Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Tharacus, Probus und Andronicus
S. S. Tarachus (Tharacus), Probus5 et Andronicus4, M. M. (11. al. 12. Oct.). Die Acten dieser Heiligen gehören zu den ächtesten und kostbarsten Denkmälern des kirchlichen Alterthums. Sie wurden zum ersten Male, jedoch aus einem unvollständigen Codex, von Baronius zum J. 290 herausgegeben. Rosweyd fand sie in einer belgischen Bibliothek vollständig und veröffentlichte sie im J. 1607 zu Antwerpen. Später wurde auch der griechische Text aufgefunden und durch Ruinart herausgegeben. Wie dieser in der Einleitung bemerkt, zerfallen die Acten in vier Theile, von welchen die ersten drei die ursprünglichen gerichtlichen Protokolle, welche die Christen von den heidnischen Beamten um hohe Geldsummen erkauft halten, der letzte den glorreichen, von Augenzeugen geschilderten Ausgang der hhl. Martyrer darstellen. Sie wurden zu Pompejopolis, einer bischöflichen Stadt in Cilicien, als Christen eingezogen. Diese Stadt ist jetzt nur noch in einigen Säulenresten vorhanden. Das erste Verhör fand unzweifelhaft in Tarsus, das zweite wahrscheinlich in Mopsuestia, dermalen Missis genannt, das dritte in Anazarbus, jetzt Ascera geheißen, statt, obwohl der griechische Tert schon das zweite Verhör nach Anazarbus verlegt. An letzterem Orte wurden sie anfänglich auch bestattet. Was die Zeit betrifft, so hat Ruinart, abweichend von Baronius, das J. 304 als Todesjahr der Heiligen festgestellt. Wir geben im Folgenden einen zumeist wortgetreuen Auszug der griechischen Acten. Eines Tages wurden zu Tarsus dem Präses Numerianus Maximus durch den Centurio Demetrius drei Christen vorgeführt, welche in der Stadt Pompejopolis von einem Polizeibeamten, Namens Eutolmius, entdeckt und festgenommen worden waren. Der Präses rief zunächst den hl. Tarachus als den Aeltesten auf und fragte ihn, wie er heiße. Er antwortete. »Ich bin ein Christ.« Maximus sagte: Spare dieses gottlose Bekenntniß und sage, wie du heißest. Die Antwort war dieselbe: »Ich bin ein Christ.« Maximus sagte: Brechet ihm die Backenbeine; du sollst keine verkehrten Antworten geben! Jetzt antwortete der Heilige; »Was ich gesagt habe, ist mein Name. Wenn du aber meinen elterlichen Namen wissen willst, so heißt derselbe Tarachus. Als Soldat nannte man mich Victor.« Maximus sagte: Aus welchem Geschlechte bist du? Der hl. Tarachus erwiederte: »Ich bin ausgedienter Soldat und römischer Bürger; mein Geburtsort ist die Stadt Claudiopolis (jetzt nicht mehr vorhanden) in Isaurien (eine frühere unabhängige, damals zu Cilicien gehörige Landschaft). Weil ich Christ bin, habe ich meinen Abschied genommen.« Maximus antwortete: Weil du nicht würdig warst, Gottloser! die Waffen zu tragen. Doch, wie hast du deinen Abschied genommen? Er antwortete: »Ich habe meinen Obrist Publio um denselben gebeten, worauf er mich entließ.« Nun sagte Maximus: Wohlan also, nimm Rücksicht auf dein Alter! Ich will nämlich, daß du den Geboten unserer Herren und Kaiser dich fügest, und (dafür) hohe Ehre durch mich erlangest. Tritt herbei, und opfere unsern Göttern, denn auch unsere Fürsten, die Herren der Welt, verehren dieselben. Der hl. Tarachus antwortete: »Hierin irren sie sehr durch den Trug des Teufels.« Maximus: Brechet ihm die Backenbeine, weil er sagt, die Kaiser hätten geirrt. Der hl. Tarachus sprach: »Ich wollte sagen und sage es immer: Sie sind Menschen, und als solche sind sie dem Irrthume unterworfen.« Maximus sagte: Opfere den vaterländischen Göttern, und halte ein mit deinem Aberwitze. Der Heilige erwiederte: »Ich diene meinem Gott und opfere Ihm nicht in blutigen Opfern, sondern in reinem Herzen, denn Gott bedarf nicht solcher Opfer.« Maximus: Noch immer trage ich Mitleid mit deinem Alter und ermahne dich, daß du alle diese Thorheiten lassest, die Kaiser in Ehren haltest, und mir mein Amt erleichterst, indem du das vaterländische Gesetz erfüllest. Der hl. Tarachus entgegnete: »Ich stehe dem vaterländischen Gesetze nicht ab.« Maximus: Nicht? Also komme und bringe Opfer! Der hl. Tarachus erwiederte: »Ich kann nicht mit Gottlosigkeit umgehen; das vaterländische Gesetz aber ehre ich wie irgend Einer.« Maximus: Gibt es also vielleicht außer diesem noch ein anderes Gesetz, du Boshafter? Der Heilige: »Ja wohl, und dieses Gesetz verletzet ihr, indem ihr Gebilde aus Stein und Holz, die von Menschen gemacht sind, anbetet.« Da sprach Maximus zu den Henkern: Schlaget ihn auf den Nacken, indem ihr zu ihm saget: Sei kein Thor! Der Heilige gab zur Antwort: »Ich lasse nicht von dieser Thorheit, die mich selig macht.« Maximus: Ich will dich schon davon abbringen, und dich vernünftig machen. Der Heilige: »Thue was du willst; du hast Gewalt über meinen Leib.