Arbogast von Straßburg
Geburtsname: Arascach
Gedenktag katholisch: 21. Juli
Diözesankalender Freiburg im Breisgau und Straßburg
Name bedeutet: der fremde Erbe (althochdt.)
Arbogast, in Irland als Arascach geboren, nach anderer Überlieferung aus Südfrankreich stammend, wurde wohl um 550 von Merowingerkönig Theudebald als Missionar ins Elsass gesandt.
Arbogast ließ sich der Legende nach im Wald von Hagenau - dem heutigen Haguenau - an der Stelle der heute ihm geweihten Kapelle nieder und holte demnach eines Tages den von einem Eber getöteten Sohn von König Dagobert II., Sigebert IV., ins Leben zurück; darauf habe Dagobert II., der in Irland ausgebildet worden war, Arbogast zum Bischof von Straßburg ernannt 1. Nach anderer Version soll der Sohn von Dagobert II. selbst die Stadt Rouffach dem Bischof von Straßburg als Besitz übergeben haben, nachdem ihn dieser vom Tode wiedererweckt hatte.
Ältere Legenden lassen Arbogast trockenen Fußes über einen Fluss schreiten, Kranke heilen, Dämonen vertreiben und Streitigkeiten schlichten. Er ließ sich demnach unter einem Galgen begraben, um einen unschuldig Hingerichteten zu ehren.
Arbogast gilt als erster historisch gesicherter Bischof von Straßburg. In diesem Amt verbreitete er das Christentum wieder in der Stadt. Die 510 von König Chlodwig I. erbaute steinerne und Maria geweihte Kirche an der Stelle des heutigen Münsters, die eine im 4. Jahrhundert an der Stelle eines römisch-heidnischen Tempels errichtete Holzkirche ersetzt hatte, ließ er vergrößern. Er übernahm teilweise die aufgegebenen römischen Institutionen; so lieferte die einst für das Militär produzierende Ziegelei nun an den Bischof; dass die Stadt, die einen großen Teil ihrer Bewohner einbüßte, nicht aufgelassen wurde, ist wohl diesem Bemühen zu verdanken. Er gründete der Überlieferung zufolge an der Stelle eines alten römischen Wachtturmes 570 das Kloster Surburg - im heutigen Surbourg -, das damit das älteste Kloster im Elsass ist und in dem die Mönche nach der Regel von Martin von Tours lebten, sowie das später nach ihm benannte Stift in Straßburg an der Stelle des heutigen Palais Rohan; beide gehen wohl tatsächlich nicht auf ihn zurück. Arbogast gilt als der Hauptbegründer des Christentums im Elsass, schon zu Lebzeiten wurde er hoch verehrt.
Manche Quellen geben als Todesdatum das Jahr 678 an, dem widersprechen die archäologischen Funde. Arbogast wurde in der alten römischen Nekropole vor der Stadt bestattet; über seinem Grab wurde eine Kirche errichtet und Michael geweiht, heute steht sie unter dem Patronat von Arbogast.
Mitte des 10. Jahrhunderts wurde Arbogasts Lebensgeschichte verfasst, um 975 wurden seine Reliquien ins Kloster nach Straßburg übertragen. Die Reliquien in Surbourg wurden 1449 gestohlen, das Kloster in Surbourg 1737 aufgelöst.
Die Verehrung Arbogasts reichte bis in die deutschsprachige Schweiz, bis nach Oberschwaben und Vorarlberg. Dort soll er weiteren Legenden zufolge zuerst am Ort der heutigen Arbogast-Kapelle bei Götzis als Einsiedler gelebt haben und wird er in der 1473 erstmals erwähnten Wallfahrtskapelle St. Arbogast verehrt. Die wohl südlich gelegenste Darstellung des Heiligen findet sich im Kreuzgang des Doms in Brixen in Südtirol.
Patron von Rufach / Rouffach im Elsass, Muttenz und Oberwinterthur - heute Stadtteil von Winterthur - in der Schweiz; gegen Fußleiden, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit; des Bistums Straßburg
1 ▲ Tatsächlich wurde
Dagobert II. 652 geboren, als Arbogast wohl längst tot war. Auch die
Korrektur dieser Legende zu Dagobert I. hilft nicht wirklich, er war damals
deutlich zu jung; immerhin wurde der tatsächlich in Irland ausgebildet und galt lange Zeit als le bon roi
, der
gute König
und Vorbild eines Herrschers; zudem hatte er einen Sohn, nämlich
Sigibert III. von Austrasien. Bleiben Chlothar II., regierender
König der Franken von 597 bis 629, oder vielleicht Sigibert I., König von Austrasien
in den Jahren 561 bis 575.
Die Arbogast-Legende in der Überlieferung der Brüder Grimm
Die Legende in Bildern an der Arbogast-Kirche bei Götzis
Bilder aus der Arbogast-Kirche in Oberwinterthur
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 11.11.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• https://www.newadvent.org/cathen/01686a.htm - abgerufen am 19.07.2023
• https://austria-forum.org/af/AEIOU/Arbogast%2C_Heiliger - abgerufen am 19.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. I, Hamm 1990
• Walter Drack, Karl Keller, Albert Knoepfli: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur.
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• Helene Walter, Georges Walter, Jean-Georges Apprill und Bernard Gantzer: Abtei von Sürburg. Surbourg o. J.
• https://www.bo.de/lokales/kinzigtal/heiliger-arbogast-war-ein-freund-der-kinder - abgerufen am 19.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.