Angela von Foligno
Gedenktag katholisch: 4. Januar
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Minoriten und bei den
Franziskaner-Tertiaren
Name bedeutet: die Engelin (griech. - latein.)
Angela, wohl aus einer begüterten und adeligen Familie stammend, verlor schon als Kind ihren Vater und wurde dann bald verheiratet und Mutter mehrerer Kinder. Sie wird als willensstark, hochintelligent und von großer Innerlichkeit beschrieben, zugleich weltlichen Freuden und öffentlicher Anerkennung zugeneigt. Nach mehreren Versuchen, ihr Leben zu ändern, erlebte sie um 1285 unter dem Einfluss ihres Verwandten, dem Franziskaner Arnaldo, ihrem späteren geistlichen Führer, ihre Bekehrung auf einer Pilgerfahrt nach Assisi.
Angelas Bußpraktiken und Entbehrungen wurden mit Offenbarungen, Visionen und Gnadengaben belohnt, wie es sie seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben hatte. 1291 wurde sie Franziskaner-Terziarin und blieb dies auch nach dem Tod aller ihrer Angehörigen. Sie verkaufte ihren Besitz und lebte nun in Armut und Buße.
Angelas viele Schüler und Anhänger - darunter Pasqualina - versammelte sie
nun in dem von ihr nach 1285 gegründeten Cenacolo
, Abendmahlssaal
im
Franziskanerkloster - heute das Sanktuarium Santa
Angela - unweit von Angelas Haus. Männer und
Frauen, Geistliche und Laien kamen zusammen, um Wege des fortschrittlichen religiösen Lebens und des sozialen Engagements zu
beschreiten. Sie selbst widmete sich intensiv caritativer Tätigkeit, besonders die Pflege von Aussätzigen war ihr wichtig.
Immer mehr wurden Angela nun mystische Erlebnisse und Gnadenbeweise zuteil. Ihre Visionen wurden von Fra Arnaldo im
Liber de vera fidelium experientia
, dem Buch von der wahren Glaubenserfahrung
mit 36 lehrhaften
Instructiones
, Anweisungen
(zum geistlichen Leben) aufgezeichnet, von der Kirche geprüft und bestätigt.
Angela schildert mystisches Erleben, das sich immer mehr Christus nähert,
bis die Seele sich mit ihm in Liebe und Schmerz vereint und die Erfahrung Gottes als Ognibene
, als höchste
Vollendung, ermöglicht.
Angela nahm dann im religiösen Leben ihrer Zeit eine bedeutende Stellung ein. Krankheiten und Schmerzen trug sie geduldig.
Kanonisation:
Angelas Verehrung wurde von Papst Innozenz XII. 1693 gestattet, am
11. Juli 1701 wurde sie von Papst Clemens XI. seliggesprochen. Am
9. Oktober 2013 gestattete Papst Franziskus die weltweite Verehrung, was der
Heiligsprechung gleichkommt.
Attribute:
mit Satan an der Kette
Worte der Heiligen
Angela ruft die erste aufmunternde göttliche Ansprache in Erinnerung, wonach alle Gott lieben könnten und
sollten:
Auf jenem Weg nach Sankt Franziskus [d. h. auf ihrer Pilgerfahrt nach
Assisi] - bei der erstmaligen Ansprache, als er
[Christus] sagte:
Meine mir liebe Tochter, liebe mich, denn du bist von mir weit mehr geliebt als du mich liebst
,
und ich meine Sünden und Fehler bekannte und dass ich solch großer Liebesbezeugungen nicht würdig sei -, da sprach er:
Übergroß ist die Liebe, die ich zu einer Seele habe, die mich ohne Arglist liebt.
Und mir schien, dass jede Seele
etwas von jener Liebe erhalte, die er selbst uns entgegenbringt, entsprechend ihrer Fassungskraft, das heißt jener der
jeweiligen Seele. Und wenn diese nur danach Verlangen hätte, sie zu erhalten, ich selbst würde sie erfüllen.
Weil jetzt aber der Guten nur wenige sind und - so wurde in jener Ansprache gesagt - weil an Glauben wenig vorhanden sei,
so schien es mir denn, er beklage sich darüber laut bei mir. Und er sprach: Übergroß ist die Liebe, die ich zu einer
Seele habe, die mich liebt ohne Arglist! Deshalb erwiese ich ihr und jedwedem, der wahrhaftige Liebe zu mir trägt, jetzt
auch viel größere Gnade, als ich sie den Heiligen in der vergangenen Zeit zukommen ließ, von denen überliefert wird, Gott
habe an ihnen viel Großes getan.