« Maximus befahl jetzt, ihn zu entkleiden und mit Ruthen zu schlagen. Es geschah, und der Heilige sagte zu ihm: »Nun hast du in Wahrheit mich vernünftiger gemacht, da du mit Schlägen mich stärkest, denn ich vertraue jetzt noch mehr auf den Namen Gottes und seines Gesalbten.« Dasagte Maximus: Gottlosester und Elendester! du dienst zwei Göttern? Und während du sie bekennest, leugnest du sie wieder? Der hl. Tarachus gab ihm sogleich Aufschluß: »Ich lobe den Gott, der es wirklich ist.« Maximus: So eben hast du gesagt, daß auch ein gewisser Christus Gott ist. Der Heilige sagte: »So verhält es sich; denn Er ist der Christus, der Sohn Gottes des Lebendigen, die Hoffnung der Christen, durch welchen wir gerettet werden, indem wir für Ihn leiden.« Maximus: Höre auf mit diesen Flunkereien, komme her und opfere den Göttern. Der heil. Tarachus sprach: »Ich mache keine Flunkereien, sondern rede die Wahrheit. Nun habe ich 50 Jahre überschritten, und immer bin ich treu geblieben und der Wahrheit nicht abgestanden.« Da sagte der Centurio Demetrius: Schone dich und opfere, indem du Vernunft annimmst. Der Heilige gab ihm zur Antwort: »Nimm du nur selbst Vernunft an, mich aber lasse in Ruhe, du Satansdiener!« Jetzt befahl Maximus, ihn mit größern Ketten beladen ins Gefängniß abzuführen und den zweitältesten Gesangenen vorzuführen. Es geschah. Der Präses fragte auch ihn zuerst, wie er heiße. Die Antwort war: »Mein erster adeliger Name ist Christ; die Leute geben mir aber noch einen Namen, der heißt Probus.« Der Präses sagte: Aus welchem Geschlechte bist du entsprossen, Probus? Er antwortete: »Mein Vater war aus Thracien; aber geboren wurde ich zu Side in Pamphylien; ich bin ein Mann vom Lande, aber Christ.« Glaube nicht, daß dieser Name dir Nutzen bringen wird, entgegnete der Präses; folge mir und opfere den Göttern, so wirst du von den Kaisern geehrt und unser Freund sein. Der hl. Probus antwortete: »Ich gelüste weder nach der kaiserlichen Ehre, noch geize ich nach deiner Gewogenheit, denn ich habe bereits Vielem entsagt, um dem lebendigen Gott durch Christus zu dienen.« Maximus befahl, ihn zu entkleiden, den ganzen Leib auf die Folter zu spannen und mit rohen Ochsensehnen zu schlagen. Während es geschah, sprach der Centurio: Habe Mitleid mit dir selbst, Armer, siehe dein Blut rinnt herab bis auf den Boden. Der hl. Probus gab zur Antwort: »Mein Leib liegt vor euch da, aber die Schläge, welche ihr mir gebet, kommen mir vor wie angenehme Salben.« Maximus: Du gibst also deine rasende Thorheit nicht auf, Elender! und besinnst dich eines Bessern? Der Heilige: »Ich rase nicht, sondern bin vernünftiger als ihr, da ich den Teufeln nicht diene.« Der Präses befahl, ihn umzuwenden, und auf den Bauch zu schlagen. Während dieser Pein rief der Heilige: »Komme deinem Diener zu Hilfe, o Herr!« Darauf befahl der Richter, während der Schläge zu sagen: Wo ist dein Helfer, o Christenmensch? Der Heilige sprach: »Er hat mir schon geholfen, und hilft mir auch jetzt, denn ich halte deine Schläge für so nichtig. daß ich dir durchaus nicht nachgebe.« Da sagte Maximus: Betrachte doch deinen Leib, du ganz Elenderl der ganze Boden rings ist voll seines Blutes. Der hl. Probus erwiederte: »Wisse, so viel mein Leib leidet für Christus, so viel gewinnt meine Seele an Gesundheit.« Nun befahl ihn der Präses an Händen und Füssen in Eisen zu schmieden, ihn bis ins vierte Loch auszustrecken, und Niemanden zu erlauben, ihm Hilfe zu bringen. Nun wurde auf Befehl des Präses der hl. Andronicus als Dritter vor den Richterstuhl geführt. Auf die Frage nach seinem Namen sagte er: »Wenn du es wissen willst, sage ich's gleich offen, daß ich ein Christ bin.« Maximus antwortete: Dieser Name hat deinen Vormännern nichts genützt, darum frag' ich dich gleichmäßig um deinen eigentlichen Namen. Der Heilige sprach: »Wenn du wissen willst, wie die Leute mich gewöhnlich heißen, so nennt man mich Andronicus.« Jetzt fragte Maximus: Aus welchem Geschlechte bist du? Der Heilige: »Ich bin von Adel, ein Sohn der Ersten in der Stadt Ephesus.« Der Präses sagte: Halte dich ferne von aller unvernünftigen Thorheit und folge mir wie einem Vater, denn jenen, welche vor dir auf ihrer Thorheit verharren wollten, hat es nicht zum Vortheil ausgeschlagen. Du aber ehre die Kaiser und opfere den väterlichen Göttern, so wirst du Wohlthaten empfangen. Der hl. Andronicus entgegnete: »Wohl sagst du: väterlich, denn ihr habt den Satan zum Vater, seine Söhne seid ihr, und Teufel seid auch ihr geworden, denn ihr thuet Satans Werke.