Ökumenisches Heiligenlexikon

Bernward von Hildesheim

1 Gedenktag katholisch: 20. November
Fest im Bistum Hildesheim
in Hildesheim: Übertragung der Gebeine: 16. August

1 Gedenktag evangelisch: 20. November

Name bedeutet: Schützer vor dem Bär (althochdt.)

Bischof von Hildesheim, Mönch
* um 960 in Sachsen
20. November 1022 in Hildesheim in Niedersachsen


unbekannter Künstler: Bernward inmitten seines Domes, der Engel links oben übergibt ihm die Kreuzesreliquie. Malerei auf Leder aus dem Stammheim-Messbuch, Hildesheim, um 1170
unbekannter Künstler: Bernward inmitten seines Domes, der Engel links oben übergibt ihm die Kreuzesreliquie. Malerei auf Leder aus dem Stammheim-Messbuch, um 1170, im Diözesanmuseum in Hildesheim

Bernward entstammte sächsischem Hochadel, sein Großvater war Pfalzgraf Adalbero, sein Onkel Folkmar Bischof von Utrecht, seine Tante Rotgard Äbtissin im Reichsstift Hilwartshausen. Er wurde ab 965 von Thangmar, einem berühmten Lehrer in der Schule am Dom in Hildesheim erzogen. In seiner Ausbildung zeigte er ein Faible für die schönen Künste, eine Begabung, die dort auch gefördert wurde. Von Bischof Willigis von Mainz wurde er zum Priester geweiht.

Kaiserin Theophanou machte Bernward 987 zum HofkaplanEin Kaplan (von lateinisch capellanus, „der einer Hofkapelle zugeordnete Kleriker”) ist im deutschen Sprachraum ein römisch-katholischer Priester in den ersten Jahren nach seiner Weihe, der in der Regel noch einem erfahrenen Pfarrer unterstellt ist. In manchen Bistümern wird er Vikar genannt - dies ist die Bezeichnung des kanonischen Kirchenrechts von 1983 - in anderen Kooperator. und 988 zum Erzieher des jungen Otto III., der schon seit 983 deutscher König war. 1 993 nahm Bernward die Wahl zum Bischof von Hildesheim an, Otto III. schenkte ihm eine Kreuzesreliquie.

Dom in Hildesheim
Dom in Hildesheim

Bernward förderte das geistliche Leben in seinem Bistum, kümmerte sich intensiv um Arme und Kranke, er ließ Stadtmauern und Burgen bauen zur äußeren Sicherung seines Grenzbistums gegen Einfälle der Normannen und Slawen. 994/995 zog er gegen die aufständischen Slawen an die Elbe und errichtete zum Schutz der Grenzgebiete die Mundburg in Müden an der Aller und die Burg Wahrenholz bei Gifhorn 2. In Italien unterstützte er 1000/1001 Otto III. bei der Einnahme von Tivoli und der Niederwerfung des Aufstandes in der Stadt Rom. In Rom verteidigte er auf der von Papst Silvester II. einberufenen SynodeSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. auch die Rechte seines Bistums auf das von Mainz beanspruchte Kloster Gandersheim 3. 1006/07 beteiligte er sich am Feldzug von König Heinrich II. gegen Graf Balduin von Flandern. Anschließend traf er auf einer Pilgerfahrt nach St-Denis und Tours mit König Robert II. von Frankreich zusammen und erhielt von ihm wertvolle Reliquien.

Glasfenster, 1892, in der Kirche St. Gregor VII in Bad Harzburg
Glasfenster, 1892, in der Kirche St. Gregor VII in Bad Harzburg

Auch die bis heute rund um das Domviertel in Hildesheimerhaltene Stadtmauer geht auf Bernward zurück. Er sorgte auch für die Intensivierung des geistlichen Lebens, die Hebung der Kirchenzucht und Bildung und für den Ausbau der Kirchenorganisation in seinem Bistum. Neben dem Kloster an der Kirche St. Michaelis in Hildesheim entstanden um 1000 das Kloster Heiningen bei Wolfenbüttel für Kanonissen und auf dem Gelände einer verfallenen Burganlage das damalige Kloster Steterburg - im heutigen Stadtteil von Salzgitter - für Jungfrauen ohne Gelübde sowie das Chorherrenstift St. Caecilia in der vorherigen Burg Ölsburg - im heutigen Ortsteil Ölsburg von Ilsede bei Peine -, das um 1002/1003 nach dem Tod des Grafen Altmann in der Burg eingerichtet wurde. Dabei unterstützte Bernward die Reformen von ClunyDie Reformen von Cluny gingen im 10. Jahrhundert aus vom Benediktinerkloster Cluny in Burgund. Ziel war die strenge Beachtung der Benediktinerregel und Vertiefung der Frömmigkeit des einzelnen Mönches sowie eine neue Gewissenhaftigkeit bei der Feier des täglichen Gottesdienstes. Die Klosterwirtschaft sollte selbständig zum Erhalt des Klosters dienen können und die Klöster aus dem Herrschaftsanspruch der weltlichen Herren aber auch der Bischöfe herausgenommen und direkt dem Schutz des Papstes unterstellt werden.. Und er förderte gemäß seiner Veranlagung die kirchliche Kunst: er gründete die Hildesheimer Werkstätten, die einzigartige Werke der Baukunst, Malerei, Gießerei, Goldschmiede- und Buchkunst hervorbrachten und Hildesheim zu einem Kunstzentrum machten.

