Ökumenisches Heiligenlexikon

Apollonia von Alexandria


Girolamo Muziano: Apollonia im Gefängnis, um 1585, in der Kirche Sant'Agostino in Rom
Girolamo Muziano: Apollonia im Gefängnis, um 1585, in der Kirche Sant'Agostino in Rom

Apollonia war eine angesehene alte Frau in Alexandria, die bei einem Pogrom von der aufgehetzten Menge zusammen mit anderen Christen verschleppt wurde. Die Christen wurden aus den Häusern geholt, ihre Wohnungen geplündert und zerstört. Von Apollonia berichtete Bischof Dionysius, dass ihr die Zähne ausgeschlagen und die Kinnlade zertrümmert wurde. Man drohte ihr mit Verbrennung auf dem Scheiterhaufen und verlangte, dass sie dem Glauben abschwöre. Apollonia aber stürzte sich laut betend freiwillig in die Flammen und verbrannte.

Albrecht Dürer: Apollonia, 1521, Staatliche Museen in Berlin
Albrecht Dürer: Apollonia, 1521, Staatliche Museen in Berlin

Die Frage, ob diese Tat als Martyrium oder als Selbstmord zu werten sei, beschäftigte die junge Kirche, so Augustinus und Ambrosius von Mailand. Die gläubigen Leute sahen in ihr von Anfang an eine Heilige.

Spätere Legenden machen Apollonia zu einer römischen Fürsten- oder gar Kaisertochter oder zu einer Schwester von Laurentius von Rom, die nach Ägypten auswanderte und unter Kaiser Julian Apostata das Martyrium erlitt. 1 Ausführlicheres erzählt das Lübecker Passional im 15. Jahrhundert davon: In einem Turm lebend wurde sie demnach von zwölf Jungfrauen bedient und hatte all ihre Gebrauchsgegenstände aus purem Gold. Christin geworden, verschenkte Sie allen Schmuck, den ihr der Lieblingsbruder gegeben hatte, erzürnte damit diesen und die anderen Brüder und verweigerte auch eine Eheschließung.

Statue, 16. Jahrhundert, in der Kirche in Chaource bei Troyes
Statue, 16. Jahrhundert, in der Kirche in Chaource bei Troyes

Damit begann die Fülle der Martyrien von Apollonia. Träume kündigten ihr weitere Torturen an, ein Engel führte Sie deshalb zu einem Einsiedler, der sie taufte und stärkte. Fast alle auch aus anderen Legenden bekannten Martern wurden dann der Reihe nach an ihr vollzogen, immer wieder wurde sie aber von Engeln geheilt, erhielt neue Augen, neues Gehör weil ihr die Ohren mit Blei ausgegossen worden waren, neue Zähne, neue Glieder; schließlich wurde sie demnach in Persien enthauptet.

Apollonias Verehrung breitete sich vom Orient kommend im 9. Jahrhundert auch in ganz Europa aus. Ado von Vienne übernahm in seinem Martyrologium den 9. Februar als Gedenktag.

Als Patronin gegen Zahnschmerzen gilt Apollonia seit dem 13. Jahrhundert. Obschon sie laut Dionysius von Alexandria zum Zeitpunkt ihres Martyriums betagt war, wird sie fast immer als junge Frau dargestellt. Eine Zahnreliquie wird in der Kirche San Domenico Maggiore in Neapel verwahrt, eine Reliquie auch im Dom in Augsburg.

Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Kirche des ehemaligen Klosters in Bobbio
Altarbild, 16. Jahrhundert, in der Kirche des ehemaligen Klosters in Bobbio

Aufgrund eines Fehlers in einer älteren Liste der Eigenfeiern im Bistum Trier wurde dort der 11. Februar als Gedenktag genannt und dieser Fehler in vielen Publikationen übernommen.

Attribute: Zange mit Zahn, sich ins Feuer stürzend
Patronin der Zahnärzte, gegen Zahnschmerzen
Bauernregeln: Ist's an Apollonia feucht, / der Winter sehr spät entfleucht.
Kommt die Jungfrau Apollonia, / sind auch bald die Lerchen wieder da.

1 Entgegen der später im Christentum verbreiteten Ansicht gab es unter Kaiser Julian keine direkte Verfolgung von Christen um ihres Glaubens willen; seine Maßnahmen beschränkten sich auf das Schüren von Konflikten zwischen verschiedenen christlichen Gruppen. Zur philosophischen Auseinandersetzung verfasste er die Schrift Contra Galilaeos, Gegen die Galiläer, in der er Fehler und Gefahren des christlichen Glaubens aufzeigt und die Christen als Abtrünnige des allgemein akzeptierten Judentums bezeichnete.

Catholic Encyclopedia





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 25.03.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/februar.html nicht mehr erreichbar
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• https://www.luzernerzeitung.ch/leben/die-heilige-apollonia-hilft-wenn-das-zahnweh-plagt-ld.1192359 - abgerufen am 16.12.2022
• Cesare d' Engenio Caracciolo: Napoli sacra, Band 1. Ottavio Beltrano, Neapel 1623, S. 570
• Pfarrer Carsten Rupp vom Bischöflichen Generalvikariat Trier, E-Mail vom 15. Dezember 2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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