« Maximus sprach: Du bist noch sehr jung und die Jugend macht dich vorlaut, sie bereitet dir aber auch größere Peinen. Der hl. Andronicus antwortete: »Ich scheine dir ein Jüngling den Jahren nach zu sein; der Seele nach bin ich aber schon alt genug.« Der Präses erwiederte: Mache nicht länger viele Worte, und opfere den Göttern, damit du den Folterqualen entgehst. Der hl. Martyrer: »Meinst du, ich sei so unvernünftig, daß ich mich geringer finden lasse, als jene, die vor mir zur Verantwortung gezogen worden sind? Ich bin zu allem noch mehr bereit, als du selbst.« Nun befahl der Präses, ihn zu entkleiden und auf die Folter zu spannen. Bevor es geschah, mahnte ihn noch der Centurio, sich zu fügen. Der hl. Martyrer sagte: »Besser, mein Leib geht zu Grunde, als die Seele; thue was du willst!« Als hierauf der Präses ihm nochmals zusprach, entgegnete er: »Ich habe seit meiner Kindheit niemals geopfert, und auch jetzt opfere ich nicht, besonders da es Teufel sind, denen du mich zu opfern zwingst.« Maximus befahl, sich seiner zu bemächtigen. Der Cornicularius (Gerichts-Assessor), Namens Athanasius, der Alters halber sein Vater sein konnte, rieth ihm nochmal, zu gehorsamen. Er sprach: »Gehe fort und rathe dir selbst, der du, obgleich schon so alt, thöricht genug bist, hölzernen Götzen, und zwar Teufeln zu opfern.« Während der Pein redete der Präses ihm zu, von seiner Thorheit zu lassen. Allein er spxach: »Diese unsere Thorheit ist denen nothwendig, die auf Christus hoffen, denn die Weisheit dieser Welt gebiert für jene, welche sie behalten, den ewigen Tod.« Maximus sagte: Wer hat dich diese Dummheiten gelehrt? Der hl. Martyrer entgegnete: »Das heilbringende Wort, in welchem wir leben und leben werden, da wir im Himmel einen Gott haben, welcher die Hoffnung unserer Auferstehung ist.« Der Präses drohte mit weiteren Peinen, er aber sagte: »Mein Leib liegt vor dir, du hast Macht über ihn, thue was du willst!« Der Präses befahl, ihn noch ärger zu peinigen. Da sagte der hl. Martyrer: »Gott sehe und richte dich in Bälde, der du mich, der nichts Unrechtes gethan, wie einen Mörder mißhandelst.« Der Präses antwortete: Gottlos bist du gegen die Götter und gegen die Kaiser und verachtest meinen Richterstuhl, und sagst, du habest kein Unrecht begangen? Der Heilige: »Ich leide wegen der Frömmigkeit gegen den wahrhaftigen Gott.« Maximus: Wenn du fromm wärest, würdest du die Götter ehren, welche auch die Kaiser ehren. Darauf der heil. Andronicus: »Es ist Gottlosigkeit, nicht Frömmigkeit, daß ich den lebendigen Gott verlassen, und Gebilde aus Holz und Stein anbeten soll.« Maximus: Somit wären die Kaiser gottlos, Elender? Der Heilige: »Freilich wie ich glaube; du selbst, wenn du richtig denken willst, mußt ja erkennen, daß es Gottlosigkeit ist, den Teufeln zu opfern.« Maximus befahl, ihn zu wenden und seine Seiten mit Stacheln zu peinigen. Der hl. Martyrer wiederholte: »Ich liege vor dir, thue was du willst, mißhandle meinen Leib.« Nun ließ der Präses Salz herbeibringen und seine Seiten mit Scherben zerreiben. Der Heilige: »Du stärkest vielmehr meinen Körper durch Verwundungen.« Maximus: In kurzer Zeit werde ich dich unsichtbar machen. Der Heilige: »Ich fürchte deine Drohungen nicht, meine Rechnung ist sicherer, als alle deine Erfindungskunst und Bosheit und deßhalb achte ich deine Foltern gering.« Darauf ließ ihn Maximus am Halse und an den Füßen in Ketten schlagen, und im Gefängnisse bewachen. Die zweite Verhandlung wurde in Mopsuestia (s. o.) gepflogen. Wieder war es der hl. Tarachus, welcher zuerst vorgerufen, über seine nunmehrige Gesinnung befragt und aufgefordert wurde, zur Ehren der Kaiser den Göttern zu opfern. Er wiederholte sein früheres Bekenntniß: »Ich bin Christ«, und setzte hinzu, wie es sein sehnlichster Wunsch wäre, daß auch die Kaiser ihre Blindheit ablegten, damit sie von dem wahren Gott zum wahrhaftigen Leben berufen würden. Darauf wurde ihm der Mund unter dem Zurufe: »Laß ab von deinem Wahnsinn« mit Steinen zerschlagen, so daß ihm alle Zähne herausfielen. Dennoch versicherte der Heilige, er werde in keinem Stücke nachgeben; er wisse gewiß, daß ihm sein Leiden Nutzen bringe; es helfe den Richter gar nichts, wenn er ihn der Fähigkeit zu sprechen ganz beraube, denn die Gesinnung seiner Seele könne er ihm ja doch nicht nehmen. Der Präses wurde wüthend und stieß immer neue Drohungen aus, da er sah, daß es ihm mit aller seiner Gewaltthätigkeit unmöglich sei, die vermeintliche Halsstarrigkeit des hl. Martyrers zu brechen. Er ließ Feuer herbeibringen und seine Hände darauf legen, so daß sie gänzlich verbrannten, und ihn dann bei den Füßen aufhängen und den übel riechenden Rauch in seinen Mund steigen. Aber der Heilige sprach: »Dein Feuer hat meinen Sinn nicht geändert, soll ich also den Rauch fürchten?