Hinweise zu Stadlers »Heiligen-Lexikon« Abkürzungen
Theoger
Theogerus (Theotgerns), Ep. (29. Apr. al. 23. Dec.). Dieser Bischof von Metz, in der Reihenfolge der 55., steht bei den Boll. unter den Uebergangenen. In den Martyrologien der Benedictiner führt er manchmal den Titel »heilig«, öfter auch »selig«, hat aber nirgends ein kirchliches Officium. Als er im J. 1118 zum Bischof gewählt wurde, stand er dem Kloster St. Georgen im Schwarzwalde vor. Seine bayrische Herkunft scheint zweifelhaft; von Jugend auf lebte er am Rhein, studirte unter Mangold von Burtenbach im Elsaß, wurde Kanoniker bei Mainz und Vorstand der dortigen Schule, und trat dann unter dem Abte Wilhelm von Hirschau ins Kloster. Dieser übertrug ihm das Priorat im Kloster Reichenbach an der Murg, dann wurde er im J. 1088 als dritter Abt nach St. Georgen bei Villingen im Schwarzwalde berufen. Hiedurch ist das große Vertrauen, welches er in dem eigenen Kloster und in weitem Umkreise genoß, genügend constatirt. Er war und blieb ein frommer, erleuchteter Ordensmann, dem Gebete und der Beschaulichkeit Tag und Nacht ergeben, voll eifriger Strenge gegen die eigenen, aber nachsichtig und geduldig gegen die Fehler seiner Mitbrüder und Untergebenen. Obwohl er im Umgange stets leutselig und heiter war, weinte er in seiner Zelle und am Altare fast unaufhörlich. Auch die Weltleute konnten sich seinem freundlichen, alle Herzen gewinnenden Wesen nicht entziehen. Es wird z. B. erzählt, daß er aufrührerische Bauern, welche mit den Waffen in der Hand, wir wissen nicht aus welcher Ursache, das Kloster bestürmen wollten, durch sein liebevolles Entgegenkommen nicht bloß zum Frieden, sondern zur Freundschaft bewog, so daß sie ihm nicht bloß kein Leid thaten, sondern noch freiwillige Geschenke brachten. Er war auch ein großer Kenner der Tonkunst und hinterließ (Sauter, K.-G. Schwabens S. 208) ein musikalisches Werk von nicht unbedeutendem Werthe. Die Wahl zum Bischofe nahm er gezwungen an, konnte aber von seiner Kirche, weil die im Investiturstreite erfolgte Absetzung des Bischofes Adalbero IV. in Metz starken Widerspruch fand, niemals Besitz ergreifen, und starb am 29. April d. J. 1120 zu Clugny im Rufe der Heiligkeit. Er steht jedoch nicht in allen Martyrologien mit dem Titel »heilig« und genießt auch zu Metz keine kirchliche Verehrung.