Anno II. von Köln
auch: Hanno
Gedenktag katholisch: 4. Dezember
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet: 5. Dezember
gebotener Gedenktag im Erzbistum Köln: 5. Dezember
Hochfest in der Stadt Siegburg: 5. Dezember
Übertragung der Gebeine in Siegburg: 29. April
Übertragung der Gebeine in die Basilika S. Maria ad Gradus 1490: 24. Mai
Übertragung der Armreliquie von Siegburg in die Georgskirche nach Köln: 25. August
Name bedeutet: wie ein Adler waltend (althochdt.)
Anno stammte aus schwäbischem Adel der Edelfreien von Steußlingen, die damals noch auf der Finkenburg am heutigen Ortsrand von Altsteußlingen lebten. Er besuchte in Bamberg die Domschule, wurde dort Domschulmeister und nach 1046 als HofkaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. an den Hof von Kaiser Heinrich III. in der Pfalz nach Goslar berufen. Den Kaiser begleitete er dann auf dessen Ungarnfeldzügen von 1051 und 1052. 1054 wurde Anno Propst des Stiftes am damaligen, von Heinrich III. errichteten Dom in Goslar. 1056 bestimmte der Kaiser ihn zum Erzbischof von Köln - gegen den Willen der örtlichen Vertreter. Im selben Jahr starb der Kaiser, sein Sohn wurde im Alter von erst vier Jahren König als Heinrich IV. und Anno übernahm auch Erziehungsaufgaben; nebenbei konnte er dabei den Besitz der Kölner Diözese mehren. Anno war auch Erzkanzler für Italien und 1057 sowie 1063 bis 1067 Erzkanzler der römischen Kirche.
Anno wurde einer der bedeutendsten Erzbischöfe von Köln. Er soll in seiner Amtszeit alle Gemeinden seines Bistums besucht haben, sorgte sich um Arme, gründete ein Krankenhaus und nach der Abtretung des Siegberges 1059 durch den von Anno besiegten Pfalzgrafen Heinrich das Kloster der Benediktiner in Siegburg.
Nach dem frühen Tod von Kaiser Heinrich III. 1056 führte seine Witwe, Agnes von Poitou, für den noch nicht sechs Jahre alten Heinrich IV. die Regierung; sie erwies sich dieser Aufgabe nicht gewachsen, eine Verschwörung der Fürsten wollte sie entfernen, Anno führte diese Bewegung an. Er brachte 1062 durch einen Überfall auf die Kaiserpfalz in Kaiserswerth bei Düsseldorf Heinrich IV. und die Reichsinsignien in seine Gewalt, entführte ihn nach Köln, um ihn dem Einfluss seiner Mutter zu entziehen, und übernahm selbst die Herrschaft über das Reich.
Eine - nicht bekannte - Maßregelung gegen Anno und andere deutsche Bischöfe durch Papst Nikolaus II. führte 1060/61 zum Bruch mit Rom: 1061 wurde deshalb der neue Papst Alexander II. ohne Zustimmung des Königsvertreters gewählt, was ein Verstoß gegen das an Ostern 1059 auf der SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Rom erlassene Dekret bedeutete, das die Mitwirkung an der Papstwahl zugestand. Eine Versammlung geistlicher und weltlicher Fürsten aus dem deutschen Hof und dem deutschen und oberitalienischen Episkopat rief nun Cadalus von Parma unter dem Namen Honorius II. zum (Gegen-)Papst aus. Anno erkannte, dass es keinen anderen Ausweg gab, als durch die Anerkennung des Reformpapstes Alexander unter klarer Wahrung der Reichsautorität vom Schisma loszukommen. Synoden in Augsburg 1062 und in Mantua 1064 beendeten unter Annos maßgeblichem Einfluss das Schisma.