« Maximus forderte ihn trotzdem wieder zur Opferung auf, er aber sagte: »Opfere du, wie du gewohnt bist, sogar Menschen zu opfern, ich darf es nicht thun.« Maximus sprach: Bringet ihm scharfen Essig mit Salz in die Nasenlöcher! Der Heilige sagte: »Dein Essig ist süß und dein Salz ist wie Honig.« Umsonst ließ der Richter die Mischung mit Senf verstärken und in seine Nase schütten, denn der heil. Martyrer schmeckte nur Honig, so daß er sprach: »Deine Henker betrügen dich, sie schütten mir Honig statt Senf ein.« Maximus entgegnete, er wolle neue Peinen ersinnen, um ihm seinen Wahnsinn auszutreiben, worauf der Heilige antwortete, daß er dann desto besser vorbereitet sein werde, seinen ungerechten Zumuthungen Widerstand zu leisten. Sofort wurde er in Ketten geschlagen und ins Gefängniß abgeführt. Nun kam der hl. Probus an die Reihe. Auch seine Verhandlung endete mit einer neuen Niederlage des heidnischen Tyrannen. In dem Grade, als er Unsinniges und Unerlaubtes begehrte, und er mit roher Gewalt seinen Willen durchzusetzen suchte, widerstand der Heilige seinen Zumuthungen mit unwiderleglichen Gründen und seinen Peinen mit unerschütterlicher Geduld. Gleich am Anfange erklärte er sich zur Ertragung aller erdenklichen Foltern bereit und setzte hinzu: »Weder du, noch deine Kaiser, noch die Teufel, welchen du in deinem Irrwahne dienst, noch auch dein Vater, der Satan, werden mich jemals überreden, gottloser Weise vor Göttern niederzufallen, die ich nicht anerkenne. Mein Gott ist im Himmel, Ihn allein verehre ich und bete Ihn an.« Als Maximus fragte: Diese Götter also, sind sie nicht lebendig? antwortete er triumphirend: »Wie können diese Götter lebendig sein, da sie von Menschenhänden aus Holz und Stein gefertiget sind? du irrst weit, Präses, wenn du vor ihnen niederfällst.« Diese Aeußerung faßte der Richter als hohe Beleidigung auf: Du meinst also, ich irre, wenn ich dich, schuldbeladener Kopf, zurechtweise, und den Göttern opfere? Der Heilige erwiederte: »Verderben über die Götter, welche weder den Himmel noch die Erde erschaffen haben, und über Alle, welche ihnen dienen! Wer falschen Göttern dient, wird ganz und gar zu Grunde gehen. Dem Herrn des Himmels und der Erde muß geopfert werden, und zwar will Er nicht Opfer im Blut, sondern Lobesopfer aus reinem Herzen, das Ihm in der Wahrheit und in der rechten Erkenntniß zugethan ist.« Auf diese Gegenreden nicht achtend, verlangte der Präses neuerdings, er solle den Göttern opfern, und als der Heilige erwiederte, er kenne nicht viele Götter, sondern nur Einen, griff er zu dem plumpen Auskunftsmittel: er sei zufrieden, wenn Probus nur Einem Gott, dem Jupiter, dem größten und unübertrefflichsten aller Götter, opfern würde. Darauf mußte er die bittere Wahrheit hören: »Meinst du den Mann seiner eigenen Schwester, den Blutschänder und Knabenverderber, wie alle eure Dichter von ihm bezeugen, damit ich nicht auch das Andere von ihm sage, was so ungeziemend ist, daß es gerade unaussprechlich ist, - willst du, ungerechter Frevler, daß ich di esem Opfer bringe?« Jetzt mußte die rohe Gewalt die Gerechtigkeit ersetzen. Der Präses ließ den Heiligen auf den Mund schlagen, die Füsse mit glühenden Eisen brennen, auf die Folter spannen, ihm den Rücken mit Riemen zerfleischen, die Haupthaare abscheeren, und glühende Kohlen an deren Stelle legen, aber der heil. Martyrer erneuerte ungeachtet dieser fürchterlichen Peinen immer nur das Bekenntniß, daß er nur den Einen, wahren Gott anbeten und Ihm allein dienen werde. Diesen Gott trage er im Herzen, und lasse sich Ihn nicht nehmen, wie sich der Präses überzeugen werde, wenn er noch andere Peinen für ihn in Bereitschaft setzen wolle. Dieser Gott werde ihn und alle Götzendiener mit dem Untergange strafen, wenn sie nicht ihren Sinn ändern und ihre Uebelthaten bereuen und fortan dem lebendigen Gott dienen. Umsonst befahl der Präses: Schlaget ihn ins Gesicht, daß er nicht »Gott« sage, sondern »Götter«, denn der Heilige erwiederte: »Ungerechtester, du befiehlst mich auf den Mund zu zu schlagen, wenn ich Wahres rede?« Nicht bloß das, antwortete der Präses, sondern auch die Zungenspitze werde ich dir abschneiden lassen, damit du deinen Wahnsinn aufgebest und zum Opfer hintretest. Auch diese Drohung machte nicht den gehofften Eindruck, vielmehr sprach der heil. Martyrer: »Wenn du mir mein Sprachorgan nehmen lassen willst, so schadet es nicht; ich habe inwendig die unsterbliche Zunge, und dann werde ich mit dieser dir Antwort geben.