Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Maria Magdalena Martinengo Di Barco
Magdalena Martinengo (27. Juli). Diese große Dienerin Gottes wurde von adeligen Eltern zu Brescia am 5. October 1687 geboren. Ihre Geburt war mit solchen Schwierigkeiten verbunden, daß die Mutter nach fünf Monaten starb, das Kind aber die Nothtaufe erhielt und, wie es scheint, bis in sein fünftes Jahr kränkelte; denn erst im J. 1692 brachte man es in die Kirche, um die noch fehlenden Ceremonien der feierlichen Taufe nachzutragen. Es erhielt den Namen der Mutter: Margaretha. Der Vater, Graf Leopardo von Martinengo, trug alle Sorge für die gute Erziehung seiner Tochter. Mit neun Jahren kam sie in das Ursuliner-Kloster »zu den Engeln«, wo sie bald die erste hl. Communion empfangen durfte. Nach zwei Jahren kam sie in ein anderes Ursuliner-Kloster »zum hl. Geist«, um sich vollends auszubilden. Sie machte im Geistesleben ungemeine Fortschritte und kam nach allerlei Kämpfen endlich zu dem Entschlusse, Capucinerin zu werden. Am Feste Mariä Geburt des J. 1705 empfing sie das Ordenskleid der hl. Clara und den Namen Maria Magdalena in dem Kloster S. Maria ad Nives (Maria Schnee) zu Brescia. Obwohl sie anfänglich nicht entsprach, durfte sie doch schon nach Umlauf eines Jahres die Gelübde ablegen. Ihr Eifer, namentlich in Bußwerken, ihre Geduld und Ergebenheit in den besondern Krankheiten, die sie heimsuchten und die Niemand verstand, war so außerordentlich, ihr Streben nach Vollkommenheit so groß, daß sie zuletzt Abtissin wurde. In ihrem 35. Lebensjahre gab ihr Gott die Gnade, alle Freitage bei Betrachtung der Leiden seines Sohnes die einzelnen Geheimnisse in außerordentlicher Weise zu empfinden. Auch die hl. Wundmale soll sie empfangen haben, dieselben aber sollen auf ihre Bitten andern unsichtbar geblieben seyn. Sie erhielt von Gott die Gabe der Weissagung und die sogenannte eingegossene Wissenschaft sowie die Gabe der Beschauung. Die letzten drei Jahre bis zu ihrem seligen Tode (am 27. Juli 1737) kränkelte sie fortwährend. Kaum war ihr Tod in der Stadt bekannt geworden, als alles Volk zusammenströmte, um ihre ehrwürdige Hülle nochmal zu sehen und zu ehren. Es geschah auch sogleich ein auffallendes Wunder an einem Jüngling, der ein sehr arges Augenleiden hatte und sogleich geheilt wurde. Sie wurde zwischen dem Eingang in den innern Chor und der gemeinsamen Begräbnißstätte, in einem Sarge von Holz begraben. Ihr Grab wurde häufig besucht und mehrere Personen erhielten durch ihre vertrauensvolle Anrufung wunderbare Hilfe, weßhalb man nicht säumte, zur legalen Untersuchung der Tugenden und Wunder zu schreiten. Die aufgenommenen Acten wurden nach Rom gesandt und so beifällig aufgenommen, daß auf Anordnung der Congregation der Riten am 18. Juli 1766 zur Untersuchung des Grabes geschritten wurde. Es erschien darüber eine eigene Schrift. Die jüngsten mit Erfolg gepflogenen Verhandlungen über die Heldenmüthigkeit ihrer Tugenden fallen in das Pontificat Pius VII. Vor mehreren Jahren wurde zu Rom ein in Kupfer gestochenes Bildniß in die Sammlung der übrigen Bilder von Heiligen, Seligen und Ehrwürdigen des Capuciner-Ordens aufgenommen. (J.M.R.)