Baptista von Varano
italienischer Name: Battista
Taufname: Camilla
Gedenktag katholisch: 31. Mai
nicht gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Observanten: 30. Mai
Name bedeutet: B: nach Johannes dem Täufer
C: die Ehrbare (latein.)
Camilla, als Tochter des Herzogs Julius Cäsar von Camerino im dortigen Palazzo aufgewachsen, hörte im Alter von neun Jahren eine Predigt des Franziskaners Dominik von Leonessa, die sie tief beeindruckte und zum Entschluss führte, ihr Leben dem Gedenken der Passion Christi zu widmen.
Als Camilla eines Tages Christus in einer Vision erschien und ihr sein
Herz mit der Inschrift Ich liebe dich, Camilla
zeigte, entschloss sie sich nach manchen inneren Kämpfen 1481 im
Kloster in Urbino - heute von einer
Kunsthochschule genutzt - in den Klarissenorden einzutreten und den
Ordensnamen Baptista anzunehmen. In Camerino gründete sie dann 1484 mit Unterstützung ihres Vaters ein neues
Kloster ihres Ordens, dessen Äbtissin sie wurde.
Unterweisungen:
Als Ordenschrist darfst du nicht erstarren in diesem Schlaf, von dem nicht wenige befallen sind… Zwar richten sie sich weiter nach der klösterlichen Ordnung, den Zeremonien, den Ordensstatuten, aber sie tun das fast genauso wie eine Schaf- oder Ziegenherde, die dem vorausspringenden Tier nachläuft, ohne zu wissen, warum. So hält auch der vom geistigen Schlaf befallene Ordenschrist an der einmal angenommenen Gewohnheit zwar immer noch fest, aber über den Sinn oder Nutzen macht er sich keine Gedanken.
Baptista wurden immer wieder mystische Erfahrungen zuteil; oft sprach der gekreuzigte
Christus zu ihr. Ab 1483 war sie als Schriftstellerin tätig, verfasste u.
a. den Bericht über ihre innere Umkehr mit dem Titel La vita spirituale
, das geistliche Leben
, die
Istruzioni
, Unterweisungen
, in denen sie vor Trägheit und Gleichgültigkeit bei Ordensleuten warnt und eine
von Kreuzes- und Leidensfrömmigkeit der Franziskaner geprägte Betrachtung über
die innerlichen Leiden Jesu Christi während seiner Passion.
Baptistas Gebeine sind in der Krypta der Kirche ihres Klosters in Camerino verwahrt.
Kanonisation: Baptista wurde am 7. April 1843 durch Papst Gregor XVI. selig- und am 17. Oktober 2010 durch Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen.
Worte der Heiligen
In einer der inneren Ansprachen Jesu an Camilla Battista geht es um den Wert des Leidens. Jesus spricht
zu der Ordensfrau:
Beuge dich dem göttlichen Willen und denke, dass der gekreuzigte Bräutigam eine gekreuzigte Braut will. Und
wenn deine schwache Natur erleiden wird, den Kelch der Passion zu trinken, verliere nicht den Mut, denn ich erlitt dasselbe
als ich sagte: Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber (Matthäusevangelium 26, 39).
Immer jedoch ist es notwendig hier anzufügen: Dein Wille geschehe (Matthäusevangelium 26, 42), und anzuerkennen, dass
Gott dir nichts Besseres tun kann, als wenn er zulässt, dass du freiwillig ein großes Übel erduldest. So behandelt dich der
himmlische Vater als geliebte Tochter, wenn er dich seinem geliebten Sohn ähnlich macht.
Wisse, dass es dir nicht an Schmähungen und Beleidigungen fehlen wird. Doch wenn du sie in Wohlwollen und Gnade verwandeln
willst, so nimm diese fünf Ratschläge:
1. Wenn dich jemand anderer beleidigt, soll es dir eher wegen der Beleidigung Gottes leid tun, als wegen deiner eigenen.
2. Bete inständig zu Gott, dass er die Schuld deiner Beleidiger vergibt, und sage mit mir: Vater, vergib ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun (Lukasevangelium 23, 34).
3. Überzeuge dich, dass du mehr dem, der dir Übles antut, als dem, der dir Gutes tut, zu Dank verpflichtet bist; denn
dieser macht dich in den Augen Gottes reiner und würdevoller.
4. Überlege, mit wie viel Liebe ich dich geliebt habe, als du mich beleidigt hast und die mir geschuldete Liebe deinen
Feinden zuwendetest.
5. Erkenne an, dass alles Übel aus meiner gütigen Hand hervorgeht. Dass ich dich betrübe, geschieht, weil ich dich liebe.