« Nun ließ der Präses ihn wegbringen und rief den hl. Andronicus vor den Richterstuhl. Diesen suchte er zunächst durch Lügen und falsche Vorspiegelungen zum Abfalle zu bewegen. Seine Vormänner, sagte er, wären durch die ihnen auferlegten Peinen zur Besinnung gekommen und würden dafür von den Kaisern hohe Ehre empfangen; er solle also den Göttern opfern, ehe er durch die Qualen der Folter dazu gezwungen würde. Aber der heil. Martyrer durchschaute seine Arglist und sagte: »Keineswegs haben jene, die vor mir sich zu verantworten hatten, eine solche Schwachheit gezeigt, und deßhalb darfst du nicht meinen, durch solche Täuschungen mich auf Abwege zu führen. Sie haben das vaterländische Gesetz nicht verletzt, noch haben sie deinem Zureden Gehör geschenkt und die Hoffnung auf unsern Gott auf die Seite gesetzt. Auch ich werde nicht im Geringsten abweichen vom Glauben und von der Anhänglichkeit an den Herrn und Gott, unsern Erlöser; niemals werde ich deine Götter als solche anerkennen, und fürchte hiebei weder dich, noch deinen Richterstuhl. Und jetzt erfülle deine Drohungen, bringe herbei deine Strafinstrumente, ordne wohl deine Folterwerkzeuge, wende alle Gewaltmittel an, die in deiner Hand sind, gegen mich, den Diener Gottes!« Nach diesen Worten begann sogleich statt der Gegengründe die Peinigung. Zuerst ließ ihn der Präses an den hergerichteten Pfählen ausstrecken und mit Ochsensehnen schlagen, so daß sein ganzer Leib nur Eine Wunde war, aber er achtete es so wenig, daß er den Richter fragte, ob diese Pein das Höchste sei, was er ausgesonnen habe. Darauf kehrte man ihn um, um ihm dieselben Schläge auf den Bauch zu geben, aber der Heilige erinnerte, daß dasselbe bei seiner ersten Vernehmung geschehen sei; auch damals sei er auf die gleiche Weise durch Schläge verwundet worden, und doch sei er wieder vollkommen geheilt. Er hoffe, der Arzt, welcher ihm das erste Mal geholfen, werde auch dieses Mal ihm zur Seite stehen. Da wurde Maximus böse über die Wache haltenden Soldaten, aber diese versicherten bei ihrem Leben, es habe kein Mensch das Gefängniß betreten, und daß ihnen seine Heilung unerklärlich sei. Aber der heil. Andronicus belehrte den Präses, indem er sprach: »Unser Heiland und Arzt, Thörichter, ist groß, und heilt die Gottesfürchtigen nicht durch Auflegung von Salben, sondern Er macht durch sein bloßes Wort diejenigen gesund, welche auf Ihn hoffen. Er wohnt im Himmel, und ist zugleich überall bei uns, du aber erkennst Ihn nicht, weil du unverständig bist.« Als ihm der Präses mit neuen Qualen und gänzlichem Verderben drohte, sagte er, daß er bei seiner ersten Rede stehen bleibe, denn er sei kein Knabe, der sich durch Drohungen einschüchtern lasse. Darauf sprach Maximus: Ihr werdet mir nicht Herr werden, und mich sammt meinem Amt ungestraft verachten. Der hl. Andronicus wiederholte sein Bekenntniß und setzte hinzu: »Du wirst an uns ächte Kämpfer Gottes haben, der uns durch Christus, unsern Heiland, Kraft einflößt; theilweise vielleicht erkennst du auch schon, daß wir weder dich selbst fürchten, noch deine Peinen.« Nun ließ ihn der Präses wieder in das Gefängniß bringen, wo er bis zum dritten Verhör, ohne einen Menschen zu sehen, bleiben sollte. Das dritte und letzte Verhör fand zu Anazarbus statt, und zwar wurden die hl. Martyrer Einer nach dem Andern wie in den beiden ersten Verhandlungen vor den Präses geführt. Als der heil. Tarachus aufgefordert wurde, »den Göttern zu opfern, durch welche das All besteht,« entgegnete er, dieß sei so wenig der Fall, daß sie vielmehr die ewige Strafe im Feuer erleiden, mit ihnen aber zugleich Alle, die ihren Willen thun. Darauf drohte der Präses, er werde ihm den Kopf abschlagen lassen; er aber antwortete: »Wenn mir ein schneller Tod gesetzt ist, so wird mein Todeskampf nicht schwer sein. Darum thue dazu was du willst, damit mir die Zunahme des Kampfes für den Herrn zu größerm Verdienste erwachse.« Der Präses sagte, daß es ihm gehe wie andern Verbrechern, welche gleichfalls die grausame Strenge der Gesetze fühlten. Darauf antwortete der hl. Tarachus, daß der große Unterschied zwischen den christlichen Duldern und den Andern darin bestehe, daß diese mit Recht wegen irgend eines begangenen Unrechts leiden, während sie für Christus leiden und von Ihm auch den Lohn empfangen. Maximus fragte: Welchen Lohn, du Verruchter und Schuldbefleckter, erwartet ihr, da ihr doch so elend aus dem Leben gehet? Der hl. Tarachus: »Es steht dir nicht zu, darüber weiter zu fragen, oder den uns hinterlegten Lohn kennen zu lernen; deßhalb werden wir auch die Drohungen deiner Verzweiflung ertragen.« Der Präses: So redest du zu mir, Gottloser, als ob du mir gleich gestellt wärest? Der Heilige: »Ich bin dir nicht gleich gestellt, und werde es niemals sein, aber ich habe frohen Muth zu sprechen und Niemand kann mich abhalten, weil mir Gott durch Christus Stärke einflößt.