„Bernwardstür”, um 1015, im Dom in Hildesheim
Bernwardstür, um 1015, im Dom in Hildesheim

1010 legte Bernward den Grundstein zum Bau der Kirche St. Michaelis in Hildesheim, der Kirche des von ihm gestifteten Benediktinerklosters. Zum von Bernward begonnenen Anbau des Westwerks am Dom in Hildesheim wurden die berühmten Bernwardstüren gefertigt 4; diese Bronzetüren sind eine Bilderbibel für das damals leseunkundige Volk und stellen den ersten dreidimensionalen Guss nördlich der Alpen dar; die dabei verwendeten Techniken hatte Bernward von einer Reise aus dem Orient mitgebracht.

„Christussäule” oder „Bernwardssäule”, 1020, ursprünglich in der Kirche St. Michaelis in Hildesheim, ab 1871 vor dem, seit 1893 im Dom in Hildesheim
Christussäule oder Bernwardssäule, 1020, ursprünglich in der Kirche St. Michaelis in Hildesheim, ab 1871 vor dem, seit 1893 im Dom in Hildesheim

Bernward schuf auch die Christussäule - auch Bernwardssäule genannt -, die der Trajanssäule in Rom nachempfunden ist, nachdem Bernward diese bei seiner Romreise im Forum Romanum gesehen hatte. Auf ihr thronte ursprünlich eine Kreuzigungsdarstellung, diese wurde 1544 in der Reformation dirch Bilderstürmer zerstört. Diese Säule gehört zusammen mit den Bernwardstüren heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Kurz nach der erneuten Einweihung des Domes, wenige Tage vor seinem Tod, wurde Bernward selbst Benediktiner. Auch die reiche Ausmalung seines Evangeliars und der prachtvolle Abendmahls-Kelch werden seiner bewundernswert kunstfertigen Hand zugeschrieben. Seinen Sarkophag und die Grabplatte habe Bernward zu Lebzeiten selbst angefertigt, die Inschriften legen tatsächlich seinen persönlichen Anteil nahe.

Bernward starb wenige Wochen nach der Weihe der Kirche St. Michaelis. Sein Sarkophag in der Krypta dieser Kirche in Hildesheim ist leer, die Reliquien ruhen in der Kirche St. Magdalenen, weil die Michaelskirche evangelische Kirche wurde.

Das Kloster Heiningen wurde 1810 in der Säkularisation aufgehoben, die Gebäude wurden Privatbesitz, die Kirche wurde Staatseigentum und ist nun für katholische Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Das Kloster Steterburg wurde im 12. Jahrhundert zu einem Augustiner-Chorfrauenstift umgewandelt, 1568 wurde es zum evangelischen Damenstift, ab 1691 ausschließlich für adelige Damen. 1938 wurde das Jungfrauenstift Steterburg aufgelöst, 1955 wurde die Stiftskirche evangelische Gemeindekirche. Das Chorherrenstift in der vorherigen Burg Ölsburg ist schon um 1230 wieder eingegangen, im 18./19. Jahrhundert wurden die Stiftsgebäude und die Stiftskirche abgerissen. Die Kirche St. Michaelis in Hildesheim wurde nach der Reformation evangelisch, das angeschlossene Kloster aufgelöst; die Krypta der Kirche mit dem - inzwischen leeren - Grab von Bernward ist aber noch in katholischer Hand.

'Bernwardssäule' (Detail), heute im Dom in Hildesheim
Bernwardssäule (Detail), heute im Dom in Hildesheim

Kanonisation: Ein erster Anlauf einer bischöflichen Kanonisation um 1150 misslang, schließlich konnte Kardinal Cinthius am 8. Januar 1193 Bernwards Heiligsprechung durch Papst Coelestin III. erreichen; er war der erste heiliggesprochene Sachse.
Attribute: mit Bernwardskreuz, als Silberschmied
Patron des Bistums Hildesheim; der Goldschmiede

1 Möglicherweise war Bernward schon unter Otto II. am Hof, möglicherweise auch als Kanzleinotar.

2 Die Wall-Aufschüttungen der einstigen Burg Wahrenholz östlich des Baches Ise sind heute noch zu erkennen.

3 Der Streit zwischen Mainz und Hildesheim um die Zugehörigkeit des Klosters Gandersheim wurde erst 1028 endgültig zugunsten von Hildesheim entschieden; 1030 anerkannte der Mainzer Erzbischof Aribo den Verzicht auf Gandersheim.

4 Die oft vertretene Auffassung, die Türen des Hildesheimer Domes seien ursprünglich für die Kirche St. Michaelis gedacht gewesen, ist nach archäologischen und kunsthistorischen Forschungen noch immer – mit immer neuen Argumenten für und wider – umstritten.

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Der Dom in Hildesheim ist täglich von 10 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet - samstags nur bis 16 Uhr. (2024)
Die Kirche St. Michaelis in Hildesheim ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nir bis 16 Uhr geöffnet. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 10.10.2024

Quellen:
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• http://kirchensite.de/index.php?myELEMENT=78351 nicht mehr erreichbar
• http://www.glaubeaktuell.net/portal/nachrichten/nachricht.php?IDD=1273238677 nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I, Hamm 1990
• Dirk Woltmann, Pastor an St. Michaelis in Hildesheim, E-Mail vom 2. Dezember 2021
• https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/oelsburg - abgerufen am 08.10.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.