Angela vom Heiligen Herzen Jesu Autsch
Taufname: Maria Cäcilia Autsch
Gedenktag katholisch: 23. Dezember
Name bedeutet: die Engelin (griech. - latein.)
Maria Cäcilia Autsch, Tochter des Steinbrucharbeiters August Autsch und seiner Frau Amalie, machte eine Lehre und arbeitete
als Verkäuferin in einem Modegeschäft in Finnentrop
bei Olpe. Den Ort musste sie mit Schimpf und Schande
verlassen, nachdem sich 1930 ihr Verlobter erhängt hatte -
angeblich, weil sie ihm die Verlobung aufkündigte. Sie ging nach
Heinsberg, wo sie in der als Verkäuferin in der
Gemischtwarenhandlung ihres Bruders arbeitete; nachdem sie in Kontakt zum
Trinitarierorden kam, trat sie 1933 in
Mötz in Tirol mit dem Ordensnamen Angela vom
Heilgen Herzen Jesu in diesen ein. Dort wirkte sie dann als Erzieherin und
Erntehelferin.
Nach dem Anschluss
Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 wurde ihr die Aussage Hitler ist eine Geißel für
ganz Europa
zum Verhängnis: sie wurde denunziert, 1940 wegen Führerbeleidigung und Wehrkraftzersetzung
verhaftet
und kam ins Konzentrationslager Ravensbrück bei
Fürstenberg in Brandenburg, in dem v. a. Frauen einsaßen.
Hier half sie Gefangenen, teilweise unter Lebensgefahr, und war
um Erleichterung von deren Ergehen bemüht. 1942 kam sie am Tag ihres Geburtstags ins
KZ Auschwitz, wo sie wieder für ihre Mitgefangenen
das Möglichste tat: sie wurde zum Engel von Auschwitz
; eine jüdische Ärztin schrieb, Angela Autsch habe gewirkt
wie ein Lächeln der Morgenröte, wie ein Strahl des Sonnenlichtes. Inmitten des fürchterlichen Elends entstand eine Insel
der Zärtlichkeit
.
Angela Autsch starb an Herzversagen während eines alliierten Bombenangriffs auf das Lager Auschwitz, ihr Leichnam wurde im Krematorium verbrannt.
Kanonisation: Der Seligsprechungsprozess wurde 1990 eröffnet. 2018 anerkannte Papst Franziskus den heroischen Tugendgrad und ebenete so den Weg zu einer möglichen Seligsprechung.
Worte von Angela Autsch
Diesen Brief von Dezember 1943 an ihre Oberin konnte Angela Autsch mit Hilfe eines Aufsehers heimlich aus
dem KZ Auschwitz schmuggeln lassen. Sie
berichtet darin offen über ihre Tätigkeit in Ravensbrück
und Auschwitz. Sie schreibt:
Mein liebstes, bestes, teuerstes Mütterlein – meine lieben Mitschwestern, lieber Papa und Geschwister!
Freue mich riesig, Euch schreiben zu können. … Der liebe und freundliche Absender [des Schreibens] ist 14 Tage in
Mülheim-Möhne in Urlaub, falls mein liebes
Mütterlein etwas von ihm über mich erfragen möchte. Er war hier bei uns im Lazarett, und ich durfte für ihn etwas besorgen.
Wie groß meine Freude war, als er sich als Sauerländer mir bekannt gab, könnt Ihr Euch wohl denken. Ach ja, mein liebes,
schönes Sauerland – meine schöne Heimat, werde ich deinen Boden mal wieder betreten dürfen? Und meine zweite Heimat – mein
schönes Tirol mit den Bergen so stolz, auch dich möchte ich (wenn es Gottes Wille ist) wiedersehen, möchte den Boden und
die Schwelle unseres lieben Klosters küssen,
hinaufstürmen in unser liebes, trautes Kapellchen, zu unserem lieben Herrn, der mich vor heute genau drei Jahren und vier
Monaten von dannen schickte in eine mir fremde Welt; ob Er mich wieder nach dort, wo ich so manche süße Stunden in innigster
Vereinigung mit Ihm verleben durfte, holt?