« Maximus: Ich werde dir, Elendester, deinen frohen Muth austreiben. Der Heilige: »Diesen Muth nimmt mir Niemand, weder du, noch deine Kaiser, noch dein Vater, der Satan, noch die Teufel alle, denen du in deinem Irrwahne dienst.« Maximus sagte: Ich habe dich durch meine Zusprache in deinem Irrwahne bestärkt, Gottloser! Der hl. Tarachus erwiderte: »Klage dich immerhin selbst an; denn ich empfinde Eckel, wie mein Gott weiß, welchem ich diene, schon wenn ich dich ansehe und möchte dir lieber gar nicht antworten.« Der Präses sprach: Lasse dich nicht weiter auf Gegenreden ein, daß du deine Strafen nicht verschärfest, sondern komm' herbei und opfere! Der heil. Martyrer antwortete: »Schon bei meinem ersten Bekenntnisse in Tarsus, wie auch bei der zweiten Vernehmung in Mopsuestia habe ich standhaft behauptet, daß ich Christ bin, und an diesem Platze bin ich es auch. Glaube mir, daß ich nicht opfere, denn ich darf es nicht thun.« Maximus sagte: Wenn ich dich durch Schläge ums Leben bringe, und du nachher Reue fühlst, was hast du davon? Der hl. Tarachus entgegnete: »Könnte es mich gereuen, so würde ich wohl schon deine ersten und noch mehr deine zweiten Peinen gefürchtet und deinen Willen gethan haben, nun aber stehe ich fest im Herrn und frage nichts nach dir. Thue was du willst, Unverschämter!« Maximus sagte: Ich habe selbst dazu beigetragen, daß deine Unverschämtheit wächst, weil ich dich nicht schärfer züchtigen ließ. Der Heilige: »Ich habe dir längst gesagt, und sage es wieder: du hast Gewalt über meinen Leib, thue was du willst.« Jetzt begann die Peinigung von Neuem. Der Präses ließ ihn an die Folter hängen, und wiederholte, ehe er Weiteres anordnete, seine Warnung. Der Heilige berief sich auf die Privilegien der Soldaten, obwohl er bereit sei, alle Unbill zu ertragen. Der Präses sagte: Der Soldat, welcher gottesfürchtig ist, und die Götter und die Kaiser achtet, verdient Geschenke und Beförderung, du aber bist durchaus gottlos und hast deine Entlassung gegeben, deßhalb befehle ich, daß du um so ärgere Schläge empfangest. Der heil. Martyrer: »Thue was du willst, schon oft habe ich dich dazu herausgefordert, warum drohest du immer?« Der Präses: Glaube nicht, daß ich auf solche Weise mich von dir antreiben lasse; nicht auf einmal, sondern Stück für Stück lasse ich dir das Leben nehmen, deine Reste aber werde ich den wilden Thieren übergeben. Der Heilige: »Was du thun willst, thue schnell, verkünde es nicht bloß mit Worten!« Maximus: Du meinst vielleicht, Nichtswürdiger, daß dein Leib nach dem Tode (wie es seit den ältesten Zeiten mit den Leibern der hhl. Martyrer geschah, was die Heiden wußten) von Weibern in Empfang genommen und einbalsamirt werde? Das wird nicht geschehen. Ich werde sorgen, daß auch deine Reste vernichtet werden. Der heil. Tarachus: »Nun wohl, mißhandle meinen Leib, und wenn du ihn getödtet hast, thue auch dann, was du willst!« Maximus wollte es immer nicht glauben, daß er in diesem ungleichen Kampf der Besiegte sein solle, und wiederholte seine Aufforderung: Komme, sag' ich, und opfere den Göttern! Die Antwort war dieselbe: »Ich habe dir schon gesagt, Gefühllosester, daß ich deinen Göttern nicht opfere, und von deinen Peinen mich nicht überwältigen lasse.« Nun fing der Präses an, Gewalt zu brauchen; er ließ ihm das Angesicht zerschlagen und die Lippen auseinanderschneiden, und drohte noch Aergeres anzuwenden. Der hl. Martyrer blieb sich gleich, und bereit zu Allem, da er die Waffenrüstung Gottes trage. Was für eine Waffenrüstung? fragte der Präses, da du ganz nackt und von Wunden vollständig überdeckt bist? Darauf entgegnete der Martyrer, diese Waffenrüstung könne er wegen der Blindheit seines Geistes und weil er ein unreines Herz habe, nicht sehen, sonst würde er gegen die Diener Gottes keinen unnützen Krieg führen. Umsonst ließ ihn hierauf der Tyrann mit glühenden Eisenstangen brennen, ihm die Ohren abschneiden, die Haut vom Kopfe ziehen und glühende Kohlen darauf legen; umsonst drohte er, ihn gänzlich verbrennen und seine Asche in die Luft streuen zu lassen, damit man nicht etwa seine Reste in Leinwand und Salben einhülle und vor ihnen niederkniee; der Heilige blieb bei seiner Rede: »Thue was du willst; du hast Gewalt für diese Welt!