Ökumenisches Heiligenlexikon

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Theodor von Canterbury


S. Theodorus, Ep. Conf. (19. Sept.). Dieser hl. Erzbischof von Canterbury lebte zur Zeit seiner Ernennung als Mönch in Rom. Er war aus Tarsus in Cilicien gebürtig, und in der griechischen und lateinischen Sprache und Literatur wohl bewandert. Papst Vitalianus war durch einen Neapolitanischen Abt, Namens Hadrian, welcher nach dem Ableben des hl. Deusdedit zunächst für Canterbury in Aussicht genommen war, aber abgelehnt hatte, auf den bereits im 66. Jahre stehenden, aber noch rüstigen anspruchslosen Mönch, der aus Demuth keine Weihe empfangen wollte, aufmerksam geworden. Oswi, König von Northumberland, und Egbert, König von Kent, hatten nämlich einen gelehrten und frommen einheimischen Priester Namens Wighard noch Rom gesendet, damit er dort die Bischofsweihe und die päpstliche Bestätigung als Erzbischof von Canterbury empfange, aber dieser war daselbst an der Pest gestorben. So kam es, daß der Papst auf den Abt Hadrian von Nirida bei Neapel, und als dieser ausschlug, auf den hl. Theodor sein Augenmerk richtete. Doch sollte ihn Hadrianus nach England begleiten, mit seinem Rathe unterstützen, und seine Lehre überwachen, da er ihm allein, als einem Griechen, in dieser Hinsicht nicht volles Zutrauen schenkte. (Wie bei W. W. K.-L. X. 843 bemerkt ist, machten eben damals die Monotheleten dem Papste viel zu schaffen.) So weihte ihn der Papst am 26. März d. J. 688 zum Bischofe. Als Dolmetsch ging der hl. Benedictus Biscopius mit. Am 27. Mai des nämlichen Jahres erfolgte die Abreise. Man fuhr anfänglich zur See nach Marseille, und setzte den Weg über Arles, Paris, wo bei dem Bischofe Agilbertus behufs Erlernung der englischen Sprache (Agilbertus war nämlich früher Bischof von Winchester gewesen) ein längerer Aufenthalt genommen wurde, Sens und Meaux zu Lande fort. An der Station der Ueberfahrt, damals Quentavic, später St. Jodoc genannt, erkrankte er. Erst am 27. Mai d. J. 689 konnte er von seinem Bisthume Besitz ergreifen. Abt Hadrian wurde eine Zeit lang als politisch verdächtig in Frankreich zurückgehalten und übernahm nach seiner Ankunft in England die Leitung des alten Benedictinerstiftes St. Peter in Canterbury. Der hl. Theodor begann seine oberhirtliche Thätigkeit mit einer Rundreise nicht bloß in die einzelnen Kirchen seines Bisthums, sondern überhaupt in England, wozu er als Primas berechtiget war, um überall selbst zu sehen und zu hören, was der Verbesserung oder Abstellung bedürfe, namentlich aber durch Errichtung einer genügenden Anzahl von Pfarreien eine geordnete Seelsorge möglich zu machen. Die Gläubigen kamen ihm aller Orten mit Freude und großem Vertrauen entgegen. Neben der Wiederaufrichtung der gesunkenen Kirchenzucht suchte er hauptsächlich die Osterfeier nach dem Gebrauche der römischen Kirche festzustellen. Außerdem gründete er die Hochschule zu Canterbury, legte bei derselben mit den vielen von ihm aus Italien mitgebrachten lateinischen und griechischen Büchern eine Bibliliothek an, und beförderte den gregorianischen Kirchengesang. Außer der Theologie wurde auch Astronomie, Arithmetik, Metrik, und neben der lateinischen auch die griechische Sprache bis zur Sprechfertigkeit gelehrt. Den schon längere Zeit erledigten bischöflichen Stuhl zu Roff besetzte er mit einem hiefür tauglichen Priester, Namens Potta. Rücksichtslos und ungerecht verfuhr er gegen den hl. Wilfrid von York, dessen Sprengel er im J. 678 gegen seine Zustimmung und wohl begründetes Recht in drei Bisthümer theilte, welches Verfahren er aber ernstlich bereut und nach Kräften gesühnt hat. Am 24. Sept. d. J. 673 (670) hielt er zu Herford eine SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. . Außer dem Canon über die Osterfeier und dem Beschlusse, nach welchem bei zunehmender Zahl der Gläubigen auch die bischöflichen Stühle vermehrt werden sollten, sind die Bestimmungen, daß die Bischöfe nur innerhalb der Bisthumsgrenzen Amtshandlungen verrichten, die Klöster nicht mit ungerechten Abgaben belasten, jeden Rangstreit vermeiden, fremde Priester und Mönche ohne canonische Legitimation nicht aufnehmen sollten, und daß die Ehen auf christliche Weise geschlossen und nur im Fall des Ehebruches gelöst werden sollten, letzteres jedoch nicht mit der Folge der Wiederverehelichung, damit den Getrennten allezeit der Weg zur Wiederversöhnung offen stehe, von Wichtigkeit. Außerdem wurde bestimmt, daß alljährlich am 1. August zu Cloveshoe ein Concil gehalten werden solle. Mit den Königen Alfred von Northumbrien (seit dem J. 685) und Ethelred von Mercien stand er im besten Einvernehmen und benutzte diesen Einfluß, um den hl. Wilfrid wieder in seine frühere Stellung einzusetzen, nachdem er erkannt hatte, daß er diesem Unrecht gethan. Das Volk war glücklich und zufrieden, denn es wußte seine geistlichen und weltlichen Angelegenheiten in den besten Händen. Die Diöcese Lindisfarne, wo er auch die neue bischöfliche Kirche zu Hexham zu Ehren des hl. Apostels Petrus consecrirte, verdankten dem hl. Theodor den ausgezeichneten Bischof Cuthbertus. Er gab auch ein Bußbuch (liber poenitentialis) heraus, in welchem die Kirchenstrafen verzeichnet waren, welche über bestimmte Vergehungen verhängt werden sollten; doch ist dasselbe jetzt nicht mehr vorhanden. Das unter seinem Namen später oft herausgegebene Bußbuch ist, wie Binterim nachgewiesen hat, nicht sein Werk. Aus den unter ihm gehaltenen Concilien finden steh bei Butler noch das zu Hetfield (letzt Bishops Hatfieds) im J. 680, und das zu Twyford im J. 684. Er starb, nachdem er 20 Jahre seinem Amte vorgestanden war, 88 Jahre alt, im J. 690 zu Canterbury und wurde bei St. Peter, welche Kirche nachmals St. Augustin genannt wurde, begraben. (VI. 55-82.)




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zuletzt aktualisiert am 00.00.2014
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