Ökumenisches Heiligenlexikon

Bernhardin von Feltre

italienischer Name: Bernardino
Taufname: Martino Tomitano

1 Gedenktag katholisch: 28. September

Name bedeutet: der Bärenstarke (althochdt.)

Ordensmann, Priester
* 1439 in Feltre in Italien
28. September (?) 1494 in Pavia in Italien


Eusebio da San Giorgio (1787 - 1849) (zugeschrieben): Bernhardin, Privatbesitz
Eusebio da San Giorgio (1787 - 1849) (zugeschrieben): Bernhardin, Privatbesitz

Martino Tomitano, erstgeborenes Kind des Adligen Donato Tomitano und der Corona Rambaldoni, wurde von berühmten Lehrern seiner Zeit unterrichtet und studierte Rechtswissenschaften an der Universität im Palazzo Bo in Padua. Nach einer spirituellen Krise hörte er eine Predigt von Jacobus de Marchia, die ihn im Alter von 17 Jahren gegen den Widerstand seines Vaters zum Eintritt in den Orden der Franziskaner-Observanten im Kloster San Francesco Grande in Padua veranlasste; er nahm in Erinnerung an Bernhardin von Siena den Ordensnamen Bernhardin an.

Nach dem Theologiestudium im Kloster San Francesco del Deserto auf der gleichnamigen Insel in Venedig und an San Francesco in Mantua wurde Bernhardin 1463 zum Priester geweiht und war zunächst als Lehrer beschäftigt. 1469 begann seine Predigttätigkeit in Nord- und Mittelitalien.

Francesco Agosti: Bernhardin stiftet Frieden in Perugia, Altarbild, 1856, in der Kathedrale in Feltre
Francesco Agosti: Bernhardin stiftet Frieden in Perugia, Altarbild, 1856, in der Kathedrale in Feltre

Bernhardin zog als Volksprediger durchs Land, unermüdlich, oft barfuß, hungrig, bei Unwetter und unter harten Strapazen. Fragen des täglichen Lebens der Menschen standen für ihn im Zentrum der Verkündigung, insbesondere Probleme von Familie und Gesellschaft.

Federico Faruffini: Altarbild, 1861, in der Kirche Santa Maria del Carmine in Pavia
Federico Faruffini: Altarbild, 1861, in der Kirche Santa Maria del Carmine in Pavia

Bernhardin geißelte v. a. die Wucherer, gegen die er mit aller Härte predigte, was oft Unmut hervorrief. So wurde er in der Fastenzeit 1488 auf Beschluss der Signoria, des republikanischen Gemeinderats, aus Florenz verjagt, als er dort die Ausbeutung der Armen durch Wucherzins anprangerte; auch in Trient hatte er gegen Widerstand zu kämpfen. Beim Volk war er aber außerordentlich beliebt, so dass man ihn öfter vor den begeisterten Massen schützen musste, die ihn bedrängten. Viele Städte fragten ihn als Prediger an und wandten sich sogar an den Papst, um sich seinen Besuch zu sichern. Als erbarmungsloser Gegner des Geldverleihs bekämpfte er die Wucherer, die oft Juden waren; er geriet deshalb in Nähe zum Antisemitismus.

Palazzo del Monte di Pietà Vecchio in Padua, seit 1491 Sitz der Bank
Palazzo del Monte di Pietà Vecchio in Padua, seit 1491 Sitz der Bank

ehemalige Monte di Pietà in Crema
ehemalige Monte di Pietà in Crema

Palazzo del Monte di Pietà Vecchio in Monselice, seit 1922 geschlossen
Monte di Pietà in Monselice, seit 1922 geschlossen

Um den Missständen abzuhelfen, gründete Bernhardin an vielen Orten Monti di Pietà - wörtlich übersetzt Berge des Mitleids, das Wort wurde im Italienischen Begriff für die Pfandleihanstalten; dies waren Institute für die arme Bevölkerung, wobei geringe Zinsen für den Unterhalt der Einrichtungen erlaubt waren. Solche Einrichtungen entstanden 1484 in Mantua, 1491 in Padua, 1493 in Crema und Pavia, in Montagnana bei Padua - wo die Bank nahe des damaligen Klosters der Klarissen stand - sowie in Monselice bei Padua; insgesamt waren es rund 30 solcher auch durch Stiftungen und Spenden gestützte Institute. Als Provinzialvikar der Franziskaner-Observanten geriet Bernhardin durch seinen Gehorsam gegenüber dem Papst 1483 in Konflikt mit Venedig.

Bernhardin starb an Tuberkulose, predigte aber trotz der schweren Krankheit bis wenige Tage vor seinem Tod, der ihn im Konvent an der Kirche San Francesco in Pavia ereilte.

Kanonisation: Der Kult für Bernhardin wurde 1654 approbiert.
Patron der Pfandleiher

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Das Kloster San Francesco del Deserto auf der gleichnamigen Insel in Venedig ist täglich außer montags von 9 Uhr bis 11 Uhr und von 15 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Die Insel ist nur mit Privatbooten zu erreichen, am besten mit dem Boot, das vom 1. April bis 31. Oktober täglich um 14.30 Uhr von der Vaporetto-Anlegestelle in Burano abfährt mit einer Stunde Aufenthalt auf der Klostersinsel, Hin- und Rückfahrt kosten 11 €. (2021)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 09.04.2023

Quellen:

• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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