Ökumenisches Heiligenlexikon

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Osanna Andreasi von Mantua


B. Osanna, V. (18. Juni, al. 19. Mai, 22-Aug.). Das wundersame Leben dieser Seligen, welche am 18. Juni d.J. 1505 zu Mantua als Schwester des dritten Ordens des hl. Dominicus verschieden ist, haben die Boll. mit großer Ausführlichkeit und unter Beigabe mehrerer Abbildungen behandelt. Von Kindheit an außerordentlich begnadiget, und mit himmlischen Erscheinungen beglückt, wurde sie schon in frühester Jugend von Vielen für eine Heilige gehalten, von Andern aber als Heuchlerin verschrieen. Die Tochter einfacher, wenig bemittelter Bürgersleute zu Mantua - ihr Vater hieß Nicolo Andreasio, die Mutter Agnes, - welche nicht einmal im Stande waren, auf ihre Erziehung und Bildung das Nöthige aufzuwenden 1, wuchs sie mit einer so zu sagen eingegossenen Frömmigkeit auf. In einem Alter von sieben Jahren machte sie schon das Gelübde beständiger Jungfrauschaft; in ihrem vierzehnten Lebensjahre wurde sie in den dritten Orden des hl. Dominicus aufgenommen, fuhr aber fort, indem sie heimlich große Strengheiten übte, die weltliche Kleidung zu tragen und in dem Hause ihrer Eltern neben den Uebungen der Frömmigkeit, den häuslichen A rbeiten zu obliegen. Bei ihren Betrachtungen pflegte sie der Art ergriffen zu seyn, daß ihr die göttlichen Geheimnisse so zu sagen sichtbar vor die Seele traten, weßhalb dieselbe in solchen Augenblicken den Leib und dessen Glieder nicht mehr zu kennen und zu beleben schien. Manchmal, besonders in ihren spätern Jahren, dauerten diese Zustände oft sehr lange. Sie schaute bald die heil. Dreifaltigkeit, bald den leidenden und glorreich verherrlichten Erlöser, bald die jenseitige Welt, angefangen von den Freuden des Himmels bis zu den Peinen der Verdammten. Auch die Orte des Lebens und des Leidens Christi standen so lebhaft vor den Augen ihres Geistes, als ob sie wirkliche Theilnehmerin an den dort geschehenen Ereignissen gewesen wäre. Dabei fehlten natürlich auch nicht die Anfechtungen und falschen Offenbarungen des bösen Feindes, der ihre Demuth in Hochmuth und Eigenliebe zu verkehren, und ihr öfter großen Widerwillen gegen die Uebungen der Andacht, vorzüglich aber des Gehorsams einzuflößen suchte. Mit Gottes Gnade wies sie solche Nachstellungen jedesmal siegreich zurück. Ob sie stigmatisirt gewesen, kann man bejahen und verneinen, denn Alle stimmen überein, daß die Wunden des Erlösers zwar auch ihrem Leibe schmerzlich, aber nicht sichtbar waren. Der große Ruf der Heiligkeit, in welchen sie gegen ihren Willen kam, bewirkte, daß man sich schon bei Lebzeiten gern ihrer Fürbitte empfahl und ihren Rath in geistlichen und zeitlichen Angelegenheiten verlangte. Sie wurde 56 Jahre alt. Ihr Leichenbegängniß war äußerst glänzend und geschah unter einem außerordentlichen Zudrange des Volkes, welches in verschiedenen Nöthen und Anliegen bei ihrem Grabe Hilfe suchte und fand. Am 19. Mai 1508 erfolgte ihre erste Uebertragung. Die Stadt Mantua zählt sie zu ihren Patronen. Auf Bildnissen findet sie sich meistens in einer ihrer Visionen (s. o.) dargestellt. (III. 667-800.)

1 Wir schließen dies aus dem Umstande, daß ihr nach der Legende die hl. Jungfrau selbst Unterricht im Lesen und Schreiben und in der latein. Sprache ertheilt hat.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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