1063 wurde Anno von Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen, der auf den jungen König starken Einfluss gewann, weitgehend aus den Reichsgeschäften verdrängt. Auch Adalberts Verweis vom Hof im Jahr 1066 durch den Reichstag in Trebur hatte keinen politischen Wiederaufstieg Annos zur Folge, der sich nun verstärkt seinen kirchlichen Geschäften widmete. Aus dem Erbe der Richeza konnte 1063 Saalfeld mitsamt dem Orlagau - der Gegend östlich von Saalfeld - sowie Coburg übernommen und in Saalfeld ein Kloster der Benediktiner errichtet werden.
Für seine Stifte Maria ad gradus
, Maria zu den Treppen
, volkstümlich Mariengraden
- es stand
östlich des heutigen Domes - und
St. Georg in Köln gewann Anno den reichen Besitz
um Klotten im Moselraum; auf dem eroberten
Siegberg gründete er das Kloster Siegburg, dessen
Kirche er 1066 weihte und zu dessen erstem Abt er Erpho ernannte.
1065 übertrug ihm der König die Eigenherrschaft über
Kornelimünster - heute ein Stadtteil von Aachen -,
Vilich - heute ein Stadtteil von Bonn - und
Malmedy; letztere musste er 1071 wieder aufgeben.
Anno weihte in Köln 1065 die Kirche St. Maria im
Kapitol und 1069 die nach einem Traum auf seine Veranlassung erweiterte Kirche
St. Gereon.
Auch Annos Verhältnis zum Papst blieb nicht ungetrübt. Weil er 1068 auf der Reise nach Rom mit Gegenpapst Honorius II. zusammentraf - wohl um ihn zum Verzicht auf seine noch immer erhobenen Ansprüche zu bewegen -, wurde er von Papst Alexander II. erst empfangen, nachdem er schwere Bußübungen auf sich genommen hatte.
Anfang 1070 ging er wieder in offizieller Mission nach Rom, um über die - nicht ohne Verschulden des Königs - einreißenden Missstände in der deutschen Kirche zu beraten. Auf der Rückkehr aus Rom lernte er in der Abtei Fruttuaria im heutigen San Benigno Canavese bei Turin eine Klosterobservanz nach den Reformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden. kennen; er führte die Reformen rasch und gegen heftige Widerstände in seinen Klöstern Siegburg, St. Pantaleon in Köln, Saalfeld und Grafschaft - heute ein Ortsteil von Schmallenberg - im Sauerland ein; v. a. Siegburg wurde ein weit ausstrahlendes Zentrum der Reformen, denen Anno so den Weg ins Reich geebnet hat. 1072 wurde er - anscheinend als Leiter des Hofgerichtes - noch einmal an der politischen Führung beteiligt, aber dies blieb ebenso Episode wie 1073 der Anlauf zu einer Vermittlung beim Aufstand der Sachsen.
In der Osterwoche 1074 wurde Anno durch das zunehmende Selbstbewusstsein der
Kölner Bürgerschaft aus eigentlich geringfügigem
Anlass - er hatte das Schiff eines Kaufmanns beschlagnahmen lassen - durch einen Aufstand der Bürger aus Köln vertrieben
und zog sich des Nachts durch einen kleinen Durchlass in der Stadtmauer, den er dafür hatte graben lassen und den man
später nach ihm Anno-Loch
nannte - heute
noch in den Resten der Stadtmauer im Domparkhaus erhalten -, nach
Neuss zurück. Seine Ritter schlugen den
Aufstand mit aller Härte nieder, Anno ließ die Hälfte der Einwohner von Köln blenden; die Bürger hatten eine herbe
Niederlage erlitten: nach dem Bericht des Lampert von
Hersfeld war die Stadt fast völlig verödet
und schauriges Schweigen herrschte auf den leeren Straßen
; an die 600 Kaufleute verließen die Stadt. Anno konnte
zurückkehren, aber das Verhältnis zwischen den Kölnern und Anno war stark belastet. 1075 gelang ihm der Erwerb der Propstei
Rees, die Pfalzgrafen waren vom
Niederrhein abgedrängt, das Gebiet
im Besitz der Kirche.
