Ökumenisches Heiligenlexikon

Benedikt von Aniane

Geburtsname: Witiza
latinisiert: Euticius

1 Gedenktag katholisch: 12. Februar
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Aachen und im Benediktiner-, Trappisten- und Zisterzienserorden: 11. Februar
Übertragung der Gebeine: 1. März

Name bedeutet: der Gesegnete (latein.)

Abt in Aniane, Aachen u. a.
* vor 750 im Languedoc in Frankreich
11. Februar 821 in Kornelimünster, heute Stadtteil von Aachen in Nordrhein-Westfalen


Fassade der Klosterkirche Maguelone mit Resten des ehemaligen Schlosses
Fassade der Klosterkirche Maguelone mit Resten des ehemaligen Schlosses

Witiza war der Sohn des westgotischen Grafen Aigulf von Maguelone - dem heutigen Villeneuve-lès-Maguelone im Languedoc, der 773 im Auftrag von Karl Martell die Gegend erobert und dabei den Bischofssitz in Maguelone eingenommen und zu seiner Residenz gemacht hatte. Witiza diente als Ritter Frankenkönig Pippin dem Kleinen und Karl dem Großen. Bei dessen erstem Feldzug gegen die Langobarden wollte er nahe Pavia Pavia seinen Bruder vor dem Ertrinken retten, was misslang, aber er wäre dabei fast selbst auch gestorben. Daraufhin beschloss er, Mönch zu werden. 773/774 trat er während einer Reise gegen den Willen der Familie in St-Seine bei Dijon in ein Kloster ein.

Bald schon zog Witiza sich mit einigen Anhängern auf sein Erbgut Aniane bei Montpellier zurück und lebte dort mit ihnen nach den strengen Regeln von Basilius. Als seine Gefährten ihm Widerstand leisteten und ihn verließen, gründete er mit einigen anderen Gefährten 782 auf diesem elterlichen Gut Aniane ein eigenes Kloster nach der Regel der Benediktiner, die er zuvor als nur für Anfänger und Schwächlinge geeignet hielt. Er nahm den Ordensnamen Benedikt an und entwickelte nicht zuletzt Dank der Unterstützung von Arnold von Arnoldsweiler, des Regenten für König Ludwig den Frommen, ein Vorzeigekloster, von dem aus bald schon die vom König unterstützte Reform aller Klöster im Frankenreich ausging, die seither nach einer Mischform von Regeln geordnet waren.

Die dem heiligen Erlöser geweihte Klosterkirche</a> in Aniane
Die dem heiligen Erlöser geweihte Klosterkirche in Aniane

Das Kloster in Aniane hatte als eines der größten im Frankenreich bald schon 300 Mönche und eine beispielhafte Ausstrahlung, es wurde 792 mit einem Prachtbau erweitert. König Ludwig der Fromme machte Benedikt ob seiner Erfolge im selben Jahr zum Oberaufseher aller Klöster in Aquitanien, schließlich zum Generalabt des ganzen Frankenreiches. In dieser Funktion konnte er nachhaltig das klösterliche Leben vieler Gemeinschaften - v. a. in Südfrankreich - erneuern, die er selbst gegründet hatte oder die sich nach dem Vorbild von Aniane entwickelten, und er konnte der Benediktinerregel zum Durchbruch verhelfen. 804 erfolgte die Gründung des von Wilhelm von Aquitanien gestifteten Klosters St-Guilhem-le-Désert, das mit Mönchen aus Aniane besiedelt wurde. Ludwig der Fromme, inzwischen Kaiser, räumte dem Kloster Aniane 814 umfangreiche Rechte ein, darunter das der freien Abtswahl und Benedikt wurde Generaloberer aller Klöster nördlich der Alpen. Im selben Jahr wurde Benedikt von ihm zum Abt des Klosters Maursmünster - des heutigen Marmoutier - im Elsass und zum ersten Abt im von Ludwig gestifteten Kloster Inda im späteren Kornelimünster - dem heutigen Stadtteil von Aachen - ernannt.

