll sie in ihrem Gebete vor der Enthauptung erfleht haben, mit den Worten: »Verleih', o Gott, daß dieser mein Leib, der für dich gemartert wird, von denen, die ihn suchen, nicht gesehen werde.« Wahrscheinlich fürchtete sie, es möchte mit ihrem Leibe auch noch nach ihrem Tode Unfug getrieben werden. Auf diese Uebertragung ihres Leichnams auf Sinai durch Engel gründet sich das Kirchengebet in der Oration ihres Festes, welches lautet: »O Gott, der du dem Moyses auf der Höhe des Berges Sinai das Gesetz gegeben, und eben daselbst den Leib der sel. Jungfrau und Martyrin Katharina durch die hhl. Engel wunderbar hast beerdigen lassen; verleih uns, wir bitten dich, daß wir durch ihre Fürbitte und Verdienste zu dem Berge, der Christus ist, gelangen mögen.« Doch behaupten Andere, daß hier unter den »Engeln« Mönche von dem Berge Sinai zu verstehen seien, weil früher die Mönche wegen ihrer Frömmigkeit und ganz himmlischen Beschäftigung öfters Engel genannt wurden. Allein diese Auffassung setzt voraus, daß die Uebertragung ihrer heil. Ueberreste auf den Berg Sinai (dahin, wo jetzt das Katharinenkloster steht) erst später stattgefunden habe, indem es zur Zeit des Martyriums der Heiligen gewiß noch keine Mönche auf dem Berge Sinai gegeben hat, weil das Leben der Cönobiten erst aus späterer Zeit datiert; nun aber heißt es bei Surius (eigentlich bei Simon Metaphrastes, dessen Acten jener mittheilt), daß die hhl. Engel gesehen worden seien, wie sie zur Zeit ihrer Vollendung den Leib und das Haupt zusammengefügt und ihn auf den Sinai durch die Lüfte getragen haben. Uebrigens ist auch Butler für eine spätere Uebertragung, indem er schreibt: »Die Christen, welche in Aegypten unter dem Joche der Saracenen seufzten, entdeckten gegen das achte Jahrhundert den Leib der hl. Katharina. Man brachte ihn dann in das von der hl. Helena auf dem Berge Sinai in Arabien gegründete und von Kaiser Justinian ansehnlich beschenkte und verschönerte Kloster.« Auf welche Zeugnisse hin Butler dieses behauptet, wissen wir nicht; wir halten es aber mit der in der Kirche allgemein verbreiteten Sage und mit dem kirchlichen Officium, welches diese Uebertragung durch himmlische Geister in der Oration ganz bestimmt ausspricht. Butler meint auch, seit jener Zeit (dem 8. Jahrhundert) sei häufiger von dem Feste und den Reliquien der Heiligen gesprochen worden, und setzt bei, daß im 11. Jahrhundert ein Ordensmann von Sinai, Simeon mit Namen, nach Rouen gekommen sei, um das jährliche Almosen des Herzogs Richard von der Normandie abzuholen, und bei dieser Gelegenheit einen Theil der Reliquien der Heiligen in jener Stadt zurückgelassen habe. Uebrigens kommt bei den Bollandisten im Laufe ihres Werkes zweimal die Feier der Auffindung der hl. Jungfrau und Martyrin Katharina vor, und zwar die eine am 13. und die andere am 26. Mai, wie wir sie auch oben im Eingang angegeben haben, wobei noch zu bemerken ist, daß die vom 26. Mai in einer Kirche zu Paris begangen wird. - Auf Kirchenbildern wird die hl. Katharina dargestellt mit königlichen Insignien, weil sie von königlichem Geschlechte stammte; dann mit einem Buche, ihrer Wissenschaft wegen, und weil sie als Patronin der Wissenschaft und Gelehrsamkeit (der Schulen) verehrt wird; ferner mit einem zerbrochenen Rade (manchmal mit einem kleinen zweirädrigen Wagen), weil es, als sie darauf gelegt ward, zerbrach, und endlich mit Jesus verlobte und Ihm allein ihr Herz schenkte. - Menzel (Symb. J. 468) erwähnt noch die Legende von dem jungen Grafen, der sich geistig mit der hl. Katharina verlobte, nachher aber eine irdische Frau nahm, und deßhalb alle Morgen das Bild der Heiligen knieend um Verzeihung bat, worüber die junge Gräfin (im Glauben, er gehe zu einer Buhlerin) sich den Hals abschnitt, doch auf das Gebet des Grafen durch die Heilige wieder lebendig gemacht wurde. Wenn aber Menzel von unserer Heiligen sagt: »sie drücke das Verhältniß des emancipirten Weibes zum Christenthum aus«; so kann dieser (freilich etwas ungewöhnliche) Ausdruck nur in so ferne einen rechten Sinn geben, als in der hl. Katharina, welche den göttlichen Bräutigam allen irdischen vorzog, allerdings in ganz entschiedener Weise die Thatsache sich herausstellt, daß im Christenthum - seitdem die zweite Eva durch ihren Gehorsam den Ungehorsam der ersten Eva ausgeglichen und anstatt des Unheils als jungfräuliche Gottesgebärerin (Teotokos) wieder das Heil uns gebracht hat - die Frauensperson nicht mehr, wie in der vorchristlichen Zeit oder wie auch heute noch in nichtchristlichen Ländern und christuslosen Gegenden, blos eine Sclavin (mancipium) des Mannes, und nicht (wie es in Romanen etc. gewöhnlich dargestellt wird) nur seinetwegen allein geschaffen, sondern vielmehr aus unwürdiger Sclaverei ebenso wie der Mann zur christlichen Freiheit erlöst (emancipata) und gleich ihm vor Allem dazu bestimmt sei, durch treue Erfüllung der von Gott auferlegten bezüglichen Pflichten, sei es nun im ledigen oder im verheiratheten Stande, Gott als dem höchsten Oberherrn freudig zu dienen, Ihn als Vater zu lieben und dadurch den Himmel zu gewinnen (Matth. 6,33; Luc. 12,31). (El., Sur., But.)
1 ▲ Eine alte Sage erzählt ihre Bekehrung zum Christenthume in folgender Weise: Es kamen zu ihr viele Freier; da sie aber stolz war, wies sie Alle zurück mit den Worten: »Wer mich will, muß reicher, weiser und mächtiger seyn als ich.« Endlich kam eine Frau und sagte ihr, sie wisse Einen, der alle diese Eigenschaften habe. Da Katharina diesen zu sehen wünschte, führte die Frau sie zu einem Priester, der sie im Christenthume unterrichtete. Nachdem sie nun in Jesus einen Bräutigam kennen gelernt hatte, der sie an Reichthum, Weisheit und Macht etc. weit übertraf, so schenkte sie Ihm in christlicher Demuth ihr Herz, und Jesus dagegen gab ihr den Verlobungsring. - Nach Menzel soll ihr einmal die hl. Jungfrau mit dem Kinde in wunderbarer Schönheit erschienen seyn, sich aber von ihr wegen ihrer (heidnischen) Häßlichkeit abgewandt haben, worauf dann ihre Bekehrung erfolgt sei.