Ökumenisches Heiligenlexikon

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Thiemo von Salzburg


B. Thiemo, Ep. M. (28. Sept.). Der selige Thiemo, auch Tyemo, Diemo, Ditmar, Theodemar genannt, stammte aus dem Geschlechte der Grafen von Mödling und Frontenhausen. Sein Vater, der angeblich Raspo geheißen hat, soll ein an der Donau sehr gefürchteter Mann, aber seine Mutter Anna, die Tochter eines griechischen Fürsten, eine fromme und sanftmüthige Frau gewesen sein. Der Sohn ererbte die Gemüthsanlagen beider, was ihm einen beständigen, sein ganzes Leben hindurchziehenden Kampf bereitete, den er jedoch mit Gottes Gnade glücklich bestand. Seine erste Bildung erhielt er im Kloster zu Niederaltaich, wo er Mönch wurde, längere Zeit aber unzufrieden lebte, so daß er eines Tags entfloh, um als Einsiedler zu leben, jedoch auf Zureden eines Priesters, dem er auf dem Wege begegnete, reumüthig wieder zurückkehrte. So groß wurde allmählich der Ruf seiner Kunstfertigkeit (er war ein Meister im Malen und Bilderschnitzen), Gelehrsamkeit und Heiligkeit, daß er im J. 1079 von den Benedictinern zu St. Peter in Salzburg einstimmig zum Abte gewählt wurde. Der hl. Erzbischof Gebhard (s. d.), der seine Wahl eifrig betrieben hatte, führte ihn feierlich in das neue Amt ein, und empfahl ihn den Brüdern als den »besten Vater«, als welchen er sich auch in der That bewährte. Als aber der hl. Gebhard in die Verbannung zog, durfte auch sein Schützling nicht mehr in Salzburg weilen; er ging ins Kloster Hirschau, wo er drei Jahre in Verborgenheit lebte und einzig mit Gott und seinem Seelenheile sich beschäftigte. Nach Umfluß dieser Zeit ging er über Salzburg, wo er die Brüder tröstete und aufmunterte, ins Kloster Admont, welches er durch Mönche aus Hirschau neu bevölkerte und nach fast gänzlicher Verödung neu begründete. Im J. 1090 bestieg er den erzbischöflichen Stuhl von Salzburg, den er bis zum J. 1101 inne hatte. Er erhielt von den Bischöfen Altmann von Passau, Adalbero von Würzburg und Meginwart von Freysing die bischöfliche Weihe. Schon im folgenden Jahre vollzog er die Einweihung des von dem Grafen Engelbert von Lavent gestifteten Klosters St. Paul in Kärnthen, und im J. 1095 wohnte er der großen am 1. März eröffneten SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. von Piacenza bei. Im Uebrigen war seine Amtsführung voll von Leiden und Bedrängnissen. Der schon unter dem hl. Gebhard im J. 1078 ins Erzstift eingedrungene und im J. 1086 verdrängte, von Kaiser Heinrich IV. begünstigte Berthold von Moosburg, sammelte im J. 1095 ein Heer, mit welchem er den rechtmäßigen Hirten bald nach seiner Heimkehr aus Italien vertrieb, da dessen Verwandter, Graf Conrad von Mödling, in dem ungleichen Kampfe erlag. Er floh nach Kärnthen und suchte dort in der befestigten Stadt Friesach vor seinen vielen Feinden Schutz und Hilfe. Aber es kam zur Belagerung dieser Stadt. Der sel. Thiemo wurde gefangen genommen und in Ketten fortgeführt, um auf diese Weise die Uebergabe zu erzwingen. Doch dieses geschah nicht, und so wurde die Belagerung fünf Jahre lang fortgesetzt, während der fromme Dulder in verschiedenen Festungen von Kärnthen schmachtete. Der feindliche Feldherr Ulrich forderte ihn nochmal auf, die Bewohner von Friesach zur Uebergabe zu bewegen, und drohte, alle seine Verwandten vor seinen Augen tödten zu lassen, wenn er sich dessen weigerte. Der Selige antwortete: »Die Festung und Alles, um was man streitet, ist nicht mein Eigenthum. Es gehört dem hl. Rupert und der Kirche von Salzburg. Mir ist dieses Alles übergeben, nicht um es zu verschleudern, sondern um es zu verwalten und zu bewahren. In meinen Augen hat mein Leben und das der Meinigen keinen so hohen Werth, daß ich um deßwillen den Eid brechen könnte, welchen ich Gott, dem heil. Rupert und der Kirche geschworen habe.« (Jocham, Bav. S. I. 679). Darüber ergrimmte der grausame Ulrich gegen die unschuldigen Freunde und Anhänger des sel. Thiemo so sehr, daß er dieselben vor dessen Augen sogleich enthaupten ließ. Diese Gräuelscene trug sich unter der Feste Petersberg in der heutigen Neumarkter-Vorstadt zu. Bald darauf wurde der Selige durch einen Mönch, Namens Conrad, aus dem Gefängnisse befreit und entfloh nach Constanz. Von hier aus gesellte er sich im J. 1100 dem Kreuzzuge des Herzogs Welf I. von Bayern in das heil Land bei. Hier gerieth er aufs Neue in die Gefangenschaft der Muselmänner und wurde von denselben grausam ermordet. So erfocht er sich die glorreiche Krone eines für Gott und den Glauben immer streitenden, unüberwindlichen Kämpfers und Blutzeugen. Die Einzelnheiten, welche über sein Martyrium in Umlauf kamen, beruhen nicht auf geschichtlicher Grundlage. Bereits Otto von Freysing hat sie als erdichtet nachgewiesen. Sein Bildniß im heiligen Benedictinerjahr, wo er den Titel »heilig« führt, zeigt seine erschrecklichen Folterleiden. Von seinen Kunstwerken, die im Kloster zu St. Peter aufbewahrt werden, hat ein Elfenbein- und ein Holzschnitzwerk besondere Berühmtheit erlangt. 1

1 Der Hauptsache nach bearbeitet von Herrn Cooperator Max Hölzl in Lienz (Tyrol). Man vgl. noch Jocham, l. c. S. 672-684. W. W. K.-L. IX. 594. Giesebrecht, deutsche K.-Z. III. 711 u. ö. Wenn aber dieser Schriftsteller ihn einen Hirschauer nennt, so ist dieß, wie wir gesehen haben, unrichtig.




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zuletzt aktualisiert am 20.10.2018
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