Ökumenisches Heiligenlexikon

August Hermann Francke

1 Gedenktag evangelisch: 8. Juni

Name bedeutet: A: der Erhabene (latein.)
H: der Heeresmann (althochdt.)

Theologe, Anstaltsgründer
* 12. März 1663 in Lübeck in Schleswig-Holstein
8. Juni 1727 in Halle in Sachsen-Anhalt


Palais Brömserhof in Lübeck, heute Sitz der Kulturverwaltung der Stadt
Palais Brömserhof in Lübeck, heute Sitz der Kulturverwaltung der Stadt

August Hermann, Sohn des Juristen und Syndikus des Domkapitels am Dom in Ratzeburg Johann Francke und dessen Frau Anna geb. Gloxin, einer Tochter des Lübecker Bürgermeisters, wurde auf dem Besitz seines Großvaters rund um dessen Palais Brömserhof in Lübeck geboren, studierte Theologie und wurde 1684 als Professor für die hebräische Sprache an die Universität nach Leipzig berufen - damals an der Stelle des heutigen Paulinums, des ehemaligen Klosters der Dominikaner mit der Kirche St. Pauli, das nach seiner Aufhebung 1543 die Universität beherbergte -; die Kirche wurde 1968 abgerissen, 2007 bis 2017 wurde das heutige Gebäude mit wissenschaftlichen Instituten und Universitätskirche errichtet.

Philipp Jakob Speners Schrift Pia desideria veranlasste Francke, mit Freunden ein Kolleg für Bibellektüre zu gründen. Sein zunehmendes Engagement für den Pietismus schaffte ihm Feinde, er musste Leipzig verlassen, kam 1690 als Diakon an die Augustinerkirche nach Erfurt und wurde nach eineinhalb Jahren auch hier aus der Stadt verwiesen.

Auf Einladung von Philipp Jakob Spener kam Francke 1692 als Pastor an die Kirche St. Georgen nach Glaucha - heute ein Stadtteil von Halle -, wo er sich um Waisen und um verwahrloste Familien mit ihren unversorgten Kindern kümmerte. Zugleich war er als Professor für Griechisch und Orientalische Sprachen und ab 1698 für Theologie tätig an der Universität in Halle - ihr Gebäude, die Ratswaage, stand vor dem heutigen Ratshof. 1695 gründete Francke mit 7 Gulden, die eine begüterte Frau gespendet hatte, eine Armenschule in einem Pfarrhaus, in der ein armer Student die Kinder unterrichtete. Noch im selben Jahr legte er den Grundstein für ein Waisenhaus, indem er Waisen bei sich selbst aufnahm und unterrichtete; als sich herausstellte, dass einige dieser Kinder sehr begabt waren, unterrichtete er sie in Sprachen und Wissenschaften und legte so die Wurzel seiner Lateinschule.

Waienhaus der Francke'schen Anstalten in Halle
Waienhaus der Francke'schen Anstalten in Halle

Franckes Arbeit fand schnell Anklang und Zulauf auch im Bürgertum, pietistische Gönner gaben ihm weitere Mittel, so dass er zwei Häuser kaufen konnte. Es entstanden in kurzer Zeit ein Internat, eine Lateinschule, ein Lehrerseminar und weitere Einrichtungen in Halle: die Francke'schen Anstalten. 1698 wurde mit dem Bau der neuen Anstalt, den späteren Franckeschen Stiftungen begonnen; neben den Schulanstalten entstanden eine Buchdruckerei und eine Buchhandlung sowie eine Apotheke, die viel Geld einbrachten, das wiederum in die Stiftungen floss.

1702 bezog Francke direkt neben dem Waisenhaus den ehemaligen Gasthof Zur Goldenen Rose und lebte dort bis 1715. Ebenfalls 1702 gründete er mit Unterstützung lutherischer Kreise in Dänemark die Dänisch-Hallesche Mission, die erste organisierte Missionsgesellschaft in der protestantischen Kirchengeschichte, die 1705 Bartholomäus Ziegenbalg als ersten Missionar aussandte. Das von Francke gegründete Collegium orientale theologicum sollte eine Brücke zu den orientalischen Kirchen schlagen. Auch die Canstein'sche Bibelanstalt zur Verbreitung preisgünstiger Bibeln ist sein Werk.

Kupferstich: Die Francke'schen Anstalten, 1749
Kupferstich: Die Francke'schen Anstalten, 1749

1715 bis zu seinem Tod war Francke dann Pastor an der Kirche St. Ulrich - heute als Konzerthalle genutzt - im Zentrum von Halle, aber unweit seiner Anstalt.

Medaille in der Franckeschen Familiengruft auf dem Stadtgottesacker in Halle
Medaille in der Franckeschen Familiengruft auf dem Stadtgottesacker in Halle

Dreißig Jahren nach der Gründung der Francke'schen Anstalten wurden dort 2200 Kinder von 167 Lehrern unterichtet, 154 Waisenkinder versorgt, 250 Studenten ein Freitisch gewährt. Nach fast 250 Jahren hob die damalige Provinz Sachsen in der Zeit der sowjetischen Besatzung 1946 die Selbstständigkeit der Anstalten auf, die Gebäude verfielen. Erst 1992, nach der Wende in der DDR, konnten die Stiftungen wiedergegründet werden.

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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 20.09.2024

Quellen:
• Joachim Januschek - Joachim Januschek - http://www.glaubenszeugen.de/kalender/f/kalf028.htm - abgerufen am 18.10.2023
• https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/LNL3TKZS3NGHEGIDPK7FQ5Q6FL7N75UT - abgerufen am 21.10.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.