Und du sollst wirklich glauben, dass ich dir ein größeres Zeichen der Liebe erweise, wenn ich dir Anteil an meinem Kelch und
an meinem Kreuz gebe, als wenn ich dich einst umarmte und dich mit meinen Armen an mein Herz drückte als meine geliebte
Tochter, wodurch ich dir ein Zeichen meiner Tröstungen gab, bis hin zu dem, dass ich dich ausrufen ließ: Nicht weiter, mein
Herr, nicht weiter.
Leiden sind eine größere Gnade als Freuden. Eine große Wohltat erweist Gott einer Seele, wenn er sie nicht sündigen
lässt; eine größere, indem er sie veranlasst, Gutes zu tun; die größte, indem er sie freiwillig Übel erdulden lässt.
Überlass dich also gänzlich den Händen deines Gottes, um hochherzig Leiden zu erdulden. Deutlich sollst du erkennen,
dass diese Aufforderung nichts anderem als aus innigster Liebe geschieht, da die Vermählung einer gläubigen Seele mit Gott
sich nirgend anderswo vollzieht als auf dem Kreuz in leidender Liebe und in liebendem Leiden.
Quelle: Ermahnungen Jesu. In: Es begann mit einer Träne … Leben und Schriften der heiligen Camilla Battista von Varano OSC, hrsg. von Gottfried Egger, Heiligenkreuz im Wienerwald 2012, S. 202
Zitate von Camilla Battista an einen geistlichen Sohn im Ordensstand:
Ich will, mein lieber Freund, dass du ein Freund des heiligen Gebets bist, denn sie [Camilla Baptista]
trat, um Gott und sich selbst zu erkennen, durch diese Tür. Dieses Beten hat sie zur Vertrautheit mit dem großen und
allmächtigen Gott geführt, zu seinen inneren Geheimnissen, zur Ruhe und zum inneren Frieden, zum trauten Umgang mit den
engelhaften Geistern, zum zweifelsfreien Glauben an die Dreifaltigkeit und an die Dinge des Himmels, zur festen und
sicheren Hoffnung auf Heil, zu einer beständigen Gottesliebe und zur Sehnsucht nach dem Heil des Nächsten.
Du sollst Gott nicht aus Furcht vor Schmerz oder Strafe wie ein Sklave dienen, auch nicht wie eine Dirne für Geld
oder Bezahlung, sondern wie ein echter Sohn, wie eine rechtmäßige Braut. Erwidere Gott Liebe mit Liebe, Herz mit Herz,
Schmerz mit Schmerz, Blut mit Blut, Tod mit Tod.
Halte das Herz weit offen, werde großzügig und stark, damit darin der König des ewigen Lebens wandeln und umhergehen
kann, denn in einem engen Herzen wird und kann Gott nicht wohnen, denn er ist groß und über alle Götter erhaben
(vgl.
Psalm 99, 2).
Gehe, laufe, fliege auf dem Weg Gottes! Die Tüchtigen gehen, die Weisen laufen, die Liebenden fliegen. Wenn du im
Genuss der Majestät Gottes laufen kannst, so gehe nicht, wenn du fliegen kannst, so laufe nicht, denn die Zeit ist kurz
und auf dem Weg Gottes ist ein Nicht-vorwärts-Gehen ein Zurück-Gehen.
Tue alles aus Liebe zu Gott und ertrage aus Liebe zu Gott alles Widerwärtige. Aus Liebe zu Gott lies und singe das
Offizium, wasche das Geschirr, fege, verrichte die Liebesdienste sowohl an den Gesunden als auch an den Kranken!
Halte deinen Geist, soweit es deine Gebrechlichkeit erlaubt und soweit es die göttliche Gnade zulässt,
fest auf Gott gerichtet! Das ist die nützlichste und notwendigste Sache, die ein Mensch als Diener Gottes tun kann. Das
oftmalige An-Gott-Denken erwärmt das Gefühl, erleuchtet den Verstand und ist ein Zaum gegen die lässlichen Sünden, sowie
ein Besen für die Laster und eine nicht bedachte Vorbereitung für das fromme Gebet.
Du sollst Gott nicht aus Furcht vor Schmerz oder Strafe wie ein Sklave dienen, auch nicht wie eine Dirne für Geld
oder Bezahlung, sondern wie ein echter Sohn, wie eine rechtmäßige Braut. Erwidere Gottes Liebe mit Liebe, Herz mit Herz,
Schmerz mit Schmerz, Blut mit Blut, Tod mit Tod.
Quelle: Unterweisung an den Schüler. In: Es begann mit einer Träne … Leben und Schriften der heiligen Camilla Battista von Varano OSC, hrsg. von Gottfried Egger, Heiligenkreuz im Wienerwald 2012, S. 240ff
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 05.07.2023
Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. XVI, Herzberg 1999
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.