Ja, Erinnerung, süß-holde Erinnerung, was nützst du mir, was nützt all das Schmachten und Sehnen? Nur eines ist das
echte Nützliche – das Leiden für und mit Ihm, dem Allmächtigen. Seine schützende Hand stand bis zur Stunde fühlbar über
mir; ja, vertrauen wir Ihm blind, opfern wir alle unsere Tränen ungeweint Ihm auf. Fort mit aller Sentimentalität.
Außer den ersten drei Wochen im Anfang meiner Lagerzeit in Ravensbrück war ich Pflegerin im Krankenbau, in Auschwitz
dann auch im Krankenbau Wirtschafterin etc., anschließend führte ich die im Krankenbau befindliche Diät- und Brotküche von
bis zu 3000 Personen. Seit 15. Mai bin ich im SS-Lazarett. Habe alles genug – fehlt mir an nichts, bin in der Küche. Hier
habe ich mich gut erholt, bin dick wie nie! Wie ist es denn mit unserem lieben, schönen Heim? Tragen meine lieben
Mitschwestern noch die Ordenskleider? Gebe der lieben Gott uns doch bald den so heiß ersehnten Frieden. Waren bei Euch auch
schon Bomben? Oder im Sauerland? Wenn aus einem Verwandtenkreis jemand sterben sollte, so bitte ich um klare Mitteilung, nur
keine Schonung, bin hart und ertrage alles. Im Verein mit dem (schlafenden) Jesulein rufe ich Euch allen einen herzlichen
Weihnachtsgruß entgegen. Gebenedeit sei die Stunde, in der uns das Jesulein geboren wurde. Steuern wir weiter dem Hafen
entgegen, mit jedem Tag sind wir näher am Ziele. Einen innigen Friedenskuss, herzlichen Händedruck für alle, alle, bin ich
in der Liebe Jesu immer Eure Tochter und Schwester Maria.
Quelle: Schriften der Dienerin Gottes Sr. Angela Maria vom heiligsten Herzen Jesu, hrsg. von Ildefons Fux OSB. Salterrae 1992, S. 176f
Zitat von von Angela Autsch:
Die Verse Angelas sind einfach und etwas holprig, verraten aber viel von ihrer Spiritualität:
Gottes kleines Werkzeug
Der kleine, unscheinbare Amboss meines lieben Heilands will ich sein,
Auf den er schlägt nur immer mit dem Hammer ein.
Wie köstlich süß ist es, aus Liebe leiden mit dem Herrn,
Sieht er doch selbst die kleinsten Opfer herzlich gern.
Der kleine, unscheinbare Amboss meines lieben Heilands will ich sein,
Auf den er sich verlassen kann zu jeder Zeit.
Denn du, o Heiland, bist so unermesslich gut,
Gibst uns die Leiden und auch stets die Kraft dazu. …
Der kleine, unscheinbare Amboss meines lieben Heilands will ich sein,
Auf den er schlägt nur immer mit dem Hammer der Gerechtigkeit.
Wenn der Heiland ruft, dort wie schön wird einstens, droben
Er selbst das kleinste, allerkleinste Opfer loben.
Quelle: Schriften der Dienerin Gottes Sr. Angela Maria vom heiligsten Herzen Jesu, hrsg. von Ildefons Fux OSB. Salterrae 1992, S. 108f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Das Außengelände des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück bei Fürstenberg ist täglich von von 9 Uhr bis 20 Uhr - im Winter nur bis 18 Uhr geöffnet;, die Ausstellungen sind täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2023)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 30.09.2023
Quellen:
• http://www.univie.ac.at/biografiA/daten/text/bio/autsch.htm nicht mehr erreichbar
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. XIV, Herzberg 1998
• http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_A/Autsch_Angela_1900_1944.xml nicht mehr erreichbar
• Peter Bürger: Sauerländische Lebenszeugen: Friedensarbeiter, Antifaschisten und Märtyrer … edition leutekirche
sauerland, 2018, S. 53ff
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.