« Darauf ließ ihn der Präses ins Gefängniß zurückbringen, und für die nächsten Thierspiele aufbewahren. Es folgte das dritte peinliche Verhör des hl. Probus. Die drohende Aufforderung zu opfern beantwortete er mit einer ebenso entschiedenen Weigerung, und sagte zum Schlusse: »Glaube mir, wenn ich dir aufrichtig sage, daß mein Bekenntniß für Gott so schön ist, daß weder du, noch deine Teufel, vor welchen du in deinem Irrwahne niederfällst, noch der Satan, dein Vater, noch die Kaiser, welche dir solche Gewalt über uns gegeben haben, den Glauben und die gottesfürchtige Gesinnung zu rauben im Stande sein werden.« Sein Leiden war lang und äußerst schmerzlich. Zuerst ließ ihn der Tyrann bei den Füßen aufhängen, und als er auf nochmalige Warnung auf seiner Weigerung, das verlangte Opfer zu bringen, verharrte, mit glühenden Eisen peinigen. Welche Schmerzen der hl. Probus ausstand, sieht man aus seinen Gebeten: »O Gott, siehe herab vom Himmel auf meine Niedrigkeit und auf meine Geduld, und richte zwischen mir und ihm!« Und wieder: »Herr Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, blicke herab von der Höhe deiner Heiligkeit auf die mir zugefügte Gewalt, und entscheide mein Gericht!« Letztere Worte bezogen sich auf den abscheulichen Zwang, welchen der angebliche Vertreter der Gerechtigkeit und der Gesetze dem heiligen Martyrer anthat, indem er ihm, dem kopfabwärts Aufgehängten und Gepeinigten, Wein und Fleisch, das den Götzen geopfert worden war, mit Gewalt in den Mund bringen ließ, und dann noch verlangte, der hl. Martyrer, solle versprechen, in Zukunft das Gleiche freiwillig zu thun. Auf seinen entschiedenen Widerspruch erfolgten nun schreckliche Peinigungen, so daß Maximus ihn anreden konnte: Nicht ein einziges Plätzchen an deinem ganzen Leibe ist gesund, und noch bist du widerspänstig, Elender! Darauf sagte der hl. Probus: »Meinen Leib habe ich dir ausgeliefert, damit meine Seele gesund und unbefleckt bleibe.« Nun ließ der Präses spitzige Nägel glühend machen und mit denselben seine Hände durchbohren, worauf der hl. Martyrer betete: »Ehre sei dir, Herr Jesus Christus, weil du meine Hände für würdig befunden hast, mit Nägeln durchschlagen zu werden für deinen Namen!« Endlich bemerkte der Präses, daß nur die Augen des hl. Martyrers noch unverletzt seien, und befahl, sie ihm auszureißen. Der Heilige duldete auch diese Qual und sprach dann: »Siehe, auch die Augen meines Leibes hast du weggenommen, aber meine nicht, daß du mir auch das innere lebendige Augenlicht rauben könnest.« Da sagte der Präses: Schon bist du ganz in der Finsterniß, und doch höhnest du mich, Gottloser! Der hl. Probus: »Wenn du die Finsterniß sähest, welche in dir ist, würdest du, Unseliger, mich glücklich preisen!« Der Präses erwiederte: Dein Leib ist wie todt und doch, Verruchtester, hörst du nicht auf zu prahlen? Der heil. Probus antwortete: »So lange ein Athemzug in mir ist, werde ich nicht zu reden aufhören, indem mich Gott stärkt durch Christus.« Jetzt ließ ihn der Präses in das Gefängniß zurückbringen und wiederholte den Befehl strengster Einzelnhaft. Auch der hl. Probus wurde als Opfer für das nächste Thierspiel bestimmt. Nun kam das dritte Schlachtopfer an die Reihe. Auch der hl. Audronicus wurde von dem Präses zuerst ermahnt, mit sich selbst Mitleid zu tragen, Vernunft anzunehmen und den Göttern die schuldigen, von den Kaisern geforderten Opfer zu bringen. Der heil. Martyrer entgegnete, daß es ihm niemals gelingen werde, ihn treulos zu machen gegen die heiligen Gesetze Gottes, und sein Bekenntniß zu lösen, er werde kämpfen im Herrn und ihm beweisen, was die mit starkmüthiger Gesinnung vereinte Jugendkraft vermöge. Maximus erwiederte: Du scheinst mir der Raserei verfallen zu sein und einen Dämon zu haben! Der Heilige: »Wenn ich einen Dämon hätte, so wäre ich dir wohl gehorsam; eben weil ich ohne einen Dämon bin, so gehorche ich nicht. Du aber bist ganz dämonisch und thust die Werke der Dämonen.« Darauf wiederholte der Tyrann die schon einmal vorgebrachte Lüge, daß seine Vormänner anfänglich gerade so gesprochen, dann aber, durch die Folterqual gezwungen, den Göttern geopfert hätten. Der hl. Andronicus ließ sich nicht täuschen; er warf ihm sogleich seine Lüge vor, und ließ sich auf nichts Anderes ein, als daß er für den Namen seines Gottes Alles zu leiden bereit sei. Da ließ ihn der Präses mit Feuer peinigen. Der Heilige sprach: »So lange ich lebe, besiege ich deine Bosheit, und beeifere mich, ganz von dir weggenommen zu werden, denn darin rühme ich mich in Gott.« Als hierauf der Tyrann die Feuerpein bei den Fingern anwenden ließ, sagte der hl. Andronicus: »Unverständiger Kämpfer wider Gott, ganz voll von satanischer Eingebung, glaubst du noch immer, daß ich deine Anschläge fürchte, obwohl du siehst, daß mein Leib durch deine Qualen verbrannt ist? Ich trage Gott in mir, welchem ich diene durch Jesus Christus; dich verachte ich!