In diesem Kloster Inda konnte Benedikt seine Leitungsaufgabe effizient und dem Kaiser nahe wahrnehmen. Hier wurden Mönche für die Klöster im Frankenreich ausgebildet, das Scriptorium entfaltete große Wirkung. Auf der SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Aachen 816 wurde eine Regel beschlossen, die das Leben der Kanoniker neu ordnete und ihr Leben dem der Mönche annäherte. 817 wurde vom Kaiser eine Generalversammlung aller Äbte nach Aachen einberufen und eine für alle Klöster gemeinsame Ordnung festgelegt: das Capitulare monasticum, eine veränderte Benediktinerregel; damit wurde die vom Kaiser beabsichtigte Einheit von kirchlichem und politischem Wirken durchgesetzt. In diesem Jahr nahm auch das Kloster St-Chaffre im heutigen Le Monastier-sur-Gazeille bei Le-Puy-en-Velay in Frankreich die neue Regel an. Ergebnis der Arbeit von Benedikt war, dass bis ins Hochmittelalter hinein die Klöster allgemein nach der benediktinischen Regel geordnet waren.

Nach dem Tode Benedikts richtete Kaiser Ludwig an die Mönche des Klosters Inda und den von ihnen gewählten Abt Tructesindus einen Brief, in dem er das monastische Ideal darlegte, und bestätigte die Privilegien der Abtei. Im 11. Jahrhundert lebte das Kloster Aniane in Rivalität mit dem in St-Guilhem-le-Désert, im 14. und 15. Jahrhundert setzte ein spiritueller und wirtschaftlicher Niedergang ein, 1561 bis 1563 wurde es in den Hugenottenkriegen weitgehend zerstört. Ab 1630 wurde das Kloster von Mönchen aus St-Maur-des-Fossés übernommen und wieder aufgebaut. In der Französischen Revolution wurde das Kloster verkauft und zur Baumwollspinnerei, 1845 wurde es Gefängnis; ab 1945 wurde es Jugendgefängnis mit Einrichtungen zur Ausbildung, wodurch die Räumlichkeiten wieder hergerichtet wurden. Nach dessen Schließung 1998 war es wieder dem Verfall preisgegeben, bis es 2010 die Gemeinden der Region erwarben, um es seit 2011 als Anziehungspunkt für Touristen zu restaurieren.

Der gräfliche Nachfahre von Benedikts Familie anerkannte 1085 die Herrschaft über Maguelone gegenüber Papst Gregor VII., woraufhin Papst Urban II. 1096 die Kirche von Maguelone als erste nach der in Rom anerkannte 1536 wurde der Bischofssitz von hier in die neuerbaute Kathedrale in Montpellier verlegt. 1632 wurde die Kirche in den Hugenottenkriegen zerstört, 1791 in der Französischen Revolution verkauft, Mitte des 19. Jahrhunderts vom Staat wieder erworben, 1785 wieder geweiht und 1949 der Diözese zurückgegeben; seit 1969 wird sie mit Unterstützung von Region und Spendern durch einen Verein restauriert und betrieben.

Catholic Encyclopedia

Am Historischen Seminar der Universität Tübingen wurde die von dem Mönch Ardo in Benedikts Kloster Aniane verfasste Lebensgeschichte des Benedikt von Aniane übersetzt und, ergänzt mit weiteren Informationen, online zugänglich gemacht.

Schriften von Benedikt und Ardos Lebensgeschichte auf Lateinisch gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Die ehemalige Kathedrale Maguelone kann täglich von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei, die Zufahrt zum Parkplatz führt nur über einen davor liegenden Parkplatz für Badegäste und kostet deshalb 4 €. (2014)
Das Kloster in Aniane wird restauriert und kann noch nicht besichtigt werden, auch die Kirche ist nur zu Gottesdiensten geöffnet.





USB-Stick Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD

Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon


Seite zum Ausdruck optimiert

Empfehlung an Freunde senden

Artikel kommentieren / Fehler melden

Suchen bei amazon: Bücher über Benedikt von Aniane

Wikipedia: Artikel über Benedikt von Aniane

Fragen? - unsere FAQs antworten!

Im Heiligenlexikon suchen

Impressum - Datenschutzerklärung

Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Xantippe Polyxena
Martinianus von Mailand
Gerald Edwards
Unser Reise-Blog:
 
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.


      Zum Schutz Ihrer Daten: mit 2 Klicks empfehlen!

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 16.06.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• https://www.katolsk.no/biografi/benanian.htm - abgerufen am 20.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Infotafel in der Klosterkirche Maguelone
• Richard Mayer (Hg.): Die Heiligen in Deutschland. Verlag Neue Stadt, München 1987

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.