Und es gibt niemanden, der sich entschuldigen könnte, denn jeder Mensch vermag ihn zu lieben. Und er verlangt nichts
weiter, als dass die Seele ihn liebe. Denn er liebt sie, und er selbst ist die Liebe der Seele.
Und sie [Angela] sagte zu mir, dem Bruder Schreiber: Wie dunkel, das heißt wie abgründig ist das eben
ausgesprochene Wort! Dass Gott nämlich von der Seele nichts weiter verlangt, als dass sie ihn liebe.
Und danach fügte
sie eine Erklärung bei, indem sie sagte: Wer wäre, der etwas zurückzuhalten vermöchte für sich, wenn er liebt?
Und darauf, das andere Wort erläuternd, nämlich dass Gott die Liebe der Seele ist, sagte sie: Dass Gott die Seele
liebt und dass er selbst die Liebe der Seele ist, dies zeigt er mir in lebendiger Weise durch seine Ankunft und durch das
Kreuz, und dies, obschon er so erhaben war! Und er selbst erklärte alles, seine Ankunft und sein Leiden am Kreuz, und dies,
obschon er so erhaben war! Und in lebendiger Darstellung zeigte er dies, indem er danach beifügte:
Sieh zu, ob es in mir
etwas anderes gibt als Liebe!
Und indem er zuerst darlegte, von wem er gesandt wurde und warum er kam und wie, erhaben
er selbst war, offenbarte er mir auch deutlich sein Leiden und das Kreuz und all das Genannte. Und schließlich sah und
begriff die Seele auf das Allergewisseste, dass er nichts als Liebe war.
Quelle: Angela von Foligno: Das Memorial und die letzten Worte, hrsg. und übersetzt von Louise Gnädinger. St. Ottilien 2012, S. 88f
Zitate von Angela von Foligno:
Bemüht euch eifrig darum, dass ihr euch gegenseitig liebt und die göttliche Liebe in Wahrheit habt!
Denn durch die Liebe [zu Gott] und die Liebe zueinander verdient die Seele das göttliche Gut als Erbe. Und ich hinterlasse
kein anderes Testament, außer dass ich euch die Liebe zueinander anempfehle, und ich hinterlasse euch mein ganzes Erbe,
die Lebensform Christi nämlich, Armut, Leiden und Verachtung.
Je mehr du betest, desto mehr wirst du erleuchtet werden; je mehr du erleuchtet wirst, desto gründlicher und
klarer wirst du das höchste Gut erkennen, das in höchstem Maße gute Sein; je gründlicher und klarer du ihn erkennen wirst,
desto mehr wirst du ihn lieben; je mehr du ihn lieben wirst, desto mehr wird er dich erfreuen; und je mehr er dich erfreuen
wird, desto besser wirst du ihn erfassen und in der Lage sein, ihn zu verstehen. Danach wirst du zur Fülle des Lichts
gelangen, weil du verstehen wirst, dass du ihn nicht erfassen kannst.
Ich, der Bruder Schreiber, erfragte von ihr, wie der Leib Christi gleichzeitig auf jedem Altar gegenwärtig sein
könne. Und sie teilte mir mit, dass sie darüber eine Antwort erhalten habe und dass ihr von Gott so gesagt worden sei:
Dies geschieht durch die göttliche Macht. Diese Macht vermag in diesem Erdenleben nicht verstanden zu werden, von ihr
kündet die Schrift. Jene welche sie lesen, erlangen wenig Einsicht. Jene hingegen, welche die gleiche Gesinnung haben wie
ich, begreifen mehr. Aber weder die einen noch die anderen erfassen dies in diesem Leben. Die Zeit jedoch wird kommen, da
ihr verstehen werdet.
Urteilt über niemanden, selbst dann nicht, wenn ihr einen Menschen tödlich sündigen sähet. Ich sage nicht, die
Sünde solle euch nicht missfallen und ihr also die Sünde nicht verabscheuen sollt. Aber ich sage, ihr sollt über die Sünder
nicht urteilen, denn ihr kennt die Gerichtsentscheide Gottes nicht. Denn viele scheinen in den Augen der Menschen gerettet,
die in den Augen Gottes verdammt sind, und viele scheinen in den Augen der Menschen verdammt, die in den Augen Gottes
gerettet sind.
Quellen: Angela von Foligno: Das Memorial und die letzten Worte, hrsg. und übersetzt von Louise
Gnädinger. St. Ottilien 2012, S. 112, 224, 222
Ansprache von Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 13. Oktober 2010
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Papst Johannes Paul II. bei Angela von Foligno
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 30.12.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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