« Der Präses wollte ihn hierauf über Christus fragen, aber er ging wegen der Unwürdigkeit des Fragenden hierauf nicht ein, blieb aber dabei, daß er seiner Leiden wegen großen Lohn erlangen werde. Der Präses drohte mit den wilden Thieren. Der heil. Andronicus erwiederte: »Bist etwa du nicht wilder, als alle wilden Thiere und grausamer, als alle Menschenmörder, da du solche, die kein Unrecht begangen haben oder eines Unrechts beschuldiget sind, wie Mörder ums Leben bringst? Deßhalb bete ich zu meinem Gott in Christus und entziehe mich deinen Drohungen nicht. Nur hervor, wenn du meinst, mit der strengsten Strafe, und du wirst meine Stärke erproben.« Nun befahl Maximus, welcher durchaus ein Opfer haben wollte, dem hl. Martyrer gewaltsam Opferfleisch und Wein in den Mund zu bringen. Dieser erschrack über den von ihm verabscheuten Frevel und betete: »O Herr, mein Gott, siehe die Gewalt, welche man mir anthut!« zum Präses aber sprach er: »Dummer und verblendeter Tyrann, du hast mir mit Gewalt Verbotenes in den Mund gießen lassen, Gott aber, welcher die Gedanken kennt, und Macht hat, mich von dem Zorn des Satans und seiner Knechte zu erlösen, weiß es.« Ebenso vergeblich waren alle weiteren Drohungen. Als ihm der Präses vorwarf, daß er mit gottloser Zunge die Kaiser lästere, sprach er, diesen Vorwurf gleichsam bestätigend, in heiliger Entrüstung: »Du hast Recht, ich bin frevelhaft und werde es sein gegen die Verderber und Blutdürstigen, welche die Welt aufrührerisch gemacht haben gegen Gott, welcher sie mit seiner unsterblichen Hand, seine Langmuth bei Seite legend, mit einer solchen Zuchtruthe strafen möge, daß sie erkennen, was sie gegen seine Diener Ungerechtes verüben.« Darauf ließ ihm der Tyrann alle Zähne ausschlagen, die Zunge aber herausschneiden und sogleich verbrennen, damit sie nicht etwa wie der Präses nochmal bemerkte, (ein nochmaliger Beweis für die Verehrung der Reliquien schon in ältester Zeit) von den andern Christen als etwas Kostbares und Heiliges geehrt würde. Nachdem es geschehen war, wurde der hl. Martyrer ins Gefängniß gebracht und für die nächsten Thierspiele aufbewahrt. Dieselben wurden sogleich am folgenden Tage im Amphitheater gehalten. Zuerst mußten Gladiatoren mit den wilden Thieren kämpfen. Als die wilde Lust an diesen verraucht war, ließ Maximus die hl. Martyrer herbeischleppen. Selbst die an solchen Anblick gewöhnten heidnischen Zuschauer entsetzten sich über die Mißhandlungen, die sie hatten erdulden müssen. Ein lautes Murren drang durch die Zuschauerräume bis zu den Ohren des Präses und Viele verließen aus Aerger den Schauplatz. Die Weggehenden wurden auf Befehl des Präses notirt, um später wegen dieser staatsfeindlichen Demonstration zur Verantwortung gezogen zu werden. Nun wurden die wilden Bestien auf die kaum noch athmenden Martyrer losgelassen. Aber sie rührten dieselben nicht an. Die Thierwächter wurden daher hart angelassen und geschlagen und beauftragt, das grimmigste Thier, welches sie hätten, auf sie loszulassen. Es wurde also ein Bär von seltener Wildheit auf die Martyrer gehetzt, aber auch er berührte sie nicht, und leckte sogar die Wunden des hl. Andronicus, der ihn umsonst zu reizen suchte. Maximus befahl, den Bären sofort zu tödten. Eine erst kürzlich aus Syrien angekommene Löwin sprang unter schrecklichem Brüllen auf den Kampfplatz, aber auch sie legte sich wie ein Schaf zu den Füßen der hhl. Andronicus, Probus und Tarachus, und ließ es sich sogar gefallen, daß sie mit den Händen sie an sich zogen. Umsonst befahl Maximus, die Löwin zur Wuth zu reizen, denn sie zertrümmerte jetzt mit den Zähnen die Brustwehr, so daß die Zuschauer schrien: Man öffne der Löwin das Thor! Nun blieb nichts übrig, als die hhl. Martyrer durch die Gladiatoren hinrichten zu lassen. Nachdem es geschehen war, warf man ihre Leichname unter den Haufen der Gladiatorenleichen, um es den Christen unmöglich zu machen, sie aufzufinden und ehrenvoll zu bestatten. Zudem wurden sechs Soldaten beordert, die Hinwegnahme der Leichen zu verhindern. Ein heftiges, mit Erdbeben verbundenes Gewitter machte aber diese Bewachung unmöglich. Als hierauf die Christen herbeikamen, um nach den heil. Leichnamen zu suchen, strahlte über jedem derselben ein himmlisches Licht, so daß es leicht war, sie zu erkennen. So wurden sie ehrenvoll in einer Höhle nahe bei der Stadt beigesetzt. Ihre Namen stehen auch im Mart. Rom Der Name des hl. Tarachus ist aber hier Tharacus geschrieben. Baronius (notae) erzählt, daß der Bischof Martyrius von Tarsus eine Kirche zu ihrer Ehre geweiht und in derselben ihre Reliquien beigesetzt habe. Ihr Andenken wird bei den Griechen am 12., in der abendländischen Kirche aber am 11. Oct. begangen.