Mit seiner Politik schwächte er die königlichen Rechte gegenüber dem Vatikan
und den deutschen Einfluss in Italien entscheidend und stärkte das Papsttum mit seinem Anspruch der Herrschaft der
Kirche über den Staat. Er selbst musste sich aber der päpstlichen Macht beugen. Bei aller Härte war Annos Wirken
ausgezeichnet durch seinen verzehrenden Eifer in geistlichen Dingen und seine fromme Neigung zur Askese. Zeitgenossen
nannten ihn Edelstein
und Blüte und Licht Deutschlands
.
Anno starb im Kloster Siegburg, für ihn wurde
dort der wertvolle Annoschrein
geschaffen. Nach Auflösung der Abtei 2011 kam der Schrein in die 2016 neu gestaltete
Schatzkammer der nahen Kirche St. Servatius.
Eine erste Lebensgeschichte verfasste Abt Reginhard von Siegburg
um 1082. Das epische Annolied
mit 878 Versen, wohl 1080 verfasst von einem
Siegburger Mönch, enthält seinen Lobpreis. Mit
der 1183 erfolgten Heiligsprechung wurde durch den päpstlichen Legaten auch der Annoschrein in Siegburg aufgestellt. An
der Pfarrkirche in Altsteußlingen ist neuerdings
eine Gedenktafel angebracht.
Die Abtei Siegburg wurde 2011 von den Benediktinern aufgegeben, seit 2013 wird sie von Unbeschuhten Karmelitern bewohnt. An der Stelle der einstigen Könispfalz Saalfeld aus dem 9. Jahrhundert, die durch Anno in ein Benediktinerkloster umgewandelt worden war, das in der Reformation 1563 aufgelöst wurde, wurde von 1677 bis 1720 durch die Herzöge von Sachsen-Saalfeld ihr Schloss errichtet, das ab 1735 zum Verwaltungssitz der Stadt wurde und heute Sitz des Landratsamtes ist.
Kanonisation:
Anno wurde am 29. April 1183 durch Papst Lucius III. heiliggesprochen.
Patron
von Siegburg; gegen Gicht
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Schriften von Anno gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Der
Dom in Bamberg ist von April bis Oktober
werktags von 8 Uhr bis 17 Uhr, im Winter nur bis 17 Uhr, sonntags erst ab 13 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2021)
Die Abteikirche St. Michael in Siegburg ist
täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. (2017)
Die Schatzkammer der Kirche St. Servatius in
Siegburg ist dienstags bis freitags von 11 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2017)
Die Kirche der ehemaligen Abtei Fruttuaria in
San Benigno Canavese ist jeweils am ersten und dritten Sonntag eines Monats von 15 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet.
(2021)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 08.10.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_%28Heiliger%29#Erzbischof_Anno_II._von_K.C3.B6ln_.2811._Jahrhundert.29 - abgerufen am 20.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• https://www.giselmut.de/erzbischof_anno.htm - abgerufen am 20.07.2023
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• https://thema.erzbistum-koeln.de/grosse-geschichte/bischoefe/anno - abgerufen am 20.07.2023
• http://www.ksta.de/region/rhein-sieg-bonn/siegburg/schatzkammer-in-siegburg-neues-konzept-in-der-servatiuskirche---eroeffnung-im-september-24282876
nicht mehr erreichbar
• https://www.koeln.de/koeln/111_koelner_orte_antike_mauern_und_ein_mittelalterliches_loch_265381.html nicht mehr erreichbar
• https://www.domradio.de/themen/erzbistum-koeln/2021-02-17/ein-streitbarer-heiliger-neuer-schrein-fuer-den-heiligen-anno - abgerufen am 20.07.2023
• Infotafeln am Schloss Saalfeld
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.